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Bei der WM 1998 trafen Jürgen Klinsmann (l.) und Tom Dooley direkt aufeinander
Bei der WM 1998 trafen Jürgen Klinsmann (l.) und Tom Dooley direkt aufeinander

"Alles wird von Jahr zu Jahr besser"

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Was Jürgen Klinsmann kann, beherrscht Thomas Dooley schon lange. Privat und beruflich fliegt der ehemalige Bundesliga-Spieler zwischen Deutschland und den USA hin und her.

Kurz vor einem erneuten Abflug ins sonnige Kalifornien nahm sich der Deutsch-Amerikaner die Zeit, mit bundesliga.de über das All-Star Game der Major League Soccer zu sprechen und den Stellenwert der MLS deutlich zu machen. Außerdem schaut der Ex-Nationalspieler auf Jürgen Klinsmann und die Entwicklung seiner ehemaligen Arbeitgeber in der Bundesliga.

bundesliga.de: Herr Dooley, wie geht es Ihnen? Was machen Sie zurzeit?

Thomas Dooley: Mir geht es sehr gut. Ich war gerade auf Reisen: Slowenien, Österreich, Ungarn und auch Deutschland. Mit unserem Unternehmen Match Analysis analysieren wir Spiele für Profivereine. Für die internationalen Spiele waren unsere Partner z.B. Leverkusen, Schalke und Hamburg. Wir zerlegen jedes Spiel in 2000-3000 Einzelteile und erstellen eine Video-hinterlegte Online-Datenbank. Unsere Partner gewinnen mehr Spiele.

bundesliga.de: Sicherlich verfolgen Sie das Geschehen in der Welt des Fußballs noch immer aufmerksam. In Ihrer Heimat, den USA, findet am Donnerstag das All-Star Game statt. Wie wichtig ist diese Veranstaltung für den US Soccer?

Dooley: Ein All-Star Game ist in jedem Sport ein ganz entscheidender und wichtiger Event. Das Medieninteresse ist groß, es kommen die besten Sportler zusammen und den Fans wird tolle Unterhaltung geboten. Die MLS hat das Konzept des All-Star Games schon einige Male geändert. So spielten früher die US-All-Stars gegen die All-Stars aus aller Welt. Später spielten die von den Trainern gewählten All-Star Mannschaften, dann von den Zuschauern gewählte All-Stars. Einmal war es Ost All-Stars gegen West All-Stars. Das aktuelle Format finde ich klasse. Da spielen die All-Stars der MLS gegen eine internationale Spitzenmannschaft.

bundesliga.de: Könnten Sie sich trotz der vielen Wettbewerbe, in denen die Teams hierzulande antreten, auch in der Bundesliga ein All-Star Game vorstellen?

Dooley: Möglich wäre das, keine Frage. Die Frage ist, ob es Sinn macht? In Deutschland muss man solche Events nicht erfinden, um die Popularität der Sportart zu erhöhen. Die Stadien sind voll. Die Begeisterung, die wir hier bei der WM 2006 und der EURO 2008 erlebt haben, ist noch allen in bester Erinnerung. Es gibt Champions-League- und UEFA-Cup-Spiele gegen starke Gegner. Dazu kommen noch Spiele mit der Nationalmannschaft. Da wird es ohnehin schwer, solch ein All-Star Game unterzubringen. Vielleicht würde es ganz gut als Abschluss der Hinrunde passen. Ein großes Event, angelehnt an den Super Bowl in den USA, bei dem es eine Woche lang rund geht. Doch die Vereine hätten sicher Angst vor Verletzungen. Und ob sich die Spieler bei all der Belastung noch für einen Spaßkick abstellen lassen würden, ist auch zu bezweifeln.

bundesliga.de: Welchen Stellenwert hat die Major League Soccer in den USA und wie hat sich die Liga in den vergangenen Jahren entwickelt?

