Großer Jubel am 6. Spieltag - © /
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6. Spieltag im Fokus: Darüber spricht die Bundesliga

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Borussia Mönchengladbach besiegt Dortmund im Borussen-Duell, bei RB Leipzig platzt der Knoten und Florian Wirtz ist nicht zu bremsen - die Themen des Bundesliga-Wochenendes.

1) Gladbach siegt im Borussen-Duell

Schon die Vorzeichen beim Topspiel am Samstagabend zwischen Borussia Mönchengladbach und Borussia Dortmund versprachen eine emotionale Partie. Neben zahlreichen Überläufern auf beiden Seiten (Thorgan Hazard, Mahmoud Dahoud, Matthias Ginter, Jonas Hofmann, Marco Reus) kehrte auch Marco Rose als Trainer des BVB erstmals nach Gladbach zurück. Dass der Coach dabei nicht von allen Fans der Fohlen mit offenen Armen empfangen wurde, war zu erwarten, aber auch auf dem Platz ging es mit vielen, bisweilen ruppigen Fouls zur Sache.

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Dementsprechend war der Wendepunkt der Partie auch ein Platzverweis: Ausgerechnet Ex-Gladbacher Dahoud sah nach einer abfälligen Geste gegenüber Schiedsrichter Deniz Aytekin noch vor der Pause die Ampelkarte. Zu diesem Zeitpunkt lag der BVB bereits zurück. Eine Mammutaufgabe für die Schwatz-Gelben, die zu allem Übel kurzfristig auf die Top-Stars Erling Haaland und Marco Reus verzichten mussten und letztlich aufgrund der mangelnden Chancenausbeute erstmals seit 37 Ligaspielen keinen Treffer erzielten.

Bei Gladbach überzeugte vor allem die neu formierte Mittelfeldachse um den starken Denis Zakaria, der sich als Antreiber, aggressive Leader und letztlich als spielentscheidender Torschütze bei diesem 1:0-Sieg in Szene setze. Aber auch sein Nebenmann Manu Kone wusste bei seinem Bundesliga-Debüt in vielen Szenen zu überzeugen und machte Lust auf mehr.

2) Knoten geplatzt: Leipzig feiert Kantersieg

Was für ein Spektakel! RB Leipzig drehte gegen Hertha BSC so richtig auf und schenkte den Hauptstädtern gleich sechs Treffer ein. Der überragende Mann beim 6:0 der Sachsen war Christopher Nkunku, der seinen ersten Doppelpack in der Bundesliga erzielen konnte. Beim 1:0 hob er den Ball technisch anspruchsvoll über Keeper Alexander Schwolow hinweg in die Maschen. Das 5:0 des 23 Jahre alten Franzosen, der zudem das 2:0 von Yussuf Poulsen auflegte und den Elfmeter zum 4:0 herausholte, setzte seiner Leistung die Krone auf: Mit einem direkten Freistoß in den rechten, oberen Winkel versetzte er die Leipziger Fans förmlich in Ekstase.

Die Leipziger agierten wie aus einem Guss: Schnell und direkt ging es nach den Balleroberungen nach vorne. Die Räume im Zentrum der Berliner wurden eiskalt ausgenutzt, immer wieder wurden tolle Steckpässe in den Rücken der Gäste-Abwehr gespielt. 18 Schüsse feuerte die Mannschaft von Jesse Marsch ab, elf gingen auf das Tor der Berliner. Die Hertha kam nur zu fünf Abschlüssen: Gegen das aggressive Pressing und Gegenpressing der Leipziger war am Samstag einfach kein Kraut gewachsen. "Das war zu viel für uns", sagte auch Gästetrainer Pal Dardai nach der Partie.

Dank des Torfestivals können die Sachsen mit viel Selbstvertrauen in die Champions League gehen: Am kommenden Dienstag ist der FC Brügge zu Gast in der Red Bull Arena: Ein sehr wichtiges Duell für die Marsch-Truppe, die am ersten Spieltag mit 3:6 gegen Manchester City verlor. Alle drei Treffer beim englischen Meister gingen übrigens auf die Kappe von Nkunku. Mit einem Offensivmann in einer derartigen Form sollte der Dreier gegen Brügge mehr als möglich sein. In der Bundesliga geht es am 7. Spieltag gegen Bochum, am 8. Spieltag wartet Freiburg. Mit ähnlichen Leistungen wie am Samstag können sich die Leipziger wieder nach oben orientieren.

3) Wirtz nicht zu bremsen

Der Höhenflug von Florian Wirtz – er kennt einfach keine Grenzen. Der Leverkusener entscheid mit seinem Treffer am Samstagnachmittag nicht nur die Partie gegen den 1. FSV Mainz 05, er markierte auch sein zehntes Bundesliga-Tor. Und das ist alleine deshalb so interessant, weil es in seinem Alter (18 Jahre und 145 Tage) bisher noch niemand geschafft hatte, in der Beletage des deutschen Fußballs zweistellig zu treffen. Der bisherige Rekordhalter Lukas Podolski war seinerzeit 208 Tage älter gewesen.

