Nicht nur Lukas Podolski (r.) blühte unter Jupp Heynckes auf
Nicht nur Lukas Podolski (r.) blühte unter Jupp Heynckes auf

Abschied eines guten Freundes

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Wenn gegen 17:15 Uhr die Bundesliga-Begegnung zwischen dem FC Bayern und dem VfB Stuttgart abgepfiffen wird, ist der Dienst von Jupp Heynckes noch lange nicht beendet.

Für "Don Jupp" wird es beim Rekordmeister noch eine Nachspielzeit geben. Der "gute Freund des FC Bayern" verschiebt noch einmal seinen Urlaub.

Vier Freundschaftsspiele mit Heynckes

Bei der Vier-Städte-Tour, die in Kaufbeuren beginnt, in Eichstätt und Magdeburg weitergeht und in Sittard am 31. Mai beendet wird, übernimmt Heynckes die Leitung der bayerischen Delegation.

Uli Hoeneß habe ihn gefragt, ob der 64-Jährige die Freundschaftsspiele noch mitmachen würde. Heynckes sagte zu - wie schon vor vier Wochen, als der FC Bayern nach dem 0:1 gegen Schalke 04 Heynckes das Angebot machte, die Nachfolge für Jürgen Klinsmann anzutreten.

"Meisterschaft? - Wie hoch wäre mein Anteil?"

Heute haben die Münchener es selbst in der Hand das korrigierte Ziel, die direkte Teilnahme an der Champions League, zu erreichen. Die Mission von Heynckes wäre damit erfolgreich beendet. Ob am Ende sogar der Meistertitel herausspringt, ist für Heynckes nicht der primäre Gedanke.

"Wie hoch wäre mein Anteil? Zehn Prozent?", sagt er gegenüber bundesliga.de. "Der Meistertitel ist für mich persönlich nicht wichtig, sondern für den FC Bayern."

Nach kurzem Überlegen sagt er aber dann doch: "Natürlich ist das ein erstrebenswerter Titel." Sollte der Meistertitel in der Tat an den FC Bayern gehen, würde Heynckes einen Rekord aufstellen.

Den "Kaiser" schlagen?

Noch nie hätte dann ein Trainer in der Bundesliga so wenige Spiele benötigt, um Deutscher Meister zu werden. Der Spitzenwert liegt aktuell bei Franz Beckenbauer. Der "Kaiser" hatte in der Saison 93/94 Erich Ribbeck abgelöst und wurde nach 14 Spielen als Teamchef Meister.

Ob Meistertitel oder nicht - die kurze Heynckes-Ära beim FC Bayern wird durchaus positiv in Erinnerung bleiben. Das Image des eher zurückhaltenden und knurrigen Trainers erfüllte er in München nie. Er zeigte sich stets in guter Laune, ging immer auf die Spieler zu. Einzelgespräche standen an der Säbener Straße immer im Tagesplan.

Spieler blühen auf

"Ich habe ihn sehr positiv gesehen, er hat viel mit uns Spielern geredet und auch ein sehr gutes Training gemacht - vor allem im taktischen Bereich viel mit uns gearbeitet", lobt beispielsweise Philipp Lahm. Bei seiner Vorstellung sah es Heynckes als seine Aufgabe an, den damals verunsicherten Bayern-Profis klar zu machen, dass sie große Klasse haben.

Gelungen ist es ihm. Spieler wie Lukas Podolski, Jose Ernesto Sosa, Hamit Altintop oder Bastian Schweinsteiger blühten in kürzester Zeit auf. Auch ein Daniel van Buyten fügte sich nahtlos in das System ein, obwohl er gegen Bayer Leverkusen wenige Minuten vor dem Anpfiff seinen Einsatz mitbekam. "Alle Spieler sind wichtig. Das habe ich immer wieder gesagt", so Heynckes.

Zurück zu Iris und Cando

Ob er noch einmal auf die Bundesliga-Bühne zurückkehrt, ist eher fraglich. Aber Heynckes hat bei seiner unverhofften Rückkehr selbst ein positives Bild gewonnen. Die Medienarbeit habe sich verändert, viele junge Gesichter seien dazu gekommen, sagt Heynckes mit einem Schmunzeln. Positiv sieht er auch "die tollen Stadien, die Zuschauerzahlen. Die Bundesliga ist sehr attraktiv."

Nervös sei er vor seiner letzten Pflichtspielaufgabe beim FC Bayern nicht. "Ich habe als Spieler und Trainer viele dieser Situationen erlebt. Ich bin immer sehr optimistisch gewesen und bin es nun auch."

Nach Bundesliga-Ende und Abschiedstour durch vier Stätte geht es dann endlich nach Hause. Aktive Erholung steht auf dem Plan und auch das ersehnte Wiedersehen mit Frau Iris und Schäferhund Cando.

Von der Säbener Straße berichtet Fatih Demireli