Werder-Coach Nouri ist einer der Köpfe der Saison 2016/17

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Köln – Als Alexander Nouri im September 2016 die Profis von Werder Bremen übernahm, war der Patient Werder sehr krank. Bremen stand nach drei Niederlagen nicht nur am Tabellenende, sondern vermittelte beim 1:4 in Mönchengladbach eine in der Bundesliga sehr seltene Planlosigkeit. Was Werder in den ersten 45 Minuten im Borussia-Park zeigte, gehörte sicherlich zu den abenteuerlichsten Auftritten der letzten Jahre. Und es war die Art und Weise des Auftrittes, die zur Beurlaubung von Viktor Skripnik führte.

Nachhaltigkeit als oberstes Gebot

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Der damalige Bremer U23-Coach Alexander Nouri wurde zunächst als Interimstrainer präsentiert. "Wie lange Alex Trainer bleibt, hängt von ihm ab", erklärte Geschäftsführer Frank Baumann bei der Vorstellung des jungen Fußballlehrers. Vielleicht hatte Baumann bei der durchaus überraschenden Entscheidung für Nouri auch dessen Qualifikation abseits des Rasens im Kopf, denn der junge Trainer mit iranischen Wurzeln studierte noch vor seinem Lehrgang zum Fußballlehrer Gesundheitswesen und absolvierte erfolgreich seine Bachelorprüfung.

Im Gesundheitswesen werden unter anderem "konzeptionelle und organisatorische Fertigkeiten" sowie "soziale Kompetenz bei der Führung personaler Dienstleistungen" vermittelt. Dabei sollen alle Maßnahmen vor allem auch nachhaltig wirken. Dementsprechend hat sich Werder unter Nouri tatsächlich entwickelt. Schritt für Schritt hat er an der Genesung der Bremer Mannschaft gearbeitet, bis sie im Frühjahr kerngesund durch die Stadien der Bundesliga tollte und eine unglaubliche Serie hinlegte.

Video: Das Werder-Wunder

Talente entwickeln sich unter Nouri weiter

Aber was genau hat sich unter Nouri eigentlich bei Werder verändert? Der frühere Profi des VfL Osnabrück war von Beginn an bemüht, den Profikader zu verkleinern und schickte einige Akteure zur zweiten Mannschaft. Nouri, der seine Trainerkarriere 2010 als Athletiktrainer beim VfB Oldenburg begann, betonte zudem, wie wichtig die körperliche Fitness seiner Spieler für ihn ist. So zog er in Abwesenheit von Claudio Pizarro und Max Kruse den robusten Ousman Manneh, den er aus Werders zweiter Mannschaft beförderte, dem spielerisch stärkeren Aron Johannsson vor.

Er passte das Werder-Spiel den Begebenheiten an und sammelte bis zum Ende des Jahres in 13 Partien 16 Punkte. Bremen spielte selten überragend, war aber immerhin wieder konkurrenzfähig. Die Wintervorbereitung nutzte er, um auf ein System mit Dreierkette umzustellen. Und auch wenn die Ergebnisse in den ersten vier Partien des Jahres zunächst ausblieben, zeigte sein Team vor allem gegen Dortmund und Bayern, dass die neue Grundordnung zukunftsweisend sein könnte. Ab dem 21. Spieltag folgten dann auch die Ergebnisse.

Die taktische Entwicklung ist aber nur einer von mehreren Faktoren für den Aufwärtstrend. Natürlich spielte die individuelle Klasse von Spielern wie Max Kruse, Serge Gnabry oder Thomas Delaney eine Rolle, aber Nouri hat in seiner kurzen Zeit in Bremen auch ein sehr gutes Auge für Talente bewiesen.

Video: Delaney: Schnell eingelebt

"Überzeugung und Selbstvertrauen gewonnen"

Maximilian Eggestein galt beispielsweise unter Skripnik als verheißungsvolles Spielmachertalent, konnte sich aber in der Bundesliga letztlich nicht durchsetzen. Nouri machte aus dem Zehner einen Sechser und Eggestein entwickelte sich in der Rückrunde zu einem wichtigen Faktor im Bremer Spiel. Seine Feuerprobe im defensiven Mittelfeld musste Eggestein ausgerechnet gegen den FC Bayern München bestehen. Eine mutige Entscheidung des Bremer Trainers, die Eggestein mit seiner Leistung bestätigte. Auch der 21-jährige Innenverteidiger Milos Veljkovic entwickelte sich erst unter Nouri zum Bundesliga-Spieler.

Daraus, dass er auch noch dazu lernen muss, macht Alexander Nouri am Ende seiner ersten Saison als Bundesliga-Trainer keinen Hehl. Für das 3:5 gegen die TSG Hoffenheim am 33. Spieltag übernahm er die volle Verantwortung und gestand ein, dass die aufgrund der Gelbsperre von Niklas Moisander erfolgte Umstellung auf eine Viererkette ein Fehler war. Eine ungewöhnlich offene Aussage, aber genau diese Geradlinigkeit zeichnet ihn auch in der Mannschaftsführung aus. Wenn es gut läuft, haben es auch Leistungsträger wie Gnabry oder Delaney schwer, nach Verletzungen wieder in die erste Elf zu kommen. Wer gut spielt, bleibt im Team - unabhängig vom Namen.