Mario Kern und Hans-Uwe Pilz feiern den 2:1-Pokalsieg über den FC Bayern
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1993/94: Held rettet Dresden trotz Vier-Punkte-Abzug

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Mitleidig belächelt übernahm er als Trainer ein Himmelfahrtskommando, als sächsischer Volksheld beendete er die Saison.

Siegfried Held machte bei Dynamo Dresden im Spieljahr 1993/94 seinem Namen alle Ehre und bewahrte sensationell den einstigen DDR-RenommierClub trotz eines Vier-Punkte-Abzuges wegen Lizenzerschleichung vor dem Abstieg.

"Es war eine verdammt schöne Zeit, leider endete sie nicht so erfreulich", erinnerte er sich später. Das Erfolgsgeheimnis sieht er noch immer in der charakterstarken Mannschaft: "Es herrschte ein guter Geist, auch die Ersatzspieler verbreiteten keine schlechte Stimmung."

Zuckende Augenbrauen, trockener Humor, keine Gefühlsregung - das waren die Markenzeichen des "Schweigers von Dresden". Auch wegen des skandalträchtigen Präsidenten Rolf-Jürgen Otto wurde er nicht um seinen Job beneidet. Held: "Ich muss sagen, ich konnte gut und in Ruhe unter ihm arbeiten. Otto hat mir den Rücken freigehalten. Die Gehälter kamen pünktlich, das war schließlich nicht überall so."

Pokalfinale verpasst

Der ganz große Wurf, das Erreichen des DFB-Pokalfinales nach Siegen gegen Rekordmeister Bayern München und Pokalverteidiger Bayer Leverkusen blieb Dynamo durch ein 0:2 im Halbfinale gegen den damals amtierenden Meister Werder Bremen versagt. Aber im fußballverrückten Dresden war der Rückhalt dennoch unglaublich: "Jeder hat sich mit dem Verein identifiziert, es war im Stadion und im Umfeld immer eine Riesenstimmung."

Dynamo beendete das Spieljahr auf Rang 13 und rettete sich mit nur zwei Punkten mehr als der 1. FC Nürnberg. Neben dem "Club" gingen noch Wattenscheid 09 und der VfB Leipzig den eigentlich für die Dresdner vorbestimmten Weg in die 2. Bundesliga.

FC Bayern wurde Meister

"Kaiser" Franz Beckenbauer übernahm bei seinem FC Bayern für die letzte vier Monate das Trainer-Ruder von Erich Ribbeck und sorgte höchstpersönlich für den 13. Meisterschaftsgewinn der Münchner. Der Coup von Held war freilich die weitaus größere Überraschung.

Die Realität holte den Vizeweltmeister von 1966 aber bekanntlich in der folgenden Saison schon wieder ein, als anstelle der erhofften Verstärkungen Notverkäufe auf der Tagesordnung standen. Nach fünf Partien ohne Sieg kam Held Ende November 1994 seiner Entlassung mit einem Rücktritt zuvor. Ende des Jahres wäre sein Vertrag wegen eines Wechsels nach Japan ohnehin ausgelaufen.