Lucas Barrios (l.) bereitete die 1:0-Führung Paraguays vor
Lucas Barrios (l.) bereitete die 1:0-Führung Paraguays vor

"Albirrojas" fangen zu träumen an

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Nach ihrem ersten WM-Sieg in Südafrika träumen Paraguays Fußballer vom historischen Coup. "Wir waren bei einer WM noch nie im Viertelfinale. Das ist unser Ziel. Und wenn wir das erreicht haben, ist alles möglich", sagte Stürmer Roque Santa Cruz nach dem eindrucksvollen 2:0 (1:0) gegen die Slowakei, das die Albirroja ganz nahe an die K.o.-Runde brachte.

"Das ist die stärkste Mannschaft, die Paraguay je hatte", schwärmte der ehemalige Münchner: "Wir spielen seit Jahren zusammen, wir sind sehr erfahren und mental sehr stark." Diese neue Stärke bewies das Team um den Angreifer von Manchester City gegen biedere Slowaken in überzeugender Manier: Von der ersten bis zur letzten Minute dominierte die Albirroja das Spiel und geriet nie ernsthaft in Gefahr, ein Tor zu kassieren.

Santa Cruz in Topform

"Ich hatte nie das Gefühl, dass etwas passieren könnte", sagte Santa Cruz, der seiner Mannschaft nach dem 1:1 zum Auftakt gegen den Weltmeister Italien die erhoffte Offensivstärke verlieh. Der 28-Jährige, der neben den beiden Dortmundern Lucas Barrios und Nelson Valdez stürmte, war vor 26.643 Zuschauern in Bloemfontein der überragende Spieler.

An fast allen Angriffsaktionen war Santa Cruz beteiligt, der nach einer Knieverletzung gegen Italien nur zu einem Kurzeinsatz gekommen war. Zweimal scheiterte er nur, weil der slowakische Torwart Jan Mucha glänzend reagierte (3. und 39.). Die Tore erzielten allerdings die Mittelfeldspieler Enrique Vera (27.) nach einem Traumpass von Barrios und Cristian Riveros (86.).

Den Gruppensieg vor Augen

Auch wenn der vierte Achtelfinaleinzug nach 1986, 1998 und 2002 noch nicht perfekt ist, blickte Santa Cruz bereits auf die K.o.-Runde. "Wir wollen Gruppenerster werden", sagte er. In diesem Fall würden die Paraguayer, die zum Vorrundenabschluss der Gruppe F am Donnerstag in Polokwane auf Neuseeland treffen, den Niederlanden aus dem Weg gehen. Doch selbst vor den Großen hat Santa Cruz, der zwischen 1999 und 2007 für Bayern München in 155 Spielen 31 Tore erzielt hatte, keine Angst: "Wir haben in der Qualifikation Brasilien und Argentinien geschlagen, zwei der besten Mannschaften der Welt. Es ist alles drin."

Nur noch wenig ist dagegen für den WM-Neuling Slowakei möglich. Nach der mutlosen Vorstellung mit einer einzigen Torchance durch den Ex-Nürnberger Robert Vittek in der Nachspielzeit (90.+2) droht das frühe Aus. "Wir haben nur noch geringe Chancen", gab Trainer Vladimir Weiss zu: "Aber wir werden bis zum Ende kämpfen." Letzter Vorrundengegner ist am Donnerstag in Johannesburg Italien.

Slowakei ohne Biss

Die mit den drei Bundesliga-Profis Peter Pekarik (VfL Wolfsburg), Jan Durica (Hannover 96) und Stanislav Sestak (VfL Bochum) angetretenen Slowaken agierten viel zu vorsichtig. Selbst zu Beginn der zweiten Halbzeit, als die Paraguayer die Führung nur noch verwalteten, kam das Weiss-Team zu keiner Torchance. Der Trainer bereitete schon den Abschied aus Südafrika vor. "Das ist ein guter Lernprozess für meine Mannschaft", sagte der 45-Jährige: "Wir sind froh, dass wir bei der WM dabei sind."

Weit mehr als sein eigenes Team beeindruckte Weiss der in allen Belangen überlegene Gegner. "Sie sind sehr gut organisiert, haben eine sehr starke Abwehr und sehr gute Stürmer", lobte er: "Sie waren für mich in dieser Gruppe schon vorher Favorit. Sie haben gezeigt, warum."

Der Copa-America-Sieger von 1953 und 1979 setzte die Erfolgsserie der Südamerikaner in Südafrika fort: Nach acht WM-Spielen standen sechs Siege und zwei Unentschieden zu Buche. "Das überrascht mich nicht", sagte Paraguays Trainer Gerardo Martino: "Unsere fünf Teams sind in guter Form zur WM gekommen. Sie haben große Erwartungen, aber auch große Perspektiven."