Fabian Boll stand in der laufenden Saison 17 Mal auf dem Platz - jedes Mal von Beginn an
Fabian Boll stand in der laufenden Saison 17 Mal auf dem Platz - jedes Mal von Beginn an

"Wir hoffen auf einen langen Atem"

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Hamburg - Der Kommissar brennt auch nach neun Profijahren noch für das große Ziel: Fabian Boll peilt mit dem FC St. Pauli den direkten Wiederaufstieg in die Bundesliga an. Für den 32-Jährigen wäre es der zweite Aufstieg nach 2009/10. Dass der Mittelfeldspieler daran glaubt, verdeutlichte er Mitte November: Boll verlängerte seinen Vertrag vorzeitig bis 2013.

"Bei Boll bin ich mir fast sicher, dass braun-weißes Blut in seinen Adern fließt", sagt St. Paulis Sportchef Helmut Schulte über ihn. Boll spricht im Interview mit bundesliga.de über die Favoritenrolle in der 2. Bundesliga, die Personalpolitik des Kiezclubs und seine Pläne im Weihnachtsurlaub.

bundesliga.de: Der FC St. Pauli hat am Sonntag eine unerwartete 0:1-Niederlage in Ingolstadt kassiert und dabei eine vergleichsweise schwache Leistung abgerufen. Woran lag es, dass Sie in diesem Spiel Ihrer Favoritenrolle nicht gerecht wurden?

Fabian Boll: Solche Tage gibt es einfach. Das ist nicht zu erklären. Das kommt in allen Ligen vor. Tags zuvor hat Gladbach als Favorit auch in Augsburg verloren. Natürlich haben wir uns das anders vorgestellt, aber wir haben es nicht geschafft, bei der Laufleistung ans Limit zu kommen. Ingolstadt war sehr engagiert und hat leidenschaftlich gekämpft und uns damit den Schneid abgekauft.

bundesliga.de: Trotz der Niederlage in Ingolstadt liegt St. Pauli immer noch in Reichweite der Aufstiegsplätze. Sind Sie zufrieden mit dem bisherigen Saisonverlauf?

Boll: Ja, das können wir sein, auch wenn wir den einen oder anderen Punkt liegen gelassen haben. Allerdings gab es auch die Spiele gegen Duisburg und Paderborn, in denen wir in der Schlussphase noch Punkte mitgenommen haben. Es war nicht unbedingt zu erwarten, dass wir eine gute Hinrunde spielen. Schließlich gibt es auch Mannschaften, die sich nach einem Abstieg deutlich schwerer tun, in der 2. Bundesliga Fuß zu fassen. Aber momentan ist noch alles Vorgeplänkel, es ist ja gerade erst Halbzeit und die Platzierungen sind noch unwichtig. Wir wollen in Schlagdistanz bleiben und hoffen dann auf einen langen Atem in der Saisonendphase.

bundesliga.de: Was muss der FC St. Pauli noch verbessern, wenn man im nächsten Jahr wieder erstklassig spielen will?

Boll: Wir können noch in jedem Bereich besser werden. Wir müssen konstanter auftreten. Unser Ziel sollte es sein, die Dinge, die wir gut gemacht haben, weiterhin gut zu machen und bei den Dingen, die nicht so gut waren, besser zu werden. Man darf aber auch nicht vergessen, dass wir in der Hinserie schon enormes Verletzungspech hatten, bei dem uns eigentlich fast durchgehend zwei bis vier Stammkräfte weggebrochen sind. Das haben wir mit unserem Kader zwar gut auffangen können, kehren aber alle Spieler wie Lasse Sobiech oder Carlos Zambrano wieder zurück, steigt noch einmal die Qualität.

bundesliga.de: Am kommenden Montag geht es nun gegen Eintracht Frankfurt, einen direkten Aufstiegskonkurrenten. Wie wollen Sie versuchen, die Eintracht zu stoppen?

Boll: Das ist das letzte Spiel dieses Jahres, in dem wir alle Kräfte mobilisieren werden. Wir wollen oben dran bleiben, daher ist es unsere Pflicht, etwas zu holen. Allerdings hat Frankfurt eine ganz starke Mannschaft. Sie haben sich im Vergleich zur Bundesligasaison vom Kader her noch verbessert. Aber die Herausforderung nehmen wir an. In diesem Spiel ist alles möglich.

bundesliga.de: Die Fortuna marschiert in der 2. Bundesliga vorneweg. Sehen Sie die Düsseldorfer mittlerweile als ersten Anwärter für einen der Aufstiegsränge?

Boll: Wer ungeschlagen durch die Hinrunde marschiert ist natürlich der Topfavorit auf den Aufstieg, auch wenn sich die Düsseldorfer immer noch sehr zurückhaltend geben. Entscheidend wird es sein, wie die Mannschaften aus der Winterpause kommen und wie sie mit auftretenden Schwächephasen umgehen. Fortuna wird in jedem Fall die Gejagte sein und wir sind einer der Jäger.

bundesliga.de: Sie haben kürzlich Ihren Vertrag beim FC St. Pauli verlängert. Was gab den Ausschlag zu diesem Schritt? Und würden sie ihn bereuen, wenn es am Ende der Saison nicht zum angestrebten Aufstieg reichen würde?

Boll: Ich würde definitiv nichts bereuen. St. Pauli ist mein Verein. Ich fühle mich hier wohl und das ist unabhängig davon, ob wir aufsteigen oder nicht.

bundesliga.de: Neben Ihnen haben auch Jan-Philipp Kalla, Fin Bartels, Dennis Daube und Markus Thorandt ihre Verträge verlängert. Sind Sie froh, dass sich so viele Leistungsträger langfristig zum Verein bekennen?

Boll: Ja, absolut. Das ist ein ganz wichtiger Baustein und hat uns in den letzten Jahren stark gemacht. Denn über das Kollektiv kann man im Sport viel erreichen. Die personelle Kontinuität ist in den letzten Jahren eine Stärke des Vereins, nicht nur im Bereich der Profimannschaft sondern auch bei den handelnden Personen in Geschäftsführung und Management.

bundesliga.de: Nach dem kommenden Spieltag geht es für Sie und die Kameraden in den Weihnachtsurlaub. Wie verbringen Sie die Zeit bis zum Trainingsauftakt? Müssen Sie in der (Vor-)Weihnachtszeit Dienst im Kommissariat schieben?

Boll: Ich lege den Urlaub natürlich so, dass ich auch ganz frei habe. Ich habe am Freitag meinen letzten Arbeitstag bei der Polizei und bin auch erst im neuen Jahr wieder im Büro. Die Zeit bis zum Trainingsbeginn verbringe ich mit meiner Frau, der Familie und Freunden und da werde ich mal ein paar Tage abschalten.

Die Fragen stellte Johannes Fischer