Stephan Fürstner wechselte 2009 von Bayern München nach Fürth
Stephan Fürstner wechselte 2009 von Bayern München nach Fürth

"Wir müssen weiter am Limit spielen"

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Fürth - Die SpVgg Greuther Fürth marschiert weiter unaufhaltsam Richtung Bundesliga. Seit zehn Spielen ist die beste Rückrundenmannschaft unbesiegt. Zuletzt holte sie in Braunschweig ein torloses Remis. Vor dem Topspiel gegen den FC St. Pauli sprach bundesliga.de exklusiv mit Fürths Mittelfeldpsieler Stephan Fürstner.

bundesliga.de: Herr Fürstner, die SpVgg Greuther Fürth ist seit zehn Spielen ungeschlagen und hat vier Spieltage vor Saisonende sieben Punkte Vorsprung auf Platz 3. Was bedeutet das?

Stephan Fürstner: Wir gehen alle davon aus, dass wir in diesem Jahr den Aufstieg schaffen. Wir haben über die ganze Saison eine sehr konstante Leistung gezeigt und stehen verdient oben. Das ist kein Zufallsprodukt, sondern das Ergebnis einer Entwicklung, die schon seit einigen Jahren geht. In Fürth ist über die Zeit etwas gewachsen. Wir haben einen ausgewogenen Kader. Jetzt wollen wir den nächsten Schritt gehen.

bundesliga.de: Der nächste Schritt heißt Aufstieg. Die Mannschaft hat in der Rückrunde auch kritische Phasen wie die unglückliche Pokalniederlage gegen Dortmund gemeistert, obwohl viele Experten Probleme vorhersagten.

Fürstner: Unsere Kritiker haben uns auch in dieser Saison einige Male vorausgesagt, dass wir stolpern werden. Es zeichnet uns aus, dass wir uns in dem nicht ganz so einfachen Umfeld nicht haben beeindrucken lassen. Die Medien wünschen sich natürlich einen spannenden Kampf. Aber das interessiert uns nicht. Wir fokussieren uns nur auf unsere Spiele, die anderen können wir sowieso nicht beeinflussen.

bundesliga.de: Wie nehmen Sie die Stimmung in Fürth wahr? Herrscht so etwas wie Euphorie?

Fürstner: Wir haben ein tolles Publikum und konnten in dieser Saison den Zuschauerschnitt von 7.500 auf über 12.000 steigern. Es geht ein Ruck durch die Stadt, auch durch die Pokalspiele. Erst der Sieg im Derby gegen Nürnberg, dann das Dortmund-Spiel. Alle freuen sich auf die Bundesliga und die großen Namen Hamburg, Dortmund oder Bayern. Darauf freuen wir uns auch. Aber um das zu erreichen, brauchen wir noch Punkte. Wir müssen weiter immer am Limit spielen und alle an einem Strang ziehen, denn der Verein hat nicht die finanziellen Mittel. Wir müssen es über den Zusammenhalt schaffen.

bundesliga.de: Besteht die Gefahr, dass die Mannschaft nachlässt und sich im nicht ganz einfachen Restprogramm noch überraschen lässt?

Fürstner: Nein. Wir dürfen nie nachlassen. Wir haben gerade an den letzten Spieltagen wieder gesehen, dass in der 2. Bundesliga jeder Verein jeden schlagen kann. Wir können aber mit breiter Brust auftreten, die Gegner haben Respekt vor uns. Wir haben die letzten sieben Heimspiele alle gewonnen. Wir haben es selbst in der Hand und können die letzten vier Spiele selbstbewusst bestreiten.

bundesliga.de: Ist die Anspannung gestiegen?

Fürstner: Wir wissen um die Wertigkeit der kommenden Spiele. Wir freuen uns auf die bevorstehenden Entscheidungen, auf das Saisonfinale. Wir haben bislang eine fantastische Saison gespielt und viel mehr Höhen als Tiefen gehabt. Jetzt können wir alles klar machen. Wir haben viele erfahrene Spieler und sind nicht nervös.

bundesliga.de: Wie erklären Sie sich die Stärke des Vereins in diesem Jahr. Was ist diesmal bisher anders als in den vergangenen Jahren?

Fürstner: Wir sind schon in der letzten Saison Vierter geworden. Der Stamm ist zusammengeblieben. Wir sind eine eingespielte Truppe, die gut harmoniert. Die einzelnen Positionen greifen gut ineinander über. Wichtig war auch, dass sich unsere Neuzugänge Olivier Occean, Heinrich Schmidtgal und später Gerald Asamoah, um nur einige zu nennen, super eingefügt haben. Außerdem hat die Mannschaft einen Reifeprozess durchlaufen. Wir waren in den letzten Jahren so oft oben dabei, einmal musste es mal klappen. Und der Verein hat es verdient. Was er aus seinen wenigen Mitteln gemacht hat, ist auch für andere Vereine vorbildlich. Hier lebt jeder für den Fußball, hier wird akribisch gearbeitet.

bundesliga.de: Wie gibt sich der Trainer Mike Büskens in diesen entscheidenden Tagen?

Fürstner: Der Trainer verhält sich nicht anders als in den letzten Wochen. Mir ist jedenfalls nichts aufgefallen. Er ist ganz cool. Natürlich verspürt hier jeder eine gewisse Anspannung zwischen Freude und Ziellauf. Wir haben keine negativen Gedanken.

bundesliga.de: Sie haben schon einmal mit Bayern München in der Bundesliga gespielt. Jetzt können Sie sich im zweiten Anlauf in der Bundesliga etablieren. Wie sehen Sie Ihre persönliche Entwicklung?

Fürstner: Ich bin damals nach Fürth gegangen, um fußballerisch den nächsten Schritt zu machen. Ich hatte zwar bei Bayern München einen Profivertrag, habe aber immer in der 2. Mannschaft gespielt. Für mich war die 2. Bundesliga mit Fürth ein Aufstieg. Hier habe ich die Möglichkeit bekommen, mich weiterzuentwickeln. Das hat auch gut geklappt, ich habe positives Feedback bekommen. Jetzt bin ich ein guter Zweitliga-Spieler und möchte wieder den nächsten Schritt machen und mit Fürth Bundesliga spielen.

bundesliga.de: Am Freitag empfängt die SpVgg den FC St. Pauli. Besteht Stolpergefahr? Schon im Hinspiel (2:2) war es eine "heiße Kiste".

Fürstner: Das Hinspiel hätten wir nach dem Spielverlauf auch gewinnen können. Wir hatten viele Chancen und haben dann letztlich kurz vor Schluss ausgeglichen und den Punkt geholt. Der Druck lastet diesmal mehr auf St. Pauli, weil es für die Hamburger die letzte Chance ist, einen Big Point zu landen. Sie werden vermutlich nicht befreit aufspielen. Wir bauen auf unsere Heimstärke und spielen auf Sieg.

bundesliga.de: Die Fans wünschen sich, dass der Aufstieg im eigenen Stadion perfekt wird. Sie auch?

Fürstner: Ich hätte nichts dagegen, schon an diesem Spieltag aufzusteigen. Ob es aber letztlich jetzt oder später, zuhause oder auswärts klappt, ist völlig egal. Hauptsache wir steigen auf.

Das Gespräch führte Tobias Gonscherowski