Dooley: Alles wird von Jahr zu Jahr besser. Doch es liegt noch ein hartes Stück Arbeit vor allen Beteiligten. Man hat halt aus dem Nichts eine Profiliga geschaffen, die übers ganze Land verteilt spielt. Die Vereine haben vor allem zu Beginn der MLS keinen Profit gemacht. Ich habe in New York gespielt. Dort waren im Schnitt 30.000 Zuschauer nötig, um den Break Even zu erreichen. Und nur wenn Geld reinkommt, können die Clubs auch neue und bessere Spieler verpflichten. Mittlerweile hat jeder Club eine zweite Mannschaft. Was fehlt, sind Nachwuchsteams. In den USA gibt es 20 Millionen Kinder, die Fußball spielen, mit diesem Sport aufwachsen. Diese Generation muss halt langfristig an den Sport gebunden werden. Das Problem ist, dass Jugendfußball in den USA ein reines Geschäft ist. Jeder versucht damit Geld zu machen. Leider kommt dabei die Entwicklung der Spieler zu kurz. Auch die Fans sind nicht so, wie man sie aus Europa kennt. Die sind keineswegs so Feuer und Flamme für ihr Team wie das in Deutschland oder in Mexiko der Fall ist. Das hat mehr einen Eventcharakter. Es fehlt halt diese Begeisterung, die den Fußball anderswo ausmacht. Und die schafft man nicht mal eben so aus dem Nichts.

bundesliga.de: Landon Donovan ist der aktuell wohl beste amerikanische Spieler. War es für ihn und die MLS eine gute Entscheidung, dass er sich für sein Heimatland und gegen die Bundesliga entschieden hat?

Dooley: Donovan ist zweifelsohne ein Gewinn für die Liga. Er zieht viele Zuschauer und hebt das Niveau des Fußballs in den USA ungemein. Für ihn persönlich weiß ich nicht, ob dieser Schritt der bessere war. In den USA fehlt ihm einfach der Druck. Der Druck von den Medien und den Fans, erfolgreich zu sein und sich zu verbessern. Um Höchstleistungen zu bringen, muss ich auch einen gewissen Druck spüren. In den USA gibt es keine Konkurrenz, wie das in Europa der Fall ist. Er hätte auch in Europa bleiben und sich durchbeißen können. Für die US-Nationalmannschaft wäre das sicher besser gewesen. Denn der Erfolg einer Nationalelf hängt auch davon ab, wie viele Top-Spieler bei den Top-Vereinen spielen. Wenn wir zehn Profis haben, die dort Stammspieler sind, dann können wir auch einmal eine richtig gute WM spielen. Den Fußball leben, riechen, schmecken und fühlen. Da muss Amerika noch hinkommen!

bundesliga.de: Das Zugpferd der MLS in den Medien ist David Beckham. Hat er der Liga und der Popularität des Fußballs in den USA wirklich geholfen?

Dooley: Auf jeden Fall. Das lässt sich auch analysieren. Unsere Firma arbeitet mit jedem Team der MLS zusammen. Wir durchleuchten sozusagen jeden einzelnen Spieler. Und daran lässt sich feststellen, dass Beckham zu den Spitzenathleten gehört. Alles was er macht hat Hand und Fuß, ist sehr kreativ und hat auch das Interesse in den Medien unheimlich gesteigert. Er bringt eine tolle Einstellung mit, engagiert sich für den Sport und versucht zurückzugeben, was er von der MLS bekommen hat. Wenn er spielt, kommen die Fans in Strömen. Nun gilt es, diese Leute dauerhaft an den Sport und die Liga zu binden. Denn in einigen Jahren ist auch ein Beckham keine Besonderheit mehr in Hollywood.

bundesliga.de: Nun aber über den großen Teich nach Deutschland. Jürgen Klinsmann Debüt als Vereinstrainer ist das große Thema in der Bundesliga. Was erwarten Sie von ihm?

