Christian Eichner (l., im Zweikampf mit Albert Bunjaku) und der 1. FC Köln konnten sich gegen den 1. FC Kaiserslautern nicht durchsetzen
Christian Eichner (l., im Zweikampf mit Albert Bunjaku) und der 1. FC Köln konnten sich gegen den 1. FC Kaiserslautern nicht durchsetzen

"Wir waren einfach viel zu passiv"

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Kaiserslautern - Als Tabellendritter und mit einer Serie von 15 Spielen ohne Niederlage ist der 1. FC Köln ins direkte Duell um Platz 3 beim 1. FC Kaiserslautern gegangen. Doch nicht die Gäste agierten mit breiter Brust, sondern die Pfälzer, die durch den Köln wieder vom Relegationsrang 3 verdrängten.

Im Interview spricht der Kölner Verteidiger Christian Eichner über Gründe für die klare Niederlage, die Ausgangssituation vor den letzten sechs Spieltagen und die 7.000 Kölner Fans im Fritz-Walter-Stadion, die trotz einer der laut FC-Trainer Holger Stanislawski "schwächsten Saisonleistungen" die Mannschaft frenetisch feierten.

Frage: Herr Eichner, wie konnte es zu dieser klaren Niederlage kommen?

Christian Eichner: Kaiserslautern war von Beginn an spritziger, griffiger und hat uns vielleicht auch ein Stück weit den Schneid abgekauft. Wir hatten diesmal eine andere Ausgangssituation, wir waren der Gejagte. Und vielleicht liegt es in der Natur des Menschen, dass man erst mal zusieht, dass der Jäger, in dem Fall die Pfälzer, das Heft des Handelns in die Hand nimmt. Wir hatten uns natürlich was anderes vorgenommen und der Trainer hatte auch eine andere Marschroute vorgegeben. Wir waren einfach viel zu passiv.

Frage: Man hatte das Gefühl, dass ihr von Beginn an auf Abwarten und Unentschieden spielen wolltet.

Eichner: Unentschieden nicht. In so einem Spiel gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder du zeigst, dass du 15 Spiele ungeschlagen warst, oder du nimmst diese passive Rolle ein und reagierst nur. Wir haben heute von Anfang an nur reagiert, anstatt agiert. Dann entsteht eine Situation, in der du ganz schwer wieder den Hebel umlegen kannst. Wenn du auf dem Betzenberg so passiv auftrittst, dann wirst du nicht viel ernten. Wir dürfen ja eines nicht vergessen: Es ist keine Laufkundschaft, die da gegenüber steht. Die Lauterer haben es sehr gut gespielt. Ich kann mich kaum an eine Partie in diesem Jahr erinnern, in der uns ein Gegner so dominiert hat.

Frage: Köln hatte nach 63 Minuten den ersten richtigen Torschuss. Wieso ist Ihnen nichts eingefallen?

Eichner: Uns hat in den letzten Wochen vor allem eines stark gemacht, nämlich dass wir aus der Balleroberung heraus sehr gut nach vorne gespielt haben auf unsere schnellen Leute, die dann tolle Tore gemacht haben. Wenn wir heute den Ball überhaupt mal gewonnen hatten, dann war er nach zwei, drei Stationen sehr schnell wieder beim Gegner. So findest du nicht ins Spiel und kriegst auch keine Aktionen nach vorne. Das ist eine logische Konsequenz.

Frage: Sind durch die Höhe der Niederlage vielleicht sogar mehr als nur drei Punkte verloren gegangen, weil durch die drei Gegentore jetzt auch die Tordifferenz schlechter ist?

Eichner: Ein klares Ja. Uns hätte es sicher gut getan, wenn von den ein, zwei halben Chancen, die wir zum Schluss hatten, ein Ball rein flutscht. Es wäre zwar nur Kosmetik gewesen, aber fürs Torverhältnis noch toll - in Anführungszeichen. Aber ich habe es schon letzte Woche gesagt: Entscheidend werden die letzten sechs Spiele sein und nicht der direkte Vergleich, obwohl das Ergebnis heute natürlich erst mal ein Hammer ist.

Frage: Die Fans haben die Mannschaft ja trotzdem gefeiert und applaudiert. Ist es das, was Sie mitnehmen müssen, dass es eben weiter geht?

Eichner: Es ist einfach herausragend, wie sich das Publikum selbst nach einer solchen Niederlage auswärts verhält. Ich glaube, die Zuschauer haben unsere Leistungen der letzten Wochen anerkannt und können sich damit identifizieren. Und wir wiederum können uns damit identifizieren, was die Leute mit uns so fabrizieren. Ich hoffe, dass wir den Menschen in den nächsten Wochen noch einiges zurückgeben können, was sie heute nicht bekommen haben.

Frage: Es sind noch sechs Spiele, was ist da noch drin?

Eichner: Es sind noch 18 Punkte zu vergeben. Kommendes Wochenende können wir wieder vorlegen. Dann sieht die Situation wieder anders aus, dann stehen wir nach dem Spiel vielleicht wieder da und beantworten Fragen, ob Lautern wieder in einer nachteiligen Position ist. Wir müssen einfach versuchen, diese sechs Spiele zu gewinnen - und auch auf einen Ausrutscher von Lautern warten.

Aus Kaiserslautern berichtet Reinhard Sogl