Hamburger Hoffnungsträger: Kapitän Heiko Westermann, Matchwinner Rene Adler und Rückkehrer Rafael van der Vaart (v.l.)
Hamburger Hoffnungsträger: Kapitän Heiko Westermann, Matchwinner Rene Adler und Rückkehrer Rafael van der Vaart (v.l.)

Adler rettet dem HSV die Party

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Hamburg - "Ob Titel, Triumphe und Legenden, ob Zafirov, Autowachs und rosa Hemden – unsere Geschichte ist einmalig und wird niemals enden! 125 Jahre Hamburger Sport-Verein e. V." Auf einem 380 Meter langem Spruchband, das kreisrund druchs Stadion verlief, gratulierte der HSV sich selbst. 17.500 Arbeitsstunden hatten 600 Fans investiert, um die Weltrekordzahl von 45.000 Doppelhalter mit 350 Motiven aus der 125-Jährigen Geschichte des Vereins zu produzieren.

"Haben den Sieg nicht verdient"

Gänsehaut-Feeling dann, als Stadionsprecher Lotto King Karl und die 57.000 Besucher vor dem Anpfiff der Geburtstags-Partie "Happy Birthday to You" anstimmten. Die Fans hatten alles getan, um dem Traditionsverein einen unvergesslichen Geburtstag zu bescheren.

Fehlte nur noch der Beitrag der Mannschaft: ein Dreier gegen Hannover 96. Und die trug ihren Teil zum Gelingen der großen Geburtstagsgala am Abend in der o2 World mit gut 12.000 Besuchern bei (XL-Galerie: Die Bilder der Party). Der "große" besiegte den "kleinen" HSV aus Hannover mit .



Dabei ließ es sich Fortuna nicht nehmen, den Hamburgern an ihrem Ehrentag zur Seite zu stehen. "Wir haben es nicht verdient gehabt, zu gewinnen", sagte Kapitän Heiko Westermann ehrlich. "Vielleicht war es der Party-Bonus der Glücksgöttin."

Aber aufs Glück allein musste sich der Dino der Liga nicht verlassen. Im Tor hielt ein bärenstarker Rene Adler mit überragenden Paraden den Dreier fest. Das Duell zwischen der ehemaligen Nummer eins zwischen den Pfosten der DFB-Auswahl und der aktuellen Nummer zwei, 96-Keeper Ron-Robert Zieler, entschied Adler klar zu seinen Gunsten. "Es wird nicht lange dauern, dann ist Rene wieder bei Löw! Er ist ein großartiger Torwart", meinte auch Teamkollege Rafael van der Vaart.

Abdellaoue: Adler war fantastisch



"Großes Lob für Adler. Er hat fantastisch gehalten", schloss sich auch 96-Angreifer Mohammed Abdellaoue den Lobeshymnen auf den 27-Jähigen an. Die Glanztaten ihres Keepers waren aber nur das Sahnehäubchen auf der Geburtstagstorte. "Es ist ja wohl klar, dass wir nicht mit null Punkten in die Geburtstags-Gala gehen. Das können wir unseren treuen Fans nicht antun", hatte Thorsten Fink vor Beginn der Englischen Woche gesagt.

Am Ende lagen nach Siegen über Europa-League-Starter Hannover und dem Deutschen Meister Borussia Dortmund (3:2) sowie einem 2:2 beim Tabellen-Vierten der Vorsaison, Borussia Mönchengladbach sieben Punkte auf dem Gabentisch.

Fink trotz sieben Punkten nicht zufrieden



Mehr hatte nur Rekordmeister Bayern München eingefahren. Trotzdem war der Trainer nicht zufrieden: "Der Punktverlust in Gladbach in letzter Minute ärgert mich immer noch" immerhin war es "das das beste Spiel, seit ich beim HSV bin."

Gegen Hannover war es " Kampf pur und Leidenschaft. Das hat gestimmt und sind auch Bestandteile meiner Handschrift. Spielerisch ist noch Luft nach oben." Doch am Ende stand der Geburtstagssieg. "Wir haben uns ein paar Bierchen verdient", freute sich Marcell Jansen und machte sich nach dem Spiel prompt auf den Weg zur Gala.

Nicht nur die Aktiven, sondern auch Hamburgs Helden aus über 50 Jahren Vereinsgeschichte waren Teil der großen Party. Sechs Meister von 1960 waren gekommen - angeführt von der Symbolfigur des Vereins überhaupt - Uwe Seeler, überall liebevoll nur "Uns Uwe" genannt.

Hrubesch, Stein, Kaltz und Co. feiern mit



Beinahe komplett vertreten war die erfolgreichste Mannschaft der Clubgeschichte - der Europapokalsieger der Landesmeister und Deutsche Meister von 1983 mit unvergessenen Stars wie Torhüter Uli Stein, "Bananen-Flanker" Manfred Kaltz, dem Torschützen von Athen und aktuellen Trainer des VfL Wolfsburg, Felix Magath und "Kopfball-Ungeheuer" Horst Hrubesch: Spieler, die nicht nur an der Alster jeder kennt und ihren Teil zur so erfolgreichen 50-jährigen Bundesliga-Geschichte beigetragen haben.

Unvergessen auch der einzige Masseur der Liga-Historie mit eigenem Fanclub: Hermann Rieger. "Was für ein schöner Tag. Ich bin überglücklich, dass ich dabei sein kann. Jetzt wird ordentlich gefeiert, besonders mit einem Sieg im Rücken", sagte ein glücklicher Rieger zu bundesliga.de.

"Welt-Verein" schwelgt in Erinnerungen



An diesem Abend waren die vergangenen weniger erfolgreichen Spielzeiten ganz weit weg. Fans, Aktive, Ehemalige und Vereinsverantwortliche wie Ex-Manager Günter Netzer schwelgten in Erinnerungen an große Zeiten. Für einen Abend war vergessen, dass der letzte große Sieg bereits ein viertel Jahrhundert zurückliegt.

Zum 100. Geburtstag hatten die Hansestädter 1987 den DFB-Pokal gewonnen. Zum 125. war der HSV für einige Stunden wieder der "Welt-Verein", der er für Gala-Gast Dittsche immer gewesen ist und immer sein wird.

Aus Hamburg berichtet Jürgen Blöhs