Am Ende waren sie trotz allem glücklich: Die DFB-Jungs um Andre Schürrle (l.) und Thomas Müller stehen im Viertelfinale (© Imago)
Am Ende waren sie trotz allem glücklich: Die DFB-Jungs um Andre Schürrle (l.) und Thomas Müller stehen im Viertelfinale (© Imago)

Algerien abgehakt, Les Bleus im Sinn

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Porto Alegre - Gegen Underdog Algerien zum Sieg gezittert und mit den Gedanken bereits beim Viertelfinale gegen Frankreich: Als sich Bundestrainer Joachim Löw am frühen Dienstagmorgen nach der Rückkehr in WM-Quartier Campo vor einer kurzen Nacht sein obligatorisches Glas Rotwein gönnte, war er immer noch aufgewühlt bis zum Anschlag.

Mertesacker: "Völlig wurscht wie"

Wenige Stunden zuvor hatte der 54-Jährige Qualen erleiden müssen, als sich seine Mannschaft im WM-Achtelfinale zum einem 2:1 (0:0) n.V. gegen Algerien zitterte. Vom deutschen Tiki-Taka mit viel Ballbesitz und schnellen Kombinationen war nichts zu sehen. Erst in der Nachspielzeit konnten der eingewechselte Andre Schürrle (92.) und Mesut Özil (119.) den WM-Mitfavoriten vor einer großen Blamage bewahren. Der Anschlusstreffer von Abdelmoumene Djabou (120.+2) sorgte dann aber noch einmal für einen kräftigen Adrinalinschub.

"Nach so einem Spiel muss man erst einmal durchschnaufen. Das war am Ende ein Sieg der Willenskraft", sagte der 54-jährige Löw. Das zeitweise schwache Auftreten seiner Mannschaft interessierte auch Arsenal-Profi Per Mertesacker am Ende wenig: "Mir ist völlig wurscht wie, wir sind unter letzten Acht, und nur das zählt", sagte Mertesacker und ergänzte: "Ich lege mich jetzt drei Tage in die Eistonne, dann analysieren wir das Spiel und dann sehen wir weiter."

Auf der rund vierstündigen "Heimreise" habe sich DFB-Präsident Wolfgang Niersbach hoch über den Wolken das Bordmikrofon gegriffen, so der DFB auf seiner Homepage. "Auch für alle anderen, auch für uns auf der Tribüne, war es heute nicht so ganz einfach. Aber Leute, was unter dem Strich steht, ist: Ihr seid, wir sind, im Viertelfinale", sagte Niersbach.

Nächster Stop Maracana

Löw blickte indes schon einmal voraus - in Richtung Frankreich. "Fast alle meine Spieler waren 1982 noch gar nicht geboren. Warum sollen sie sich dann daran erinnern. Das spielt keine Rolle mehr", sagte er mit Blick auf die Nacht von Sevilla am 8. Juli 1982 in Sevilla.

Damals hatte die DFB-Auswahl trotz eines 1:3-Rückstands in der Verlängerung noch ein 3:3 nach 120 Minuten erreicht und im Elfmeterschießen die Partie dann für sich entschieden. Das Ergebnis war am Ende aber nur eine Randnotiz. Denn das brutale Einsteigen des damaligen Nationaltorwarts Toni Schumacher gegen Patrick Battiston, der bei dieser Aktion unter anderem zwei Schneidezähne verlor, erhitzte die Gemüter.

Vor allem Schumachers anschließende Äußerung "Dann zahl' ich ihm seine Jacketkronen" brachte das Fass zum Überlaufen. Dieses Ereignis dürfe nach Aussage von Löw aber beim Viertelfinale am Freitag (ab 17:45 Uhr im Live-Ticker) im Maracana von Rio de Janeiro keine Rolle mehr spielen.

Lahm wieder Rechtsverteidiger?

"Wir schauen eher auf unsere letzten Spiele gegen Frankreich", erinnerte Löw an das 2:1 seiner Mannschaft im Februar vergangenen Jahres in Frankreich und die 1:2-Niederlage gegen die Equipe Tricolore ein Jahr zuvor in Bremen. Wichtig sei, dass man auch im Viertelfinale gegen die Franzosen gut vorbereitet sei: "Und das werden wir sein".

Ob er aus dem Match gegen die Nordafrikaner personelle Konsequenzen ziehen werde, ließ er offen: "Wir müssen den Spielern nun erst einmal ein, zwei Tage Ruhe gönnen und werden uns dann Gedanken machen."

Lahm: "Wir müssen uns steigern"

Nach der Verletzung von Shkodran Mustafi hatte Löw Kapitän Philipp Lahm wieder auf die rechte Seite der Viererkette zurückgezogen und Sami Khedira an die Seite von Bastian Schweinsteiger gestellt. "Man muss abwarten, wie sich der Trainer entscheidet", gab sich Lahm diplomatisch. Klar sei aber, "dass wir uns gegen Frankreich steigern müssen."

Das betonte auch Torwart Manuel Neuer, der viele brenzlige Situation in der Manier eines Liberos entschärft und von Löw das Prädikat "überragend gut" erhalten hatte. "Mit Frankreich wartet eine harte Aufgabe auf uns. Das ist eine der stabilsten Mannschaften bei diesem Turnier", sagte der Keeper.