Gerd Müller ist bis zum heutigen Zeitpunkt der torgefährlichste Spieler der Bundesliga-Geschichte
Gerd Müller ist bis zum heutigen Zeitpunkt der torgefährlichste Spieler der Bundesliga-Geschichte

365 Mal Gerd Müller

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Zu einer Zeit, als martialische Ausdrücke in der Zeitungslandschaft noch nicht verpönt waren, bekam Gerd Müller einen Spitznamen verpasst, der ihn bis zur heutigen Zeit begleitet - der "Bomber der Nation". Um im Bild zu bleiben: Müller setzte seine Waffen dermaßen zielsicher ein, dass den gegnerischen Abwehrspielern oft nur das Hissen der weißen Flagge blieb.

"Ohne Müller wären wir noch in unserer alten Holzhütte"

In seiner aktiven Zeit zeigte der gelernte Weber einen Torinstinkt, der bis zur heutigen Zeit seinesgleichen sucht. Sage und schreibe 365 Tore erzielte Müller in 427 Bundesliga-Spielen - eine Quote, mit der er jeden anderen Stürmer in den Schatten stellt(e).

Die Zahlen sind absolut beeindruckend und einmalig: Müller wurde als einziger Spieler in der Bundesligageschichte drei Mal in Folge Torschützenkönig (1971/72 bis 1973/74), von 1966/67 bis 1977/78 landete er zwölf Mal hintereinander unter den besten drei Torjägern einer Saison - und das mit jeweils mindestens 20 Treffern. Bis zur heutigen Zeit beißen sich die Bundesliga-Stürmer die Zähne an seinem 40-Tore-Rekord aus der Spielzeit 1971/72 aus.

Dass der FC Bayern München in der heutigen Form ohne Müllers Tore am Fließband undenkbar wäre, weiß am besten Ehrenpräsident Franz Beckenbauer: "Ohne Gerd Müller und seine Tore wären wir noch immer in unserer alten Holzhütte an der Säbener Straße."

Dabei verlief Müllers Einstand bei den Münchnern alles andere als reibungslos: Nachdem er sich als 17-Jähriger bei seinem Heimatclub TSV Nördlingen mit atemberaubenden 180 Treffern in einer Spielzeit für höhere Aufgaben beworben hatte, traf sich der FC Bayern der Legende nach eine Stunde schneller mit dem begehrten Torjäger als der damals erfolgreichere TSV 1860 und lockte ihn an die Säbener Straße.

"Kleines dickes Müller" zunächst nur auf der Bank

Dort angekommen hatte es der Teenager mit den kurzen Beinen und mächtigen Oberschenkeln zunächst schwer. Als "kleines dickes Müller" verspottete ihn sein Trainer "Tschik“ Cajkovski, verglich ihn mit einem Gewichtheber und ließ den Neuankömmling erst einmal auf der Ersatzbank schmoren. Als der geschmähte Stürmer jedoch seine erste Chance bekam, zeigte er seinem Coach gleich die Qualitäten, die ihn später zum weltbesten Angreifer machten.

Er wuselte wie ein Irrlicht im Strafraum umher und entzog sich damit den Verteidigern, die damals noch stur der Manndeckung frönten. Die perfekte Ballannahme, die blitzschnellen Drehungen und der abgezockte Abschluss wurden zu seinen Markenzeichen, die er formvollendet beim WM-Finale 1974 gegen die Niederlande unter Beweis stellte. Müllers 2:1-Siegtreffer versetzte eine ganze Nation in Freudentaumel und trug maßgeblich zur Legendenbildung bei.

Karriere-Ausklang in den Staaten

Nach diesem Triumph erklärte Müller im Alter von nur 28 Jahren seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft - angeblich aus Ärger darüber, dass die Spielerfrauen vom Festbankett nach dem WM-Finale ausgeschlossen wurden. Nach seiner Zeit beim FC Bayern ließ Müller die Karriere von 1979 bis 1982 in den USA bei den Fort Lauderdale Strikers und den Smiths Brothers Lounge ausklingen. 1992 holte ihn der damalige Manager Uli Hoeneß zurück an die Säbener Straße, wo er fortan als Jugend- und Amateurtrainer arbeitete.

In der Bundesliga verewigte sich Müller mit seinen Bayern-Kollegen 1969 zum ersten Mal mit dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft, 1972 bis 1974 folgten drei weitere nationale Titel. Anschließend setzten die Münchner in Europa Maßstäbe und holten sich jeweils den Europapokal der Landesmeister - also den Vorgänger-Wettbewerb der Champions League. 1976 krönte man die Erfolgsserie mit dem Sieg beim Weltpokal gegen das brasilianische Team Belo Horizonte. Ohne den "Bomber der Nation" wären diese Erfolge undenkbar gewesen.

Johannes Fischer

Hier sehen Sie den Original-Artikel des kicker aus der Saison 1978/79 über das Bundesliga-Karriereende Müllers beim FC Bayern.


Karriere in Zahlen:

Geburtsdatum: 03.11.1945
Bundesliga-Spiele: 427
Bundesliga-Tore: 365
Deutscher Meister: 1969. 1972, 1973, 1974
DFB-Pokalsieger: 1966, 1967, 1969, 1971
Europapokal der Landesmeister: 1974, 1975, 1976


SaisonVereinEinsätze/Tore
1965/66 FC Bayern 33/15
1966/67 FC Bayern 32/28
1967/68 FC Bayern 34/19
1968/69 FC Bayern 33/30
1969/70 FC Bayern 33/38
1970/71 FC Bayern 32/22
1971/72 FC Bayern 34/40
1972/73 FC Bayern 33/36
1973/74 FC Bayern 34/30
1974/75 FC Bayern 33/23
1975/76 FC Bayern 22/23
1976/77 FC Bayern 25/28
1977/78 FC Bayern 33/24
1978/79 FC Bayern 19/9