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Rico Schmitt ist seit 2009 in Aue und hat den FC Erzgebirge erfolgreich in die 2. Bundesliga geführt
Rico Schmitt ist seit 2009 in Aue und hat den FC Erzgebirge erfolgreich in die 2. Bundesliga geführt

"Wir haben noch Luft nach oben"

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Aue - Der FC Erzgebirge Aue war die Positiv-Überraschung der 2. Bundesliga. In der vergangenen Saison hat der Aufsteiger die Liga zeitweise angeführt und auf einem hervorragenden 5. Platz beendet.

Doch das zweite Jahr in einer Liga ist traditionell das schwerste, das weiß auch Rico Schmitt. Im exklusiven bundesliga.de-Interview spricht der Trainer der "Veilchen" über dieses Phänomen und erklärt, wie der FCE ihm trotzen und den Verbleib in der 2. Bundesliga sicherstellen will.

bundesliga.de: Herr Schmitt, nochmals herzlichen Glückwunsch zur hervorragenden Saison, die Sie mit Erzgebirge Aue gespielt haben. Sehen Sie trotz des guten Verlaufs und Platz 5 Raum zur Verbesserung?

Rico Schmitt: Zunächst mal vielen Dank für die Glückwünsche. Damit muss jetzt aber auch gut sein. Wir haben trotz 56 Punkte noch Luft nach oben und können ein paar Dinge verbessern.

bundesliga.de: Welche Dinge sind das genau?

Schmitt: Zum einen ist das die Balance zwischen Defensiv- und Offensivspiel. Wir haben uns mit dem Tore schießen ja schwer getan, waren die Minimalisten der abgelaufenen Saison, was die Kategorie Punkte pro Tor angeht. Da müssen wir versuchen, uns zu verbessern, ohne jedoch die anderen Dinge über Bord zu werfen. Diese Verbesserungen dürfen nicht zu Lasten unserer Kompaktheit gehen.

bundesliga.de: Also werden Sie weiteren am bisherigen 4-5-1-System festhalten?

Schmitt: Einerseits macht es ja den Reiz aus, im System flexibel zu sein. Ds sieht man ja in Europa bei den großen Clubs, dass da auch mal variiert wird. Andererseits werden wir aufgrund unserer Rahmenbedingungen an dem bewährten Grundsystem festhalten, was aber nicht ausschließt, dass es hier und da mal zu Änderungen kommen kann.

bundesliga.de: Sie haben gerade eben schon auf die Probleme im Angriff hingewiesen. Wurde aus diesem Grund Ronny König aus Oberhausen verpflichtet, um dort etwas zu ändern?

Schmitt: Natürlich. Ronny König hat sein Können ja schon nachgewiesen. Er kann mit dem Rücken zum Tor den Ball halten, ist ein guter Passverteiler und torgefährlich. Er ist unsere namhafteste Neuverpflichtung. All die anderen - Mike Könnecke, Nicolas Höfler, Christian Cappek und Guido Kocer - sind Jungs, die sich hier weiterentwickeln wollen. Ronny ist von der Art, Fußball zu spielen, ein absoluter Gewinn für uns.

bundesliga.de: Die übrigen Spieler sind dann also solche mit Perspektive, die sich entwickeln können und sollen?

Schmitt: Alle können sich noch weiter entwickeln. Die Hoffnung und die Erwartung bestehen, dass sich aber auch die Neuen einbringen und eine wichtige Rolle spielen können. Besonders bei Mike Könnecke habe ich große Erwartungen, dass er die Rolle, die er bei seinem alten Verein gespielt hat, auch bei uns spielen kann. Das soll aber nicht als zu großer Druck verstanden werden, an dem die Spieler zerbrechen, sondern so, dass sie sich weiterentwickeln.

bundesliga.de: Wie ist das bei den alteingesessenen Kräften?

