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Helden in Strumpfhosen: Der Gladbacher Winfried Schäfer (2.v.r.) diskutiert mit Referee Volker Roth, Lothar Matthäus (M.) steht unbeteiligt daneben
Helden in Strumpfhosen: Der Gladbacher Winfried Schäfer (2.v.r.) diskutiert mit Referee Volker Roth, Lothar Matthäus (M.) steht unbeteiligt daneben

"Ab und zu Lehrgeld bezahlt"

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München - Er ist Rekord-Nationalspieler mit fast unglaublichen 150 Einsätzen. 464 Mal lief er in der Bundesliga für Borussia Mönchengladbach und den FC Bayern auf, dazu noch 115 Mal für Inter Mailand in der Serie A. Die sportliche Karriere des Lothar Matthäus, der am 21. März 2011 seinen 50. Geburtstag feiert, ist gleichermaßen faszinierend wie einzigartig.

Angefangen hat seine Profilaufbahn mit 18 Jahren in Mönchengladbach. 1979 kam der gebürtige Erlanger zum Gladbacher Bökelberg und eroberte seinen Platz bei der Borussia im Rekordtempo.

Sein damaliger Mitspieler Winfried Schäfer erinnert sich im Gespräch mit bundesliga.de an das erste Training und den Karrierestart von Matthäus: "Ich habe keinen anderen erlebt, der in diesem Alter mit so einer Dynamik und Entschlossenheit aufgetreten ist."

bundesliga.de: Herr Schäfer, Sie waren Teil der Gladbacher Mannschaft, als ein blutjunger Lothar Matthäus in der Saison 1979/80 seine ersten Schritte in der Bundesliga gemacht hat. Können Sie sich noch an seine Anfänge erinnern?

Winfried Schäfer: Sehr gut sogar. Lothar war schon in jungen Jahren außergewöhnlich. Wir hatten damals öfter junge Spieler zum Probetraining in Mönchengladbach. Bei den meisten konnte man schon nach zehn Minuten sehen, dass es mit der Bundesliga nichts werden würde.

bundesliga.de Bei Matthäus war das anders?

Schäfer: Lothar brauchte nur fünf Minuten, um alle auf dem Trainingsplatz von seinen Qualitäten zu überzeugen. Jupp Heynckes ließ uns eins gegen eins auf ein Tor trainieren und Lothar war einfach nicht zu stoppen. Ich war damals ja schon um die 30 und im Laufe der Karriere entwickelt man ein Auge für Spieler. Ich habe keinen anderen erlebt, der in diesem Alter mit so einer Dynamik und Entschlossenheit aufgetreten ist. Er strotzte nur so vor Selbstbewusstsein.

bundesliga.de Er wurde dann sofort verpflichtet?

Schäfer: Noch während des Trainings sind wir ältere Spieler zum damals ganz jungen Trainer Heynckes gegangen und haben gesagt: "Dem Jungen müsst ihr unbedingt einen Vertrag geben." Den Hinweis hätte Jupp allerdings gar nicht gebraucht, er hatte ihn ja selber gesehen.

bundesliga.de War er sofort in die Mannschaft integriert?

Schäfer: Das ging alles ziemlich schnell. Lothar hatte auch Glück mit Gladbach, denn es gehörte zur Vereinsphilosophie, auf junge Spieler zu setzen. Darüber hinaus hatten wir damals einen sehr guten Zusammenhalt in der Truppe, da ist es für einen jungen Spieler immer etwas leichter. Sportlich brauchte er sowieso nicht lange, um ein fester Bestandteil und sogar ein Star dieser Mannschaft zu werden. Er stieg dann ja auch ziemlich schnell zum Nationalspieler auf.

bundesliga.de Wie ging er mit diesem schnellen Aufstieg um?

Schäfer: Naja, er musste ab und an schon etwas Lehrgeld zahlen, aber das war völlig normal. Wir hatten damals noch keine Berater, die sich um alles kümmerten. Ich denke, hier war Jupp Heynckes ein ganz entscheidender Faktor in seiner Entwicklung. Der Jupp hat ihn zwischendurch immer wieder eingenordet.

bundesliga.de Inwiefern?

Schäfer: So wie Lothar auf dem Platz war, so war er auch daneben: Selbstbewusst, frech und meistens im Mittelpunkt. Nicht unangenehm, sondern einfach immer geradeaus. Wenn es Heynckes dann etwas zu viel wurde, hat er ihn einfach mal draußen gelassen. Ich fand das damals ziemlich hart, aber im Nachhinein denke ich, dass es ihm gut getan hat.

bundesliga.de Was hat er denn getan, um Heynckes auf die Palme zu bringen? Können Sie uns da vielleicht die eine oder andere Anekdote erzählen?

Schäfer: (lacht) Ich will hier ja niemanden in die Pfanne hauen, aber glauben Sie mir, es war nichts Schlimmes oder Bösartiges.

bundesliga.de Okay, dann vielleicht eine Frage zur sportlichen Entwicklung?

Schäfer: Lothar war ein absolut wissbegieriger Spieler, der immer versuchte, alle taktischen Vorgaben und Ratschläge sofort umzusetzen. Er war sehr lernwillig. Er war keiner der Spieler, denen du mit 19 nichts mehr beibringen kannst, weil die ja schon alles können und Weltmeister sind. Das war sicher, neben seinem großen Talent, ein Geheimnis seiner herausragenden Karriere.

bundesliga.de Am 21. März wird Lothar Matthäus 50. Gibt es noch etwas, was Sie ihrem alten Mitspieler mit auf den Weg geben möchten?

Schäfer: "Lothar, ich wünsche Dir natürlich Gesundheit, alles Gute und dass Du auf deine guten Freunde hörst. Darüber hinaus auch viel Erfolg bei Deiner Arbeit in Bulgarien. Pack' die Chance beim Schopfe und vielleicht geht ja noch was im Hinblick auf die EM 2012. Irgendwann sieht man Dich bestimmt auch wieder in der Bundesliga."

Das Gespräch führte Florian Reinecke