Der Stein des Anstoßes: Den Treffer von Maurice Edu in der 85. Minute erkannte Schiri Koman Coulibaly nicht an
Der Stein des Anstoßes: Den Treffer von Maurice Edu in der 85. Minute erkannte Schiri Koman Coulibaly nicht an

Amerikaner fühlen sich betrogen

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Die Medien stellten Verschwörungs-Theorien auf, die Fans hackten die Wikipedia-Seite von Schiedsrichter Koman Coulibaly, und Landon Donovan fühlte sich bestohlen: Der Tor-Klau bei der Fußball-WM in Südafrika schlägt in den USA hohen Wellen, doch Bundesliga-Profi Steven Cherundolo hält mit ebenso markanten Worten dagegen.

"Es ist ärgerlich, aber es darf in den nächsten Tagen kein Alibi sein. Das wäre Bullshit", sagte der Defensivspieler von Hannover 96 nach dem 2:2 (0:2) gegen Slowenien: "Wenn wir am Schluss nicht weiter sind, können wir uns immer noch ärgern."

"So etwas darf bei einer WM nicht passieren"

Nach einer katastrophalen ersten Halbzeit hatten die US-Boys durch Ex-Bundesligaprofi Landon Donovan (48.) und den Mönchengladbacher Michael Bradley (82.) den Ausgleich und durch Maurice Edu (85.) eigentlich sogar das Siegtor erzielt. Doch der Unparteiische aus Mali verweigerte dem Tor die Anerkennung. Warum wusste niemand, und Coulibaly wollte es auch nicht erklären.

"Wir haben ihn viermal gefragt. Entweder hat er uns ignoriert, oder er kann kein Englisch", äußerte Donovan und ergänzte: "Keine Ahnung, warum er uns das Tor geklaut hat. Aber so etwas darf bei einer WM nicht passieren."

Doch sein erster WM-Einsatz hat für Coulibaly einen Spießrutenlauf zur Folge. Wütende US-Fans hackten kurz nach dem Spiel bereits seine Wikipedia-Seite. Kurzzeitig stand dort: "Coulibaly hasst die USA angeblich mit glühender Leidenschaft. " Der Eintrag wurde umgehend gelöscht.

"Wir sind eine echte Einheit"

Auch ein Großteil der US-Medien stürzte sich auf den Finanzbeamten aus Bamako. "Diebstahl", titelten die drei großen New Yorker Zeitungen einheitlich. Und die Chicago Tribune stellte fest: "Die Amerikaner werden immer behaupten können, sie hätten 3:2 gewonnen."

Immerhin wurden die US-Boys im dritten Pflichtspiel in Folge zu "Comeback-Kids". "Das sagt viel über diese Mannschaft. Wir sind einfach unglaublich schwer zu schlagen. Das ist die amerikanische Mentalität", sagte Cherundolo, forderte aber künftig mehr Aufmerksamkeit zu Beginn des Spiels.

"Wir sind nicht in der Lage, bei einer WM viele Teams zu dominieren. Wir sind nicht Real Madrid oder Bayern München mit überragenden Einzelspielern. Wir müssen uns das Recht zu spielen, erst einmal erkämpfen", sagte er: "Diese Mannschaft lebt von ihrem Teamgeist, wir sind eine echte Einheit."

Brecko hadert mit dem Ausgang

Einem möglichen Achtelfinal-Duell gegen Deutschland würde "Dolo", der seit elf Jahren in Hannover spielt, aber gerne aus dem Weg gehen. "Deutschland wäre natürlich ein Highlight. Ich lebe in Deutschland und habe eine deutsche Frau, die ich sehr liebe", meinte der 31-Jährige: "Aber Deutschland hat eine gute Mannschaft, und ich will weit kommen in diesem Turnier. Deshalb können wir von mir aus lieber gegen jemanden anders spielen."

Wie eine Niederlage empfanden die Slowenen das Remis. Zwar sind die "kleinen Drachen" weiter ungeschlagener Tabellenführer der Gruppe C, doch nach den Toren von Valter Birsa (13.) und Zlatan Ljubijankic (40.) fehlten nur acht Minuten zur Achtelfinal-Qualifikation. Dieser historische Erfolg steht gegen England nun wieder auf wackligen Beinen. "Wenn man 2:0 führt, kann man mit einem Punkt nicht zufrieden sein", sagte der Kölner Miso Brecko.

Trainer Matjaz Kek versuchte dagegen die Verbrüderung mit den Journalisten. "Ich hoffe, Sie sind auch stolz darüber, wie weit Slowenien bei diesem Turnier gekommen ist", rief er einem zu: "Und morgen kommen Sie dann, und wir trinken ein Bier."