"Ich lag am Pfosten, der Ball daneben." Das "Phantom-Tor" aus der Sicht von Andreas Köpke (l.)
"Ich lag am Pfosten, der Ball daneben." Das "Phantom-Tor" aus der Sicht von Andreas Köpke (l.)

1993/94: Das "Phantom-Tor"

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Andreas Köpke schüttelt den Kopf. "Ich kann es heute noch immer nicht glauben, dass der Schiedsrichter damals auf Tor entschieden hat", sagt der ehemalige Nationaltorhüter über jene Szene am Nachmittag des 23. April 1994 im Münchner Olympiastadion.

Im 159. Derby zwischen dem FC Bayern und dem 1. FC Nürnberg hatte der Unparteiische, Hans-Jürgen Osmers aus Bremen, einen Treffer gegeben, der gar keiner war: das "Phantom-Tor".

"Ich lag am Pfosten, der Ball daneben"

24. Minute, Ecke für die Bayern: Der Ball fiel Thomas Helmer vor der Füße. Der stolperte ihn zwar Richtung "Club"-Gehäuse, aber auch am linken Pfosten vorbei ans Außennetz. Köpke erinnert sich: "Ich lag am Pfosten, der Ball daneben. Der Thomas half mir hoch, und ich frage ihn auch noch: Wie hast du das denn geschafft, den daneben zu schießen. Er hat geantwortet: Weiß ich auch nicht."

Wie auch immer: Die anderen Bayern-Spieler jubelten und fielen Helmer um den Hals, der von Osmers befragte Linienrichter Jablonski, ungünstig auf der gegenüberliegenden Seite postiert, wollte ebenfalls einen Treffer erkannt haben. Also Tor, 1:0. Die Bayern gewannen am Ende mit 2:1, doch zehn Tage später, und damit in der Woche vor dem letzten Spieltag, wurde die Partie wiederholt.

Wiederholungsspiel endete 0:5

Im Wiederholungsspiel wurde der "Club" mit 0:5 "abgewatscht". Im ersten Spiel hatte Manni Schwabl allerdings kurz vor dem Abpfiff noch einen Elfmeter für die Franken verschossen. Ein 2:2, und die Nürnberger hätten wohl nie Protest eingelegt. Denn mit diesem einen Punkt wäre der Klassenerhalt praktisch gesichert gewesen. So aber verlor Nürnberg auch noch am letzten Spieltag mit 1:4 bei Borussia Dortmund und stieg ab - wegen der schlechteren Tordifferenz.

Und der FC Bayern, der im Dezember zuvor Erick Ribbeck als Trainer entlassen hatte und dafür Franz Beckenbauer zum Teamchef machte, wurde mit einem Punkt Vorsprung Deutscher Meister vor dem 1. FC Kaiserslautern. Doch "ohne das Ding", behauptet Köpke noch heute, "wäre Bayern nicht Meister geworden und wir nicht abgestiegen".