Chance genutzt: Yunus Malli (r, hinten) zeigte beim 3:0 seines 1. FSV Mainz 05 über Werder Bremen eine starke Leistung (© Imago)
Chance genutzt: Yunus Malli (r, hinten) zeigte beim 3:0 seines 1. FSV Mainz 05 über Werder Bremen eine starke Leistung (© Imago)

Malli trifft - Mainz siegt: Müde, aber glücklich

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Mainz - Yunus Malli machte keinen Hehl daraus, wie er sich fühlte: "Ich bin richtig kaputt", sagte der Offensivspieler des 1. FSV Mainz 05. Das war ja auch kein Wunder: Der U 21-Nationalspieler hatte gerade erst sein zweites Spiel in dieser Saison über die volle Distanz hinter sich.

FSV vor Vereinsrekord

Aber nach einem Sieg wie diesem überragenden 3:0 gegen Werder Bremen (Spielbericht) ist dieses Gefühl der Erschöpfung eher ein schönes - zumal, wenn man wie der 22-Jährige, auch noch ein Tor geschossen hat. "Heute ist natürlich ein super Tag", sagte der in Kassel geborene Malli dann auch: "Wir haben gewonnen, ich habe ein Tor geschossen - heute sind alle zufrieden."

Der FSV ist auf dem besten Weg, sich für die Europa-League zu qualifizieren und seine historisch stärkste Punkteausbeute (52 Zähler in der Saison 2009/10) zu übertreffen. Die Mainzer haben auf Tabellenrang 7 mit 47 Punkten sogar noch Sichtkontakt auf den Champions-League-Qualifikations-Rang 4.

Thomas Tuchel kennt die Konstellation natürlich, aber nun neue Ziele auszurufen, ist nicht seine Sache. Der Trainer sagt: "Wir trauen uns zu, groß zu denken, ohne große Sprüche zu klopfen."

Gegen die schwachen Bremer zeigten die Mainzer alle Ausprägungen ihrer Heimstärke: Zum achten Mal in 15 Heimspielen blieben die Rheinhessen ohne Gegentor, allein der FC Schalke 04 erreicht diesen Wert ebenfalls. Nur in ihrer bisher besten Saison 2009/10 schafften die Nullfünfer das, allerdings in 17 Spielen, nun stehen sogar noch zwei Partien in der Coface Arena an (gegen den 1. FC Nürnberg und den Hamburger SV) - es droht also ein neuer Vereinsrekord in der Rubrik "Heimspiele ohne Gegentore".

Youngster Malli nutzt seine Chance

Gegen Bremen ließen die Mainzer kaum Chancen des hoffnungslos unterlegenen Gegners zu. Der Plan, Werder mit hohem Pressing und vielen, frühen Balleroberungen unter Druck zu setzen, ging schnell auf: Schon nach 16 Minuten stand es 2:0 - Nils Petersen traf nach einer Ecke von Johannes Geis kurios ins eigene Tor (5.) und Christoph Moritz mit einem Schuss aus elf Metern zum 2:0 (16.). Malli besorgte schließlich nach einer schönen Kombination noch vor der Pause entschlossen den Endstand (39.).

Der stark auftrumpfende Youngster hätte in der zweiten Halbzeit sogar noch drei Treffer mehr erzielen können, zwei Mal aber schoss er knapp am Tor vorbei (52.; 67.) und ein Mal traf er nur den Pfosten (58.). Malli hat seine Chance in der Startelf genutzt. Nun sagt der nach seinem Wechsel aus Mönchengladbach 2011 lange Zeit viel zu schüchterne Techniker: "Ich werde versuchen, mich nicht mehr verdrängen zu lassen."

Lob von Trainer Tuchel

Auf der Zehnerposition oder als "falsche Neun" fühlt sich Malli am wohlsten, doch in Mainz ist die Konkurrenz im zentralen offensiven Mittelfeld sehr groß. Vor allem seit der Südkoreaner Ja-Cheol Koo im Januar zum FSV gekommen ist. Doch dem Nationalspieler "fehlt derzeit die Frische", wie Tuchel berichtet.

Es habe sich daher abgezeichnet, dass Malli von Beginn an auflaufen würde gegen Werder. Tuchel: "Yunus hat herausragende Trainingsleistungen abgeliefert und er ist tiefer in unseren Abläufen drin als Koo."

"Immer weiter Gas geben"

Malli habe in den letzten Monaten einen Sprung nach vorne in seiner Entwicklung gemacht. Im Training deutete er sein  hohes Niveau immer wieder an, nun sei er auch im Wettkampf freier geworden, sagt Tuchel und fügt hinzu: "Bei einer Balljagd, wie wir sie uns gegen Bremen vorgenommen haben, hätten wir das vor drei Jahren noch nicht mit Yunus verbunden."

Malli hat sich Vertrauen erarbeitet beim Trainerteam, er sagt: "Man muss immer weiter Gas geben im Training, auch wenn man nicht spielt und auf seine Chance warten." Am Samstag hat er diese Chance endlich einmal voll und ganz genutzt.

Aus Mainz berichtet Tobias Schächter