Bayer-Torwart Lukas Hradecky relativierte diesen Rekord dann nach Spielschluss ein wenig: "Er schreibt wahrscheinlich Woche für Woche Geschichte", grinste der Finne in die Mikrofone, ohne diese Bestmarke jedoch gebührend feiern zu wollen: "Vielleicht trinkt er heute ein Bier mit mir. Er ist ja schon 18, das darf er."

Was man dabei nicht vergessen darf: Wirtz ist Mittelfeldspieler. Alleine in dieser Saison hat er acht Scorerpunkte (verteilt auf vier Tore und vier Vorlagen) gesammelt – dabei stand er nur dreimal in der Startelf. Alle 73 Minuten trifft der Youngster 2021/22 ins gegnerische Gehäuse. Das ist die Quote eines internationalen Top-Stürmers. Die Bundesliga – so viel ist sicher – hat mit Florian Wirtz einen weiteren Superstar geformt.

4) Bayern baut Tabellenführung aus

Der FC Bayern München hat am 6. Spieltag die Tabellenführung in der Bundesliga souverän ausgebaut. Der Rekordmeister fuhr beim Tabellenschlusslicht SpVgg Greuther Fürth einen 3:1-Triumph ein, der sich durchaus als Arbeitssieg verbuchen lässt. Die Mannschaft von Julian Nagelsmann profitierte am Samstagnachmittag vor allem davon, dass die so furios in die Saison gestarteten Wolfsburger ohne Punkte aus Hoffenheim nach Hause fuhren.

Abermals überragend präsentierten sich am Freitagabend die Nationalspieler Leroy Sane und Joshua Kimmich. Sane, der diesmal etwas ungewöhnlich auf der Zehnerposition agierte, war aus der Zentrale heraus der Schlüssel, um die tief stehende Abwehr der Fürther mit Dribblings zu knacken. Sane lieferte die meisten Torschussvorlagen und legte den Treffer zum 2:1 auf. Es war bereits seine fünfte direkte Torbeteiligung in den letzten vier Bundesliga-Spielen.

Aber auch Joshua Kimmich präsentierte sich in bestechender Form. Der Sechser lieferte bereits die sechste Torbeteiligung im sechsten Spiel. Eine überragende Quote für seine Saison. Nach seinem Doppelpack gegen Bochum legte er gegen Fürth mit einem weiteren Treffer nach. Nur einer schrammte – etwas überraschend – an einem Bundesliga-Rekord vorbei: Robert Lewandowski traf nicht zum 16. Mal in Folge. Das 3:1, an dem der Torjäger maßgeblich involviert war, wurde nach wenigen Augenblicken als Eigentor gewertet - dieser Serien-Rekord gehört also vorerst weiterhin dem kürzlich verstorbenen Gerd Müller.

5) Terodde kurz vor dem Tor-Rekord

Beim Thema Rekorde fällt derzeit auch der Name eines anderen Stürmers schnell: Simon Terodde, Mittelstürmer des FC Schalke 04, jagt in der 2. Bundesliga den Torrekord von Dieter Schatzschneider (153 Treffer für Fortuna Köln und Hannover 96). Gegen den FC Hansa Rostock schlug der 33-Jährige mit seinen Saisontoren neun und zehn erneut eiskalt zu und rückte Schatzschneider mit 152 Zweitligatreffern gewaltig auf die Pelle. Die Abschlussstärke und Kaltschnäuzigkeit des gebürtigen Bocholters wirkt fast schon beängstigend, für S04 wird er allmählich zu einer Art Lebensversicherung.

Von Schalke und Terodde war bis kurz vor der Pause wenig zu sehen. Doch dann segelte die scharfe Flanke von Thomas Ouwejan auf den ersten Pfosten, wo Terodde gedankenschneller als Gegenspieler Damian Roßbach war und im Fallen eiskalt unten rechts einköpfte. "Die Dinger haut Thomas im Training auch so rein, da muss ich nur noch den Kopf hinhalten. Ich weiß natürlich schon, wo ich stehen muss. Aber ich profitiere von der guten Flanke", analysierte Terodde nach dem 2:0-Auswärtssieg sein Führungstor. Auch bei seinem zweiten Treffer stand der 1,92 Meter große Stürmer goldrichtig und verwertete Mehmet Can Aydins Querpass per Flachschuss. Völlig verdient verabschiedeten die rund 1000 mitgereisten Schalker Fans ihren Torgaranten nach Abpfiff minutenlang mit Sprechchören.

Gegen den FC Ingolstadt 04 am 9. Spieltag könnten sich diese wiederholen, wenn Terodde den Schatzschneider-Rekord egalisiert oder vielleicht direkt verbessert...