Auf dem Mast im Block 5 des Gelsenkirchener Parkstadions war "Catweazle" zuhause (Foto: FC Schalke 04)
Auf dem Mast im Block 5 des Gelsenkirchener Parkstadions war "Catweazle" zuhause (Foto: FC Schalke 04)

Abschied einer Legende

xwhatsappmailcopy-link

Gelsenkirchen - Der Mann mit der Trommel ist tot. Der FC Schalke 04 trauert um ein Stück königsblaue Fangeschichte. Wie der Verein erfuhr, ist Olly Olschewski, auf Schalke besser bekannt als "Catweazle", nach langer, schwerer Krankheit im Alter von 69 Jahren verstorben.

"Catweazle" prägte die Stimmung im Parkstadion

Jahrzehntelang hatte Stimmung auf Schalke einen Namen: Olly Olschewski - von der Schalker Fangemeinde liebevoll "Catweazle" genannt, weil er mit seinen langen Haaren und seinem zotteligen Bart ein wenig so schrullig wirkte wie die Hauptfigur der gleichnamigen englischen Fernsehserie. So wie Catweazle auf dem Bildschirm war auch Olschewski ein Zauberer. Er zauberte Stimmung ins Parkstadion.



Die Veltins-Arena soll er dem Vernehmen nach nur einmal betreten haben, im Parkstadion gehörte er hingegen zum festen Inventar. "Catweazle auf den Mast", riefen die Fans, und Olschewski kletterte hoch auf den Mast neben dem Wellenbrecher und trommelte los. Dieser Mann war tonangebend. Wenn der Block 5 in der Nordkurve die Herzkammer des Parkstadions war, dann verlieh "Catweazle" der ollen Schüssel ihren Herzschlag. Er trommelte, Tausende Hände klatschten mit, ehe die Fans ein ohrenbetäubendes "SCHALKE" herausbrüllten.

Geboren in Essen und aufgewachsen in Gelsenkirchen hatte Olschewski sein Erweckungserlebnis als 15-Jähriger am 18. Mai 1958 in Hannover: beim 3:0, das dem S04 im Endspiel gegen den Hamburger SV die siebte Meisterschaft bescherte. Seine zweite Inspiration folgte bei der Premiere des Parkstadions, dem Eröffnungsspiel, dass die Knappen mit 1:2 gegen Feyenoord Rotterdam 1:2 verloren. "Da war so eine Atmosphäre", schwärmte Olschewski und beschloss, diese Stimmung mitzuprägen. Was ihm gelang.

Seine Trommel gehörte im Block 5 einfach dazu



Über die Jahre und Jahrzehnte schien er mit seiner Trommel geradezu verwachsen zu sein, und es war geradezu ein Schauspiel, ihn mit seinen Sangesgehilfen auf den Wellenbrechern am Lautsprechermast im Block 5 bei der "Arbeit" zu erleben. Die Sorge um andere Fans trieb Olschewski mitunter mehr um als der Wunsch nach der achten Schalker Meisterschaft, weil er wusste, dass es - insbesondere in der Nordkurve - viele nicht leicht im Leben hatten.

Fast drei Jahrzehnte lang ertrug seine Trommel stoisch Schlag um Schlag, ehe sie mit dem Abschied vom Parkstadion und der Meisterschaft der Herzen verstummte. Acht Jahre später, im März 2009, ließ er das gute Stück zu einem wohltätigen Zweck versteigern. Nun ist Olly Olschewski für immer verstummt. Der FC Schalke 04 wird sein Andenken in Ehren halten.

Text: FC Schalke 04