Mannschaftskapitän Karlheinz Förster mit der "Salatschüssel"
Mannschaftskapitän Karlheinz Förster mit der "Salatschüssel"

1983/84: Solides Handwerk statt großer Klappe

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Für Jupp Derwall war er einer der besten Vorstopper der Welt, andere sahen in ihm den "Treter mit dem Engelsgesicht": Nach dem überraschenden Meisterschaftserfolg des VfB Stuttgart am 26. Mai 1984 gab sich Karlheinz Förster aber ganz handzahm und verdrückte sich still und leise in die hinterste Ecke.

"Diesen Erfolg stelle ich über alles", bekannte der VfB-Kapitän und 81-malige Nationalspieler, konnte sich eine gewisse Schadenfreude gegenüber der hoch gehandelten Konkurrenz aus Hamburg und München nicht verkneifen. "Uns hat man nicht für voll genommen, aber dann wurden wir Meister."

Keine Reden, aber Taten

In erster Linie Karlheinz und sein jüngerer Bruder Bernd personifizierten in den Tagen des Triumphes die Erfolgsstrategie des schwäbischen Traditionsclubs: Grundsolides Handwerk war Trumpf. Die markigen Sprüche überließ man den Großkopferten, die nach der dramatischen Entscheidung zu Gunsten des Herbstmeisters VfB - die bessere Tordifferenz entschied letztlich gegenüber den punktgleichen Teams des Hamburger SV und von Borussia Mönchengladbach - übel nachtraten.

"Das Niveau war noch nie so schwach. Es war noch nie so einfach, Deutscher Meister zu werden", stichelte HSV-Coach Ernst Happel. Dem Österreicher machte sein exzentrisches Sturmduo Dieter Schatzschneider/Wolfram Wuttke zu schaffen, während bei den Bayern die Zukunft von Karl-Heinz Rummenigge die Schlagzeilen bestimmte.

Jung und erfolgreich

Dagegen schöpften die Stuttgarter aus der Ruhe ihre Kraft für den ersten Meistertitel nach einer 32 Jahre währenden Durststrecke. Allein Hermann Ohlicher war als einziger aus der Meistermannschaft von 1984 beim Triumph von 1952 bereits geboren. Der Coup hatte vor allen Dingen für den damaligen VfB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder immense Bedeutung: "Wir gehören jetzt zu den Großen", jubelte "MV", sparte in schwäbischer Manier aber mit allzu gewagten Zielen: "Wir wollen nicht größenwahnsinnig werden. Der VfB bleibt ein solider, ehrlicher und rechtschaffener Verein."

Zum richtigen Mann am richtigen Ort avancierte auch Trainer Helmut Benthaus. Der introvertierte Coach mit dem Schweizer Pass arbeitete unspektakulär, aber wirkungsvoll. "Er entschied viele Dinge selbst und fragte niemanden nach seiner Meinung", charakterisierte Karlheinz Förster den Coach. In die Phalanx der stillen und bescheidenen Sieger reihte sich nahtlos Stuttgarts isländischer Regisseur Asgeir Sigurvinsson ein. "Ihm machte es nichts aus, sich auf dem Platz ein dreckiges Trikot zu holen", meinte Förster - ein kleiner Seitenhieb auf Sigurvinssons Vorgänger mit der Nummer 10, Hansi Müller.

Dank an Paul Breitner

Besondere Freude bereitete Mayer-Vorfelder die Tatsache, dass "Sigi" Sigurvinsson ausgerechnet zwei Jahre zuvor im Paket mit Kurt Niedermayer von den Bayern zum VfB gewechselt war. "Wir müssen Paul Breitner noch immer dankbar sein, dass er eine Saison länger gespielt hat. So war Asgeir frustriert und kam zu uns", schickte der spätere DFB-Präsident Mayer-Vorfelder noch nachträglich einen Dank an die Isar.

Nationalspieler Rummenigge sah in dem Isländer sogar den entscheidenden Unterschied. "Ihm verdankt der VfB in erster Linie die Meisterschaft", meinte der Torschützenkönig der Saison 1983/84. Erfolgsgarant Karlheinz Förster denkt auch heute noch gerne an den Schwaben-Coup zurück. "Es war etwas ganz Besonderes, weil es so überraschend kam."