Adriano (h., hier gegen Daniel van Buyten) war mit Inter vor der Saison zum Freundschaftsspiel in München zu Gast
Adriano (h., hier gegen Daniel van Buyten) war mit Inter vor der Saison zum Freundschaftsspiel in München zu Gast

Adriano hat keine Lust mehr

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Sieben Tage war Brasiliens Stürmerstar Adriano untergetaucht, hatte wilde Spekulationen angeheizt, ehe er am Donnerstag die Katze aus dem Sack ließ.

"Ich werde eine Auszeit nehmen, weil ich die Lust am Spielen verloren habe", verkündete der Stürmer vom italienischen Meister Inter Mailand im noblen Hotel Windsor in Rio de Janeiro, wo sonst Nationaltrainer Dunga seine Kader bekannt gibt.

Zuspruch von Nationaltrainer Dunga

Und der "Selecao"-Coach war auch als einer der ersten mit einer Reaktion zur Stelle. "Das Wichtigste ist jetzt, dass Adriano seine Probleme überwindet und wieder glücklich wird. Nur so wird er seine Karriere erfolgreich fortsetzen", meinte Dunga.

Inter-Coach Jose Mourinho deutete derweil bereits an, dass der Club Adriano keine Steine in den Weg legen werde. "Inter hat alles getan, um ihm zu helfen. Wenn er aufhört zu spielen und dadurch ein glücklicher Mensch wird, ist das doch perfekt", meinte der Portugiese.

Er möchte nicht nach Italien zurück

Acht Spieltage vor Abschluss der Serie A verabschiedet sich der einst zu beiden Seiten des Apennins gefeierte Imperator wohl endgültig vom "Calcio". Adrianos Berater Gilmar Rinaldi wird am Montag nach Italien reisen, um mit dem Serie-A-Spitzenreiter über die Situation zu verhandeln.

Der 27-Jährige hat bei Inter noch einen Vertrag bis Mitte 2010, den er aber nicht erfüllen will. "Nach Italien möchte ich am liebsten nicht zurück", bekannte Adriano, weil er sich in der Stadt Mailand unglücklich fühle.

Er wolle erst einmal seine Freunde treffen, barfuß und in Bermudas herumlaufen und all das machen, was ihm früher gefallen habe. "Ich möchte wieder der Adriano sein, der gerne Späße macht und lacht", erzählte der Brasilianer, der die Selecao jeweils als bester Turnier-Torschütze zu den Titeln bei der Copa America 2004 und dem Konföderationen-Cup 2005 in Deutschland geschossen hatte.

Abtauchen sei ein Fehler gewesen

Adriano, der nicht nur mit seinen Treffern, sondern - vor allem nach dem frühen Tod seines Vaters 2006 - auch mit wilden Partys und Disziplinproblemen Schlagzeilen lieferte, ließ durchblicken, dass ihm auch die Kritiken an seinem Lebensstil an die Nerven gehen. Ein Umstand, der ihm seit seinem Profidebüt mit 18 Jahren zu schaffen mache.

Auch die Gerüchte der letzten Tage über Drogenkonsum und Alkoholabhängigkeit haben ihn sauer gemacht. "Wenn das alles wahr wäre, würde ich nicht Fußball spielen", maulte Adriano mit dem Hinweis auf seine nie positiv ausgefallenen Dopingproben. Der in der Favela Vila Cruzeiro groß gewordene Fußballstar gab zu Bedenken: "Ich habe dort so viel gesehen, dass das Letzte, was ich im Leben nehmen würde, Drogen wären."

Adriano gestand aber ein, dass er mit seinem zunächst spurlosen Abtauchen nach dem WM-Qualifikationsspiel der Brasilianer gegen Peru (3:0) am Mittwoch vor einer Woche einen Fehler begannen habe, für sich aber keinen anderen Ausweg mehr sah. "Ich bin an meine Grenzen gestoßen, konnte mich nicht mehr auf Fußball konzentrieren", lamentierte der bullige Angreifer, der eine Geldstrafe von Inter - die dann fünfte in dieser Saison - klaglos akzeptieren würde.

Karriereende nicht ausgeschlossen

Dennoch setzt Adriano bei den Lombarden auf Verständnis, da Trainer Jose Mourinho bereits gewusst habe, welche schwierige Phase er durchschreite. Der Portugiese hatte schon vor Tagen angedeutet, dass "er sich um den Menschen Adriano Sorgen mache, nicht um den Spieler".

Ein endgültiges Karriereende schloss Adriano aus. "Darüber habe ich nachgedacht, aber ich brauche nur etwas Abstand vom Fußball, um über mein Leben nachzudenken", erklärte der 47-malige Nationalspieler, der in den nächsten "ein, zwei, drei Monaten in Brasilien in Frieden leben möchte, bis die Begeisterung wieder zurückkommt".