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Bundestrainer Joachim Löw und Bastian Schweinsteiger bei der PK vor dem Spiel gegen die Niederlande
Bundestrainer Joachim Löw und Bastian Schweinsteiger bei der PK vor dem Spiel gegen die Niederlande

"An die Schmerzgrenze gehen"

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Charkiw - Bundestrainer Joachim Löw erwartet im zweiten EM-Gruppenspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen die Niederlande am Mittwoch ein Duell zweier "Weltklassemannschaften auf Augenhöhe. Vielleicht wird es auch eine Hitzeschlacht, mir müssen an die Schmerzgrenze gehen".

"Die Form kommt mit den Spielen"

Trotz der Auftaktniederlage der Niederländer gegen Dänemark (0: 1) glaubt Löw aber nicht, dass der Vize-Weltmeister anders ins Spiel gegen den Erzrivalen geht: "Ich erwarte nicht, dass Holland taktisch groß etwas ändern wird. Ihr Spiel besteht aus viel Ballbesitz, dazu sind sie in der Offensive weltklasse besetzt", sagte der 52-Jährige am Mittwochnachmittag vor dem Abschlusstraining in Charkiw.



Mittelfeld-Regisseur Bastian Schweinsteiger ist gespannt, "was die Niederländer so zu bieten haben", weiß aber vor allem um "die große Chance, eine Vorentscheidung in der Gruppe herbeizuführen". Sich selbst sieht Schweinsteiger nach seiner langen Verletzungspause noch nicht in Topform, "aber ich stelle mich in den Dienst der Mannschaft. Natürlich habe ich schon besser gespielt, aber das kommt mit den Spielen. Da bin ich mir sicher, ich weiß nur nicht, wann".

Bei Schweinsteigers Teamkameraden war von Anspannung einen Tag vor dem Kracher noch nicht viel zu sehen: Völlig entspannt lümmelten die DFB-Stars in ihrer Lounge im EM-Quartier, lasen Zeitung oder legten einfach nur die Füße hoch. Es herrschte Wohlfühl-Atmosphäre - dabei hatte Joachim Löw die Spannung vor dem zweiten EM-Gruppenspiel noch einmal erhöht.

Selbst Mario Gomez, beim Auftaktsieg gegen Portugal gefeierter Torschütze, erhielt vom Bundestrainer keinen Freifahrtsschein. Löw ließ seine Spieler vor dem zweistündigen Sonderflug in die Ukraine am Dienstag bewusst zappeln, keiner sollte sich in den komfortablen Business-Class-Sitzen zu sicher fühlen. Er wolle sich "nicht definitiv festlegen. Ich sage nicht: Never change a winning team", sagte Löw. "Vielleicht gibt es noch eine Eingebung", fügte er hinzu und lächelte dabei vieldeutig.

Schürrle für Podolski?



Auch wenn er seine Siegerelf von Lwiw wahrscheinlich trotzdem nicht verändern wird - eine gewisse Unsicherheit und Raum für allerlei Gerüchte blieben, zumal der Trainer anfügte: "Ab und zu bin ich für eine Überraschung gut." Bei der Aufstellung entscheide er auch mal kurzfristig, einfach aus dem Bauch heraus. Eine solche Bauchentscheidung hatte Gomez und Mats Hummels gegen die Portugiesen zu einem Platz in der Startelf verholfen.

Schon wurde gemutmaßt, dass diesmal Tor-Held Gomez durch Miroslav Klose ersetzt werden könnte. Auch, weil Löw seinen 34 Jahre alten Rekordschützen am Montag in den höchsten Tönen gelobt hatte. Klose werde immer besser, "und wenn er fit ist, ist er ein Weltklassespieler". Gomez aber ging fest davon aus, erneut zu beginnen. Schon eher wäre möglich, den nicht überzeugenden Lukas Podolski auf der linken Seite durch Andre Schürrle zu ersetzen. Auch Marco Reus wäre ein Kandidat für die Außenbahn. Festgespielt haben sich derweil der gegen die Portugiesen überragende Innenverteidiger Hummels und Jerome Boateng, der auf der rechten Abwehrseite Superstar Cristiano Ronaldo ausgeschaltet hatte.

Doch auch Boateng steht nach seinen Eskapaden weiter unter strenger Beobachtung. "Die Bringschuld dauert ein bisschen länger. Nicht nur ein Spiel, sondern im besten Fall sechs Spiele", sagte Löw der "ARD". Zu einer Lösung der Aufstellungsrätsel wollte zumindest Teammanager Oliver Bierhoff am Tag vor dem Spiel nichts beitragen: "Ich bin auch gespannt, wie der Trainer entscheidet."

Der Fluch des zweiten Gruppenspiels



Doch wen auch immer Löw aus seiner Wundertüte zaubern wird: Sicher ist zumindest, dass die DFB-Auswahl den "Fluch des zweiten Gruppenspiels" mit aller Macht vertreiben und mit einem Sieg gegen den Erzrivalen den wohl entscheidenden Schritt ins EM-Viertelfinale gehen will. "Ich hoffe, dass wir die Schwierigkeiten, die wir zuletzt bei Turnieren hatten, vermeiden können und nicht wieder zittern müssen", sagte Bierhoff. Die DFB-Auswahl hat seit 1998 nur einmal das zweite Vorrundenspiel gewonnen: 2006 gegen Polen (1:0). Ansonsten gab es drei Niederlagen, drei Unentschieden - und anschließend im Gruppenfinale jede Menge Druck.

Dass die Holländer nach dem missratenen Start gegen Dänemark (0: 1) in Not sind und im November in Hamburg beim 0:3 von der DFB-Auswahl eine regelrechte Lehrstunde erhalten hatten, soll am Mittwoch keine Rolle spielen. Auch in Bezug auf die deutsche Startformation. Dies habe keinen Einfluss, "wir wollen und müssen gegen Holland gewinnen. Sie stehen unter enormem Druck. Aber wir konzentrieren uns auf uns", sagte Bierhoff wie zuvor schon Löw über das "kleine Finale". Man wäre auch "verrückt zu glauben, dass das Spiel ähnlich wie im November läuft. Das wird viel härter."

Zumal "Oranje" diesmal auf seine Super-Offensive um Robin van Persie, Wesley Sneijder und vor allem Arjen Robben zurückgreifen kann. Für Löw ist diese "mit das Beste, was es gibt". Vor allem Robben dürfte gegen seine Münchner Kollegen auf DFB-Seite hochmotiviert sein. Sollte er wie gewohnt über die rechte Seite angreifen, würde er auf DFB-Kapitän Philipp Lahm treffen. Der kennt Robben aber in- und auswendig und weiß, "dass Arjen bekanntlich lieber innen vorbeigeht".

Bleibt zu hoffen, dass Lahm diesmal besser mit den klimatischen Bedingungen zurechtkommt. Nach dem Portugal-Spiel hatte der Verteidiger über die Schwüle geklagt, in Charkow soll es noch wärmer werden. Bis zu 30 Grad werden erwartet. Löw sieht darin kein Problem: "Das ist kein Thema für uns. Beide Teams haben die gleichen Bedingungen."


Die voraussichtliche deutsche Aufstellung:

1 Neuer - 20 Boateng, 5 Hummels, 14 Badstuber, 16 Lahm - 7 Schweinsteiger, 6 Khedira - 13 Müller, 8 Özil, 10 Podolski - 23 Gomez