Hoffenheims neuer Cheftrainer Holger Stanislawski (M.) verschafft sich beim Training einen Überblick über den Leistungsstand seiner Mannschaft
Hoffenheims neuer Cheftrainer Holger Stanislawski (M.) verschafft sich beim Training einen Überblick über den Leistungsstand seiner Mannschaft

"Alles, was das Herz begehrt"

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Hoffenheim - Er ist ein Hamburger "Jung", war als Spieler und Trainer beim FC St. Pauli Kult - doch seit Mittwoch erlebt Holger Stanislawski im beschaulichen Hoffenheim eine völlig neue Welt. Bei seiner Vorstellung im Mai bei 1899 Hoffenheim hatte er nach seinem tränenreichen Abschied vom "Kiez-Club" deshalb noch von "einem gewaltigen Tapetenwechsel" gesprochen.

Der 41-Jährige nimmt seinen Wechsel ins Kraichgau mit norddeutscher Gelassenheit. "Hamburg hat einfach ein paar mehr Einwohner, ein paar mehr Ampeln und Straßen, sonst nichts", sagte Stanislawski nach der ersten Trainingseinheit in Hoffenheim mit einem Schmunzeln.

Stanislawski verzichtet auf Urlaub

Er habe auch in Hamburg nicht permanent das Kulturprogramm genossen und den Trubel gesucht. Und überhaupt sei das "eine ganz, ganz tolle Gegend. Wir kriegen hier auch alles, was das Herz begehrt." Für Kultur, blühende Landschaften und Trubel bleibt Stanislawski in den nächsten Wochen ohnehin keine Zeit - genauso wenig wie für die Wohnungssuche.

15 bis 16 Stunden am Tag werde er im Trainingszentrum in Zuzenhausen verbringen: "Wir gehen nur zum Schlafen ins Hotel." Erst nach der Vorbereitung werde er sich dann "ein lauschiges Plätzchen" suchen. Seit vergangenem Samstag ist der neue Hoffenheimer Trainer, der zur akribischen Vorbereitung sogar auf seinen Urlaub verzichtete, mit seinem Assistenten Andre Trulsen "hier unten".

Dietmar Hopp ist überzeugt

Er habe seitdem viele Gespräche geführt und dabei "sehr viele gute Dinge" erkennen können: "Das macht Lust auf mehr." Die Erwartungen an den früheren Verteidiger, der 18 Jahre als Spieler und Trainer auf St. Pauli tätig war, sind groß - nicht nur sportlich. Mit seiner offenen Art, die keineswegs hanseatisch unterkühlt ist, soll "Stani" dazu beitragen, dass aus 1899 Hoffenheim ein Kultclub wird.

Dietmar Hopp sieht in Stanislawski trotz dessen Abstiegs mit St. Pauli deshalb den idealen Trainer. "Er wirkt völlig natürlich, ist total geerdet und hat keine übertriebenen Vorstellungen. Er ist ein Typ, der Menschen begeistern kann", sagte Hopp. Stanislawski habe zudem "ein tolles Verhältnis zur Mannschaft, und trotzdem ist da der notwendige Respekt gewahrt".

Ein klares Ziel

Auch Manager Ernst Tanner ist überzeugt, "dass er den Nerv der Jungs trifft. Es ist sehr viel positives Feedback." Ob dies auch so bleibt, hängt wie immer in der Bundesliga vor allem von den sportlichen Erfolgen ab. Mit Platz 11 will sich in Hoffenheim niemand mehr zufrieden geben.

"Das Ziel oben reinpiksen kann man schon unterschreiben. Das wollen wir, das ist ein sehr hohes Ziel. Aber wenn wir einen einstelligen Tabellenplatz erreichen, sind wir zufrieden", sagte Tanner. Deshalb sei es wichtig, so Stanislawski, "die Strukturen und die Menschen im Verein kennenzulernen, um gleich mit allen durchstarten zu können".

Spielersuche läuft weiter

Bisher stehen dem neuen 1899-Coach zwei Neuzugänge zur Verfügung, Fabian Johnson und Sven Schipplock. David Alaba soll zudem weiter vom FC Bayern ausgeliehen werden, Andreas Beck wird wohl auch in der kommende Saison das 1899-Trikot tragen. Ein Wechsel zu Juventus Turin ist wohl vom Tisch.

"Ich gehe davon aus, dass Andi bleibt. Turin hat die Frist verstreichen lassen. Es gibt nach meinem Kenntnisstand keine weiteren Interessenten", erklärt Tanner. Auch Beck geht von einem Verbleib in Hoffenheim aus. "Ich habe nie gesagt, dass ich unbedingt weg möchte. Es gab ein interessantes Angebot aus Turin, aber jetzt bin ich wieder hier in Hoffenheim, freue mich auf die neue Saison und konzentriere mich ganz auf diese Aufgabe."

Gesucht werden laut Tanner noch ein "junger Torhüter" und ein "kopfballstarker Sechser". Stanislawski sieht die Lage "tiefenentspannt. Wir müssen im Moment aufgrund unseres Kaders nicht an den Markt ran, weil die Qualität schon sehr, sehr hoch ist."