Selim Teber (r.) sicherte mit seinem Treffer zum 1:1 gegen Schalke die Herbstmeisterschaft
Selim Teber (r.) sicherte mit seinem Treffer zum 1:1 gegen Schalke die Herbstmeisterschaft

1899 fordert die Bayern zum Titelkampf

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Der Gewinn der Herbstmeisterschaft war noch keine Stunde alt, da warfen die Himmelsstürmer von 1899 Hoffenheim ihre Bescheidenheit über Bord und forderten Bayern München ganz offiziell zum ultimativen Titel-Zweikampf heraus.

"Unser Ziel ist es jetzt, diesen Platz bis zum Ende zu verteidigen. Das wäre wunderschön. Ich weiß, wir können sogar noch besser spielen", erklärte Hoffenheims Kapitän Marvin Compper nach dem 1:1 (0:1) des Aufsteigers gegen Schalke 04 in einem turbulenten Finale um den "Pseudo-Titel" des Halbzeitmeisters.

Kein Platz für Träumereien

Trotz der großen Euphorie rund um den Dorfclub versprach Torschütze Selim Teber, beim Angriff auf die Meisterschale die Bodenhaftung zu behalten: "Wir träumen jetzt nicht, wir werden weiter hart arbeiten."

Für die Clubs der Bundesliga müssen die Ankündigungen des Duos wie eine Drohung klingen. Für die großen und punktgleichen Bayern dagegen schon fast wie eine Art Majestätsbeleidigung. Doch nach einer traumhaften Hinrunde mit 35 Zählern und 42:23 Toren in 17 Spielen haben die Profis des Neulings allen Grund, den Respekt vor großen Namen abzulegen.

"Können nicht mehr absteigen"

Mäzen Dietmar Hopp ("Das Jahr war sensationell") hat das bereits beherzigt und den Fehderhandschuh aufgenommen, den Bayern-Manager Uli Hoeneß in den vergangenen Tagen Richtung Kraichgau geworfen hatte. "Was Hoeneß in München sagt, stößt bei uns auf taube Ohren", stellte Milliardär Hopp klar und freute sich diebisch über den ersten "Punktsieg" gegen den neuen Erzfeind von der Isar. Hopp: "Eigentlich könnten wir die Nicht-Abstiegsprämie jetzt schon ausbezahlen. Die Chance, dass wir Meister werden, ist größer als die Gefahr noch abzusteigen."

Auch Bundestrainer Joachim Löw traut den Hoffenheimern, die in der Winterpause eine Europacup-Prämie aushandeln wollen, den großen Wurf zu. "Dieses Team lebt nicht von der Euphorie eines Aufsteigers. Es hat Substanz, Konstanz und wird noch dazulernen. Sie werden bis zum Schluss oben bleiben."

Hoeneß hatte Hoffenheims Erfolgscoach Ralf Rangnick "Besserwisserei" unterstellt und einige andere Giftpfeile abgeschossen. Der 50-Jährige hatte darauf genauso emotionslos reagiert wie am Sonntag auf den famosen Hinrundenabschluss. Während sich seine Profis nach ihrem letzten Auftritt im Carl-Benz-Stadion mit "Danke Mannheim - Auf Wiedersehen ins Sinsheim"-T-Shirts verabschiedeten, tüfftelte "Professor" Rangnick bereits am zweiten Teil des Hoffenheimer Wunders.

Stagnation vorbeugen

Unter anderem mit einem speziellen Pilotentraining, in dem Wahrnehmungszeit und Handlungsschnelligkeit der Profis in Stresssituationen verbessert werden sollen, will Rangnick den Angriff der Bayern in der Rückrunde abwehren. "Wir müssen gute Antworten finden, denn die Gegner werden sich besser auf uns einstellen. Die Sprünge, die wir jetzt machen, werden wir nicht mehr mit Sieben-Meilen-Stiefeln machen können", schloss Rangnick wie auch Manager Jan Schindelmeiser eine mögliche Stagnation nicht aus.

Man dürfe nicht so tun, als sei "unser Status in Zement gegossen", warnte Schindelmeiser. Mäzen Hopp, der sich besonders über die "gewonnene Anerkennung" des Retortenklubs freute, blickte indes voller Zuversicht ins Neue Jahr. Nicht zuletzt wegen der Verpflichtung von Ex-Nationaltorhüter Timo Hildebrand. "Er war ein Ausnahmetorwart. Und ich traue es der Mannschaft zu, dass Timo mit ihr wieder dahinkommt", prophezeite Hopp.

Schalke schaut nach vorne

Schalkes Trainer Fred Rutten schloss sich Hopp an und sprach lieber über die Zukunft als über die Vergangenheit. "Natürlich kann ich mit Platz sieben nicht zufrieden sein. Aber die Art und Weise, wie die Mannschaft gegen Hoffenheim gespielt hat, gibt mir Vertrauen für die Zukunft", sagte Rutten nach einer Saison voller Tiefschläge.

Nach der Führung durch Gerald Asamoah (40.) hatte diesmal Jermaine Jones ("Ich habe den Ball getroffen") den "Königsblauen" durch seine Gelb-Rote Karte (57.) einen Bärendienst erwiesen. Der Nationalspieler bekam aber Rückendeckung von Rutten. "Das war keine richtige Schiedsrichter-Entscheidung", kritisierte der S04-Coach Referee Peter Gagelmann, der auch noch die beiden Rutten-Assistenten Youri Mulder und Mike Büskens auf die Tribüne schickte.

Nach dem Ausgleichstor durch den eingewechselten Hoffenheimer Teber (72.) wurde zu allem Überfluss auch noch Orlando Engelaar wegen wiederholten Foulspiels (80.) des Feldes verwiesen.


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Die Daten des Spiels 1899 Hoffenheim - Schalke 04