Marcel Schäfer (l.) gewann in der Partie gegen den BVB neun seiner zehn Zweikämpfe
Marcel Schäfer (l.) gewann in der Partie gegen den BVB neun seiner zehn Zweikämpfe

"Alles andere als einfach"

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Wolsburg - Wer Marcel Schäfer nach der 1:5-Niederlage in Dortmund ins Gesicht blickte, sah puren Frust. Trotzdem nahm sich der Verteidiger Zeit, mit bundesliga.de in einem exklusiven Gespräch über die Gründe für die Krise des VfL Wolfsburg zu sprechen.

Mit 90 Prozent seiner gewonnen Zweikämpfe war Marcel Schäfer der Spieler mit dem Bestwert auf dem Platz. Verhindern konnte er die deftige Niederlage beim BVB aber auch nicht. Im Interview mit bundesliga.de spricht Schäfer über fehlende Kompaktheit, den Blick nach unten und harte Arbeit. Und er ist überzeugt: "Der Trainer weiß genau, wo er den Hebel ansetzen muss."

bundesliga.de: Marcel Schäfer, was frustriert Sie mehr - die Niederlage an sich, das Ergebnis oder das ganze Spiel beim BVB?

Marcel Schäfer: Alles! Eigentlich hatten wir einen ganz guten Start in das Spiel. Aber dafür kann man sich auch nichts mehr kaufen, wenn man am Ende mit einer 1:5-Niederlage nach Hause fährt. Mit dem ersten Torschuss geht Dortmund in Führung, kurz vor der Pause gibt's mit dem zweiten Treffer dann einen richtigen Genickschlag für uns. Im Fußball werden Spiele oft durch Kleinigkeiten entscheiden. Und das macht Dortmund überragend. Sie schalten vor allem hervorragend um und darin haben sie uns einiges voraus. Wir können uns etwas davon abschauen, wie der BVB in diesem Spiel aufgetreten ist.

bundesliga.de: Was muss sich Wolfsburg nach zuletzt nur einem Punkt aus fünf Spielen denn ganz dringend abschauen?

Schäfer: Wir müssen in der Defensive besser stehen und viel besser verteidigen. Wir sind zwar immer für ein eigenes Tor gut, das ist keine Frage. Aber wir bekommen viel zu viele Gegentore. Wir müssen daran arbeiten, viel kompakter zu stehen. Die ganze Mannschaft muss zusammen verteidigen, um kein Tor zu kassieren. Das sollte unser primäres Ziel sein.

bundesliga.de: Haben Sie eine Erklärung, warum es an der Kompaktheit in der Defensive fehlt?

Schäfer: Wenn wir diese Erklärung hätten, hätten wir gegen Dortmund schon ganz anders spielen können. Wir müssen das aufarbeiten und es ganz einfach insgesamt besser machen.

bundesliga.de: Wolfsburg steht derzeit auf Rang 13. Hätten Sie vor der Saison gedacht, dass es so schwierig werden könnte?

Schäfer: Natürlich hatten wir ganz andere Vorstellungen und sind mit anderen Zielsetzungen in die Saison gegangen. Jetzt müssen wir unsere Augen erst einmal nach unten richten. Der Abstand zu den Abstiegsrängen ist sehr knapp. Die Situation ist alles andere als einfach. Aber das haben wir uns selbst eingebrockt und da müssen wir jetzt auch selbst wieder heraus kommen.

bundesliga.de: Hilft es, dass die Bundesliga aufgrund der Länderspiele jetzt erst einmal pausiert?

Schäfer: Es gibt uns Zeit, einiges aufzuarbeiten. Und wir werden einiges dafür tun müssen, dass es gegen Hannover im nächsten Spiel besser läuft. Wer unseren Trainer kennt, der weiß, dass wir hart daran arbeiten werden. Aber das müssen wir auch. Wir müssen noch mehr machen, um besser zu werden. Sonst kommen wir da unten nicht heraus.

bundesliga.de: Felix Magath eilt ein gewisser Ruf voraus. Müssen Sie sich darauf einstellen, dass die nächsten Trainingseinheiten sehr intensiv werden?

Schäfer: Der Trainer weiß genau, wo er den Hebel ansetzen muss. Und das wird er machen. Er wird dafür sorgen, dass wir gegen Hannover deutlich anders auftreten als in Dortmund.

bundesliga.de: Wie ist die Stimmungslage innerhalb der Mannschaft angesichts der prekären Situation? Passt intern alles zusammen?

Schäfer: Man sagt so leicht: Wenn es läuft, dann passt alles und wenn es nicht läuft, dann ist man keine richtige Mannschaft. Das ist mir zu einfach, das als Grund herzunehmen. Da gibt es andere Gründe, warum wir jetzt da stehen, wo wir stehen.

bundesliga.de: Welche Gründe sind das - abgesehen vom bereits erwähnten Defensivverhalten?

Schäfer: Na ja, das Defensivverhalten macht ja schon mal mehr als 50 Prozent aus. Und zwar gerade bei uns. Wie gesagt, wir kassieren zu viele einfache Gegentore. Und deshalb verlieren wir auch unsere Spiele. Insgesamt gibt es sicher noch eine Reihe weiterer Gründe, aber mir fehlt auch das Patentrezept, um das alles auf die Schnelle zu ändern. Die Probleme haben wir ja nicht erst seit dem Spiel in Dortmund.

bundesliga.de: Sie haben den Trainer angesprochen, der Maßnahmen ergreifen wird. Gibt es daneben auch etwas, was die Mannschaft selbst tun kann, um aus dieser Situation heraus zu kommen?

Schäfer: Man kann immer etwas machen. Man kann über die Probleme reden, man kann Dinge aufarbeiten. Aber am Ende zählt es auf dem Platz. Und das haben wir in Dortmund wieder nicht gut gemacht. Wir können nur weiter an uns arbeiten, hart trainieren und es dann gegen Hannover endlich besser machen.

Das Gespräch führte Dietmar Nolte