Die Kölner Kultfigur Hans Schäfer (r.) führt den FC aufs Spielfeld
Die Kölner Kultfigur Hans Schäfer (r.) führt den FC aufs Spielfeld

1963/64: 1. FC Köln der Premieren-Champion

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Das erste Kapitel der Erfolgsstory Bundesliga wurde am 24. August 1963 geschrieben. Nach vielen Geburtswehen war die höchste deutsche Spielklasse geboren worden und erwies sich von Anfang an als "Wonneproppen". Und der erste Meister war ganz nach dem Geschmack von Franz Kremer, dem "Vater der Bundesliga". Denn der Visionär und Präsident des 1. FC Köln konnte am Saisonende den überlegenen Titelgewinn seines Clubs bejubeln, der von Georg "Schorsch" Knöpfle trainiert wurde.

Schon am ersten Spieltag lockte die Bundesliga sage und schreibe 327.000 Fans bei acht Spielen - die Liga umfasste damals nur 16 Mannschaften - in die Stadien. Das erste Tor erzielte der Dortmunder Friedhelm "Timo" Konietzka bei der 2:3-Niederlage der Borussia bei Werder Bremen in der ersten Spielminute. Allerdings wurde der Treffer weder von einem Fotografen, geschweige denn von einer TV-Kamera eingefangen. Bis zum heutigen Tag gibt es kein Bilddokument des schon legendären Treffers.

Debütantenball

Aber es gab noch weitere Top-Stars, die in den nächsten Jahren die Bundesliga prägen sollten und schon am Premierenspieltag der Liga ihren Stempel aufdrückten. Der damals noch 19-jährige Kölner Wolfgang Overath schoss den ersten Bundesliga-Treffer des späteren Champions beim 2:0 beim 1. FC Saarbrücken.

Für die Münchener "Löwen" war beim 1:1 gegen Eintracht Braunschweig Rudi Brunnenmeier erfolgreich. Den Lokalrivalen und jetzigen Rekordmeister FC Bayern München suchte man zur ersten Runde allerdings vergeblich, denn die "Roten" stiegen erst 1965 in die Bundesliga auf.

Mit Rahn und Morlock zwei Weltmeister von 1954 dabei

Andere Traditionsclubs mischten dagegen schon damals kräftig mit. Für Schalke 04 traf am 1. Spieltag beim 2:0 gegen den VfB Stuttgart kein Geringerer als Willi Koslowski zum Führungstor. Und für den Meidericher Spielverein (später MSV Duisburg) erzielte Werner "Eia" Krämer das 1:0 beim 4:1 beim Karlsruher SC. Und auch zwei Weltmeister von 1954, Helmut Rahn (Meiderich) und Max Marlock (1. FC Nürnberg), trugen sich in die Torschützenliste ein.

Dagegen ging Uwe Seeler, das Idol des Hamburger SV, am ersten Spieltag beim 1:1 bei Preußen Münster leer aus. Der viermalige WM-Teilnehmer sollte allerdings im weiteren Verlauf zu einem der großen Stars der neuen Liga avancieren. Am Ende der ersten Bundesliga-Spielzeit war er auch erster Torschützenkönig (30 Treffer). Den ersten Platzverweis kassierte "Boss" Rahn nach einer Tätlichkeit, und Herbert Widmayer (1. FC Nürnberg) ging als erster Coach in die Annalen ein, der rausflog.

Viele Widerstände

Bis die Bundesliga allerdings aus der Taufe gehoben werden konnte, mussten viele Widerstände überwunden werden. Schon 1932 hatte es bei einem Geheimtreffen in Eisenach die Idee gegeben, auch in Deutschland eine Liga nach Vorbild der 1892 gegründeten ersten englischen Division zu installieren.

Damals waren führende Club-Vertreter zusammengekommen. Aber die Zeit war offenbar noch nicht reif gewesen. 1949 übernahm Kremer den Vorsitz der "Interessengemeinschaft Bundesliga und Berufs-Fußball" und forcierte die Idee. Der FC-Chef wurde jedoch von anderen Landesfürsten als Rebell abgekanzelt.

Zunächst Opposition gegen Bundesliga

Vor allem aus dem Süden blies Kremer ein scharfer Wind ins Gesicht und stieß auf totale Ablehnung. Sogar Gespräche wurden abgelehnt. Noch 1958 wurde die Bundesliga-Gründung bei einem außerordentlichen DFB-Bundestag im Frankfurter Römer abgeschmettert.

Die Süd-Fraktion wurde damals auch vom Norden, Südwesten und Berlin unterstützt. Die beschwörenden Worte von Bundestrainer Sepp Herberger ("Wir brauchen diese Eliteklasse, wenn wir international mithalten wollen") konnten die Delegierten nicht umstimmen.

Grünes Licht im Sommer 1962

Allerdings ließ sich Kremer davon nicht abschrecken und fand im späteren DFB-Präsidenten Hermann Neuberger, Chef des saarländischen Verbandes, einen Gleichgesinnten. Neuberger entwickelte ein fertiges Statut und überzeugte viele Kritiker. Den künftigen Lizenzspielern wurde eine Jahresgage von 25.000 Mark erlaubt.

Am 28. Juli 1962 wurden im Goldsaal der Dortmunder Westfalenhalle Nägel mit Köpfen gemacht. Mit 103:26 Stimmen wurde die Einführung der Bundesliga beschlossen. Der Weg für den Startschuss am 24. August 1963 war damit endgültig bereitet.