"Wir arbeiten hart und wollen durch unsere Leistung den Klassenerhalt chaffen", erklärt Hoffenheim-Trainer Markus Gisdol (l., mit Kapitän Andreas Beck)
"Wir arbeiten hart und wollen durch unsere Leistung den Klassenerhalt chaffen", erklärt Hoffenheim-Trainer Markus Gisdol (l., mit Kapitän Andreas Beck)

Abstiegs-Check 1899 Hoffenheim: Engagement und Leben

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Sinsheim - Als Markus Gisdol vor rund vier Wochen vierter Cheftrainer der 1899 Hoffenheim in dieser Saison wurde, lud er die regelmäßig berichtenden Journalisten zum Plausch bei Kaffee und Kuchen ein. Schon da sagte er: "Wir wollen unseren Fußball entwickeln, wenn dabei der Klassenerhalt rausspringt, umso besser."

Wichtig ist auf dem Platz

Gisdol hat diesen Satz auch später noch ein paar Mal gesagt, manch einer legte ihm das als Schwäche aus. Der Trainer aber will jedoch einfach den drohenden Abstieg nicht zum Thema machen, Druck von den Spielern nehmen, offensiven Fußball spielen lassen und so das Image wieder verbessern - das ist Gisdols Plan.



"Es wurde irgendwo genannt, der Abstieg sei mir egal. Das ist aber überhaupt nicht richtig. Das habe ich nie gesagt. Natürlich wollen wir das schaffen. Aber wir schaffen es nicht, in dem wir davon reden. Wir wollen arbeiten und versuchen, es mit unserer Leistung zu schaffen. Dann kommen die Ergebnisse. Aber das ist ein sehr steiniger Weg", sagt Gisdol.

Wie steinig dieser Weg tatsächlich ist, erfuhr der selbstbewusste Trainer am letzten Wochenende, als seine Mannschaft mit 0:5 in Leverkusen verlor. Nun stehen vier Punkte in drei Begegnungen zu Buche, seit Gisdol das Traineramt in Hoffenheim übernommen hat. Wie instabil diese Mannschaft noch immer ist, zeigte sich bei der Pleite im Rheinland deutlich.Es bleibt spannend, wie die Mannschaft mit diesem erneuten Rückschlag zurechtkommt.

Die Mannschaft lebt wieder



Die regelmäßigen Trainingszuschauer beobachten aber mehr "Engagement und Leben" in der Mannschaft, seit Gisdol sie trainiert. Die Zeit ist jedoch kurz für den Trainer, der Dinge entwickeln will. Nur noch vier Spiele bleiben für den Tabellenvorletzten bis Saisonschluss, um drei Punkte Rückstand auf Augsburg auf Relegationsrang 16 oder gar sechs Zähler Abstand auf Düsseldorf auf Rang 15 aufzuholen. Die 0:5-Pleite in Leverkusen zuletzt war dabei ein herber Rückschlag - auch für das Torverhältnis.

Das Heimspiel gegen Nürnberg am kommenden Samstag ist eine Art Stimmungsendspiel für das Saisonfinale. Eine Niederlage - und die Spiele in Bremen, gegen den Hamburger SV und in Dortmund gerieten wohl zur Abschiedstour der Nordbadener aus Liga eins.

Natürlich will auch Gisdol lieber in der Bundesliga seine neue Mannschaft aufbauen, die wieder so begeisternd spielen soll, wie das Hoffenheim, das 2008 in die Bundesliga aufgestiegen war.

Gisdol setzt auf die Jugend



Gisdol macht ernst mit der angekündigten Verjüngung und dem Umbau im Kader. Der Belgier Koen Casteels soll auch im nächsten Jahr die Nummer eins im Tor der Hoffenheimer bleiben, Tim Wiese hat wohl keine Zukunft mehr. Diese Woche verbannte Gisdol die erst in dieser Saison verpflichteten Usami, Malbrasic, Aquah und Advincula in die U 23 und zog die drei Junioren-Spieler Patrick Schorr, Jeremy Toljan und Niklas Süle in den Profi-Kader hoch. Auch Chris wird den Klub nach der Saison verlassen und einige andere werden folgen.

Doch aktuell soll gegen Nürnberg nun die Chance auf den Klassenerhalt verbessert werden. Verzichten muss Gisdol dabei auf Mittelfeldspieler Eugen Polanski, der nach einer Roten Karte im Spiel in Leverkusen für drei Spiele gesperrt worden ist. Weiterhin verletzt fehlen außerdem die Defensivspieler David Abraham und Daniel Williams, der Einsatz von Tobias Weis ist fraglich. Viel Zeit, um Dinge zu entwickeln, hatte der Trainer Markus Gisdol von Beginn an seiner Zeit bei der TSG nicht. Nun braucht er gegen Nürnberg am Samstag vor allem eines: Punkte.


Das spicht für Hoffenheim:

    Als einzige der 4 Mannschaften verlor Hoffenheim nur eines der letzten 3 Spiele (die anderen jeweils 2).

    In der Rückrunde hat Hoffenheim bereits 2 Punkte mehr als Bremen und 3 Punkte mehr als Düsseldorf geholt, ist als Verfolger bereits näher gekommen.

    Hoffenheim kassierte in der Rückrunde nur noch 18 Gegentore (1,4 pro Spiel), nachdem es in der Hinrunde noch 41 waren (2,4 pro Spiel).


Das spricht dagegen:

    Hoffenheim ist die schwächste Auswärtsmannschaft der Liga (acht Punkte).

    Kein Team kassierte mehr Gegentore als Hoffenheim (59, wie Bremen) – alleine 16-mal wurden die Kraichgauer in der Schlussviertelstunde bezwungen (absoluter Ligahöchstwert).

    Kein Hoffenheimer erzielte mehr als fünf Saisontore (Joselu, Firmino und Volland kommen auf diese Anzahl).


Der große Formcheck - so sieht's bei den Konkurrenten aus




Bremen | Düsseldorf | Augsburg




Von Tobias Schächter