1860 Münchens Moritz Volz glänzt nicht nur auf dem Fußballplatz, sondern auch als Buchautor
1860 Münchens Moritz Volz glänzt nicht nur auf dem Fußballplatz, sondern auch als Buchautor

"Wollen den Druck nach oben erhöhen"

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München - Nach einer turbulenten Hinrunde inklusive Trainerentlassung steuerte 1860 München in den letzten Spielen vor der Winterpause wieder ruhigere Gewässer an und blieb in der 2. Bundesliga fünf Spiele unbesiegt. Den positiven Trend gilt es nun zu bestätigen. "Löwen"-Verteidiger Moritz Volz erklärt im Gespräch mit bundesliga.de:, was in der Rückrunde noch besser werden muss.

bundesliga.de: Herr Volz, ihr Team überwintert auf Platz 6 mit 27 Punkten auf dem Konto. Wie bewerten Sie das Ergebnis nach 19 Spieltagen?

Moritz Volz: Es ist erfreulich, dass wir uns noch in Schlagdistanz zu den Spitzenplätzen befinden. Braunschweig und Hertha haben natürlich eine hervorragende Hinrunde gespielt und der Abstand ist dementsprechend groß. Wir sind aber nicht vollends zufrieden, denn wir haben nicht so viele Punkte geholt und konnten spielerisch oft nicht überzeugen. Gerade in der Offensive haben wir uns schwer getan. Phasenweise haben wir unser Potenzial angedeutet, konnten es aber nicht konstant abrufen. Insofern haben wir noch Luft nach oben.

bundesliga.de: Nach acht Spieltagen war 1860 noch ungeschlagen, dann gab es ein 0:3 in Berlin. Hätten Sie gedacht, dass diese Niederlage die Mannschaft so aus dem Tritt bringen würde? Oder hatte die folgende sportliche Durststrecke andere Gründe?

Volz: Sicherlich gibt es noch mehr Gründe dafür als die Niederlage in Berlin. Auch vorher gab es knappe Spiele, die wir dann aber für uns entscheiden konnten. Das ist uns danach nicht mehr gelungen. Nach den Gründen haben wir uns jede Woche erneut gefragt. Und wir hätten gerne früher zurück in die Spur gefunden. Auch zuletzt gab es wieder einige Unentschieden. Obwohl wir viele Spiele dominiert haben, konnten wir nicht gewinnen. Nach der Winterpause wollen wir konzentriert an unserem Spiel feilen und richtig fit in die restliche Saison gehen.

bundesliga.de: Nach dem 14. Spieltag wurde Coach Reiner Maurer entlassen, Alexander Schmidt übernahm. Die Löwen haben seitdem noch kein Spiel verloren. Was hat er verändert?

Volz: Prinzipiell ist es während des Spielbetriebs nur bedingt möglich, etwas zu ändern. Er hat verschiedene Personalentscheidungen getroffen, junge Spieler eingebaut und die Spielweise verändert. Wir haben neue Abläufe einstudiert, bei denen eine Handschrift zu erkennen ist. Wir wollen dem Spiel unseren eigenen Stempel aufdrücken. Es ist gut, dass jetzt eine längere Vorbereitung ansteht, um alles noch detaillierter anzugehen.

bundesliga.de: Die Löwen sind aktuell die Remis-Könige der 2. Bundesliga, zuletzt gab es drei Unentschieden nacheinander. Dadurch tritt man auf der Stelle. Wie sehr nervt es? Was fehlt noch?

Volz: Grundsätzlich sind wir damit nicht zufrieden. Wir wurden aber auch noch nicht so oft geschlagen und haben Stabilität. Darüber hinaus müssen wir dominanter auftreten und unsere spielerische Überlegenheit in Torchancen, Tore und Siege ummünzen. Es fehlt nicht so viel.

bundesliga.de: Entspricht der aktuelle Platz in der Tabelle dem wahren Leistungsvermögen?

Volz: Ich bin mir sicher, dass wir das Potenzial haben. Aber die Tabelle lügt nicht. Unterm Strich haben wir zu wenig Tore geschossen. Daran hapert es noch. Das ist keine Kritik an unserer Offensive, sondern dafür ist die ganze Mannschaft verantwortlich.

bundesliga.de: Sie selbst sind neu in München. Wie sehr haben sich ihre sportlichen Erwartungen erfüllt, wie zufrieden sind Sie mit Ihren eigenen Leistungen?

Volz: Ich bin nicht vollkommen zufrieden. Der Start war solide und meine Leistungen in der Defensive waren in Ordnung. Was das Spiel nach vorne angeht, gibt es noch Luft nach oben. Mitte der Saison hatte ich zudem mit körperlichen Problemen zu kämpfen. Die Pause jetzt kommt gelegen, um sie ganz abzustellen.

bundesliga.de: Sie haben lange in England gespielt und in London gewohnt. Danach zog es sie nach Hamburg, nun nach München. Wie sehr mögen Sie das Leben in den Metropolen?

Volz: Nach London zu gehen, bedeutete einen großen Schritt für mich. Und es brauchte einige Zeit, um mich daran zu gewöhnen. Heute möchte ich das Leben dort nicht mehr missen. Dass es immer schöne Städte getroffen hat, war aber eher Zufall. Ich genieße es, so viele Möglichkeiten zu haben. Auch wenn man sie nicht alle nutzen kann. Es ist gut, sie zu haben. Das ist auch in München so. Zeit auf dem Land kann ich übrigens genauso genießen.

bundesliga.de: Über Ihre Zeit in England haben Sie ein viel beachtetes humorvolles Buch geschrieben. Wie sehr haben Sie sich über die Kritiken gefreut? Bleibt das eine einmalige Sache oder ist so etwas auch über Hamburg und München möglich?

Volz: Am meisten hat es mich gefreut, wenn jemand das Buch gelesen hat, dann zum Signieren kam und erzählte, wie sehr es ihn amüsiert hat. Das hat mir gezeigt, dass es die Arbeit, den Aufwand und die Gedanken Wert war. London war eine sehr prägende Zeit. Ein Folgeprojekt wird es eher nicht geben, auch wenn ich mich in Hamburg und München sehr wohl fühle.

bundesliga.de: Zum Abschluss: Wo geht die Reise für die Löwen in der Rückrunde noch hin? Welche Ziele hat der Verein?

Volz: Wir wollen eine gute und konzentrierte Vorbereitung absolvieren und stärker in die Rückrunde starten. Wir wollen unsere Stabilität und Dominanz auch in der Offensive nutzen, mehr Tore machen und so den Druck auf die Mannschaften erhöhen, die vor uns stehen. In erster Linie schauen wir aber auf uns.

Die Fragen stellte Tobias Gonscherowski