Dooley: Ich bin zu weit weg, um etwas erwarten zu können. Doch selbstverständlich wünsche ich Jürgen Klinsmann großen Erfolg. Bayern München ist einer der wenigen Clubs, bei denen er die Dinge umsetzen kann, die er sich vorstellt. Man hat ja bei der Nationalmannschaft gesehen, wie viele Neuerungen er dort hineingebracht hat und welchen Erfolg er damit trotz aller Kritik hatte. Bei den Bayern spielt das Finanzielle weniger eine Rolle als das bei anderen Vereinen der Fall gewesen wäre. Daher kann er dort viele seiner Ideen einbringen und umsetzen.

bundesliga.de: Es ist bekannt, dass Klinsmann sehr viel von der Arbeit der US-Sportligen hält. Was ist so anders an der Arbeit in der National Football League oder der Major League Baseball?

Dooley: Der Sport entwickelt sich immer weiter. Und in den USA hat man schon vor vielen Jahren erkannt, dass ein guter Trainer allein nicht ausreicht. Analysen, Videos und spezielle Trainer für spezielle Bereiche können ein enormer Vorteil sein. Diese Dinge machen sicher nicht das komplette Spiel aus. Doch es können die zehn Prozent sein, die über Erfolg und Misserfolg entscheiden. Jürgen hat ja in Los Angeles mit der Galaxy zu tun gehabt. Im gleichen Haus gab es auch Trainer verschiedener anderer Sportarten. Alle möglichen Spitzenathleten gaben sich dort die Türklinke in die Hand und wenn man denen über die Schulter schaut, kann man viele neue Dinge erkennen. Dabei hat Jürgen sicher den einen oder anderen Punkt entdeckt, von dem er überzeugt ist, dass er einen Spieler besser machen kann.

bundesliga.de: Sie haben in der Bundesliga für Bayer Leverkusen und den FC Schalke 04 gespielt. Was erwarten Sie von diesen beiden Teams in der kommenden Saison?

Dooley: Es freut mich, dass die Leverkusener einem jungen Trainer wie dem Bruno eine Chance geben. Wenn er als Trainer ebenso auftritt, wie er das als Spieler getan hat, wird er seinen Weg gehen. Ich habe zu Bayern immer noch ein sehr gutes Verhältnis, ebenso zum FC Schalke. Als Kind war S04 mein Lieblingsverein und dem bin ich noch immer sehr verbunden. Ich hoffe, dass es für die Schalker endlich mal wieder zum Meistertitel reicht. Und wenn wir ab 2009 zu einhundert Prozent mit Schalke zusammenarbeiten dürfen, bin ich davon überzeugt, dass sie wieder Meister werden!

bundesliga.de: Den Großteil Ihrer Laufbahn verbrachten Sie aber beim 1. FC Kaiserslautern. Wie sehr hat Sie die Situation beim FCK in der vergangenen Saison berührt und welche Hoffnungen setzen Sie in Stefan Kuntz und den Neuanfang?

Dooley: Ich bin heilfroh, dass der FCK die Kurve noch einmal gekriegt hat. Diese Region braucht den Club einfach wie Gelsenkirchen nicht ohne Schalke kann. Die Verpflichtung von Stefan gab dem Team in der Saisonendphase einen gehörigen Schub. Er kann mit Sicherheit noch neue Sponsoren finden, die noch im Tiefschlaf sind. Er hat ein gutes Verhältnis mit dem Trainer aufgebaut, was unheimlich wichtig ist. Sein Netzwerk verhalf ihm sicher dazu, den einen oder anderen Spieler in die Pfalz zu holen, der der Mannschaft weiterhelfen kann. Ich habe überhaupt keine Bedenken, dass der FCK etwas mit dem Abstieg zu tun haben könnte. Das Ziel muss es sein, in zwei Jahren wieder oben mitzuspielen.

Das Gespräch führte Sebastian Stolz