Der Zusammenhalt stimmt bei der SpVgg Greuther Fürth
Der Zusammenhalt stimmt bei der SpVgg Greuther Fürth

"Wir sind ein Underdog im Konzert der Großen"

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Fürth/München - Sie mischen oben mit, wieder einmal. Das letzte Saisondrittel ist angebrochen und die SpVgg Greuther Fürth schnuppert wie in den vergangenen Jahren an den Aufstiegsrängen. Mit 46 Punkten auf der Habenseite liegen die "Kleeblätter" lediglich drei Punkte hinter Rang 3, der am Saisonende die Teilnahme an der Relegation bedeuten würde.

Im Montagsspiel gegen Tabellenführer Hertha BSC (ab 20 Uhr im Live-Ticker/Liga-Radio) hat die Mannschaft von Trainer Mike Büskens sogar die große Chance, sich unter den ersten drei Mannschaften festzusetzen und den Abstand auf den Spitzenreiter zu verringern.

Im exklusiven Interview mit bundesliga.de spricht der Coach über die Aufstiegsambitionen seines Teams und erklärt er das Geheimnis des Fürther Erfolges. Außerdem verrät Büskens, dessen Vertrag im Frankenland im Sommer ausläuft, wie er seine berufliche Zukunft sieht und wie offensiv er seine Mannschaft gegen Hertha BSC ausrichten will.

bundesliga.de: Herr Büskens, am Montagabend gastiert Spitzenreiter Hertha BSC im Ronhof. Mit was für einer Partie rechnen Sie?

Mike Büskens: Die Berliner Mannschaft will sicher auch beim Auswärtsspiel in der Trolli ARENA ihre Ambitionen, also den direkten Wiederaufstieg unterstreichen. Wir müssen wesentlich mutiger agieren als noch im Hinspiel und wollen auch gegen die Hertha, einen gefühlten Bundesligisten, unsere erfolgreiche Serie fortsetzen.

bundesliga.de: Die Berliner mit dem höchsten Etat der Liga stehen erwartungsgemäß an der Tabellenspitze. Mit wesentlich bescheideneren Mitteln rangieren Sie und Ihr Team auf dem 3. Platz. Man könnte sagen, Hertha ist von den Voraussetzungen her so etwas wie der FC Bayern der 2. Bundesliga. Mit welchem Bundesligaverein würden Sie Ihr Team vergleichen?

Büskens: Vielleicht mit Mainz. Sami Allagui und Marco Caligiuri sind ja schon da, im Sommer wechselt auch noch Nico Müller dorthin... Aber im Ernst: Wir versuchen, genau wie die Mainzer in der Bundesliga, die Initiative zu ergreifen. Wir wollen agieren und nicht auf das reagieren, was uns der Gegner vorgibt. Wir sind ein Underdog im Konzert der Großen, aber wir nehmen diese Rolle gerne und selbstbewusst an.

bundesliga.de: Sechs Stammspieler sind verletzt. Rotsünder Miroslav Slepicka muss noch eine Partie zuschauen. Und zuletzt in Osnabrück kassierte auch noch Leo Haas seine fünfte Gelbe Karte. Die Personalmisere zieht sich durch die gesamte Saison, trotzdem ist Fürth weiter im Aufstiegsrennen. Worin sehen Sie die Gründe?

Büskens: Wir haben unseren Kader in der Breite sehr gut aufgestellt und sind eine verschworene Gemeinschaft, jeder Einzelne stellt sein Ego hinten an. Natürlich könnten wir unsere Verletzungsmisere irgendwie entschuldigend anführen und jeder Fußball-Fachmann könnte unsere Argumentation nachvollziehen. Aber das hilft nicht, wir müssen das annehmen und die Mannschaft hat es angenommen. Wir wollen weiter unter die ersten Drei! Damit müssen wir umgehen, alles andere würde nur unnötig Energie kosten.

bundesliga.de: Wie planen Sie personell in der Offensive gegen Hertha?

Büskens: Auch wenn wir wissen, dass es schwer ist, gegen Hertha unser Spiel durchzuziehen, werden wir mit zwei Stürmern agieren.

bundesliga.de: Der 18-jährige Felix Klaus hat sich überraschend rechts im Mittelfeld durchgesetzt. Was zeichnet ihn aus, wo muss er sich aus Ihrer Sicht noch verbessern?

Büskens: Felix hat die Qualität, ein offensives frontales Eins-zu-Eins zu unseren Gunsten zu lösen. Er muss noch lernen, dass er in Situationen, in denen der Raum eng wird, den Blick vom Ball lösen muss und die Wahrnehmung für den Raum zu verbessern.

bundesliga.de: Der Wechsel von Leistungsträger Nicolai Müller nach Mainz zum Saisonende steht bereits fest, viele weitere Talente spielen sich in die Notizblöcke größerer Vereine. Wie beurteilen Sie die Chancen, dass der Aderlass nach dieser Saison weniger schlimm ausfällt als in den Vorjahren?

Büskens: Die Chance ist groß, weil Helmut Hack als Präsident immer darauf achtet, den Verein auf ein solides wirtschaftliches Fundament zu stellen. Das ist ihm mit Transfers gelungen. Keines unserer Talente hat einen auslaufenden Vertrag. Und wir haben, egal in welcher Klasse, hohe fußballerische Ziele. Ich sehe keine Notwendigkeit einen unserer Leistungsträger abgeben zu müssen.

bundesliga.de: Ihr Vertrag in Fürth läuft nur noch bis zum Saisonende. Ihre Frau und Ihre beiden Töchter leben in Nordrhein-Westfalen. Können Sie sich trotzdem eine langfristige Zukunft bei der Spielvereinigung vorstellen und welche Rolle spielt die Familie bei Ihrer Entscheidung?

Büskens: Meine Familie spielt eine sehr große Rolle, auch weil meine Wurzeln im Ruhrgebiet und im Rheinland liegen. Es ist aber so, dass mir die Arbeit hier in Fürth wahnsinnig viel Spaß macht und man grundsätzlich die nächsten Wochen abwarten muss. Es ehrt mich zwar, dass der Verein langfristig mit mir zusammenarbeiten möchte, aber ich weiß auch, wie schnelllebig das Trainer-Geschäft an sich ist. Und von daher spielt für mich eine Vertragsdauer nur eine sekundäre Rolle.

Die Fragen stellte Andreas Messmer