Diesmal schaffte der SV Sandhausen um Nicky Adler (r.) aus eigener Kraft den Klassenerhalt. Im Vorjahr profitierte der Club von Duisburgs Lizenzentzug
Diesmal schaffte der SV Sandhausen um Nicky Adler (r.) aus eigener Kraft den Klassenerhalt. Im Vorjahr profitierte der Club von Duisburgs Lizenzentzug

"Zufriedenheit ist Stillstand": Sandhausen lernt dazu

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Sandhausen - Sandhausens Trainer ist ein Mann, der weiß, was sich gehört. Deshalb gratulierte Alois Schwartz nach der 0:2-Niederlage in Fürth auch erst einmal dem Gegner zum Erreichen der Relegationsspiele gegen den HSV. Dann allerdings konnte er es sich nicht verkneifen, ein trotziges Fazit einer Saison zu ziehen, die aus Sicht des SV Sandhausen kaum hätte besser laufen können. "Vor der Saison galten wir als Abstiegskandidat Nummer eins. Aber abgesehen von den letzten vier Spielen haben wir eine hervorragende Runde gespielt."

Vielversprechender Saisonstart

Es spricht für den sachlichen Sandhäuser Trainer, dass er nach einer so erfolgreichen Saison, die der SVS auf Rang 12 beendete, nicht vergaß, den Wermutstropfen zu erwähnen. Denn in der Tat haben die Nordbadener nach dem 3:0-Auswärtssieg beim FSV Frankfurt am 29. Spieltag keinen einzigen Zähler mehr geholt, kein Tor mehr geschossen und neun Gegentreffer kassiert - eine stattliche Zahl für eine Mannschaft, die insgesamt nur 35 Tore hingenommen hat. Nur drei Mannschaften (Köln, KSC, Ingolstadt) waren in dieser Hinsicht noch besser (Tabelle).

Doch so sehr den Coach auch der Konzentrationsabfall am Saisonende fuchste - das Große und Ganze wollte er dann doch nicht aus den Augen verlieren: "Ich bin stolz auf diese Mannschaft. Und wir können auf der anderen Seite froh sein, dass die Durststrecke erst eintrat, als der Ligaverbleib für uns bereits in trockenen Tüchern war."

Nur mit Glück und dank des Lizenzentzuges für den MSV Duisburg hatte der SVS die Klasse gehalten. Schwartz, der aus Erfurt gekommen war, hatte längst einen Plan erarbeitet, der den Wiederaufstieg für die Saison 2014/2015 vorsah, als man am Hardtwald vom Lizenzentzug der Zebras erfuhr. Doch Schwartz brauchte nicht lange, um gedanklich wieder in der 2. Bundesliga anzukommen.

Nur noch halb so viele Gegentore

"Wir wurden als Neuling Vorletzter und haben 66 Gegentreffer bekommen. Das spricht eigentlich Bände und zeigt auch sofort auf, wo der Hebel vorrangig angesetzt werden muss." Gesagt, getan, dass der SVS in dieser Spielzeit nur etwas mehr als halb so viele (!) Gegentore bekam, ist der konsequenten Arbeit des Akribikers Schwartz zu verdanken, dessen neuformierte Abwehr um den starken Keeper Marco Riemann der Garant des Sandhäuser Höhenfluges wurde.

Dabei begann die Saison mit einem Paukenschlag. Nach zwei durchwachsenen Partien in der Liga wurde mit dem 1.FC Nürnberg Anfang August ein echter Hochkaräter aus dem Pokal geworfen. Erst in der dritten Runde schied der SVS nach dem 2:4 bei Eintracht Frankfurt aus. In der Liga galt es dafür, Siege gegen 1860, Kaiserslautern, Bochum, Frankfurt, Paderborn oder Ingolstadt zu feiern. Schon nach der Hinrunde hatten die Verantwortlichen weit weniger Sorgen als zu Saisonbeginn.

Vorne drückt der Schuh

Doch die Konzentration blieb hoch. In der Rückrunde ging die Siegesserie weiter, wobei ein Blick auf die Details lohnt. Viermal feierte man ein 1:0 und ein 2:1 - abgesehen vom 3:0-Auswärtssieg beim FSV Frankfurt fielen alle sechs Rückrundensiege mit nur einem Tor Unterschied aus. Das ist sowohl ein Kompliment für die Sandhäuser Defensive, als auch ein Arbeitsauftrag für den Sommer.

Mit Ranislav Jovanovic (sechs Treffer) und Nicky Adler (9) hat Sandhausen zwei gute Stürmer parat. Doch hinter dem derzeit verletzten Serben und dem Goalgetter, fehlen die Alternativen. Es ist also kein Wunder, dass im Sommer vor allem Offensivkräfte gesucht werden. Doch Schwartz wäre nicht er selbst, wenn er nicht weitere Ziele formulieren würde.

Mit Denis Linsmeyer, Manuel Stiefler oder Marco Thiede hat er bereits mehrere Spieler von der dritten oder vierten Liga erfolgreich in den Profikader eingebaut. Dieser Weg soll weiter beschritten werden. Schließlich hat Schwartz ein Lebensmotto, das in Stein gemeißelt ist: "Zufriedenheit ist Stillstand und Stillstand ist Rückschritt."

Christoph Ruf