Schmitt: Uns ist es ja glücklicherweise gelungen, drei Viertel der Mannschaft zu halten und zu begeistern, weiterhin bei Aue zu bleiben. Von denen waren viele im letzten Jahr ja auch keine Zweitligaspieler; Marc Hensel, Jan Hochscheidt, Martin Männel oder Pierre Le Beau, um nur einige zu nennen. Die müssen nun an ihre Leistung aus der vergangenen Saison bestätigen.

bundesliga.de: Bislang stehen in Patrick Milchraum, Tomasz Kos, Jörn Wemmer, Sebastian Glasner und Najeh Braham nur Rollenspieler als Abgänge fest. Wird es dabei bleiben oder droht der Abgang eines oder mehrerer Leistungsträger?

Schmitt: Fußball ist ein Tagesgeschäft und das Transferfenster ist noch bis zum 31. August geöffnet. Wir sind ja relativ zeitig schon durch mit unseren Planungen. Das war uns wichtig. Vielleicht kommt noch die ein oder andere Anfrage, aber da sind wir Trainer gefragt, die Spieler weiterhin zu begeistern und im Verein zu halten, damit wir als Team die gute vergangene Saison bestätigen können.

bundesliga.de: Aber geplant ist erst einmal kein weiterer Transfer?

Schmitt: Aktuell nicht.

bundesliga.de: Nachdem der FCE in der vergangenen Runde als Aufsteiger groß aufspielte, steht nun das bekanntlich schwere zweite Jahr an. Sehen Sie diese Problematik auf sich selbst und den Club zukommen oder ist das eine Floskel, die keine Gültigkeit mehr hat?

Schmitt: Das hat schon noch Gültigkeit. Die Frage ist, wie sehr das in den Köpfen von uns allen - Spielern, Trainern und Fans - manifestiert ist. Wenn man schaut, wie schwer sich Fortuna Düsseldorf getan hat, die im ersten Jahr ja noch drei Punkte besser war als wir und fast aufgestiegen wäre. Aber auch Union Berlin oder der SC Paderborn hatten in der vergangenen Spielzeit große Probleme und haben sich sehr schwer getan. Wir müssen versuchen, das auszublenden.

bundesliga.de: Was genau macht es im zweiten Jahr denn schwerer?

Schmitt: Wir werden anders wahrgenommen. Es wird vielleicht schwieriger sein, weil der ein oder andere aus dem Umfeld sagt: "Da geht vielleicht etwas.", und zwar in eine Richtung, wo wir uns gar nicht sehen und nicht hin wollen. Wenn man da nicht aufpasst, ist man auf einmal schnell ganz unten. Wir haben zum Abschluss in Frankfurt noch einmal gezeigt, wie wir spielen können und wo wir hin wollen. Wir haben uns eine hohe Messlatte gelegt, wobei die Erwartungshaltung meiner Meinung nach immer noch dieselbe wie im letzten Jahr ist.

bundesliga.de: Die Vorgabe lautet also erst einmal wieder 40 Punkte zu erreichen?

Schmitt: Diese Vorgabe habe ich nicht gegeben. Es gibt ein übergeordnetes Ziel, das heißt: 2. Bundesliga 2012/13. Wie wir dort hin kommen, das besprechen wir intern, aber das ist das übergeordnete Ziel des gesamten Vereins. Das ist für die Stadt und die Region schon eine große Herausforderung.

bundesliga.de: Aber der Unterstützung aus dem Umfeld können Sie sich ja gewiss sein, oder?

Schmitt: Wir hatten im Schnitt 10.000 Zuschauer. In der neuen Saison rechne ich wegen der attraktiven Gegner sogar noch mit etwas mehr Zuschauern. Wenn man bedenkt, dass Aue nur 15.000 Einwohner hat, ist das herausragend.

bundesliga.de: Was genau macht denn den Reiz der kommenden Saison für Sie aus?

Schmitt: Die neue Saison wird wohl qualitativ eine der stärksten und attraktivsten Runden werden, die es jemals gab. Die Mannschaften, die aus der 3. Liga aufgestiegen sind und auch aus dem Osten kommen, werden sich mit uns tolle Derbys liefern. Aber auch die Absteiger aus der Bundesliga, Eintracht Frankfurt und der FC St. Pauli, werden genauso hohe Ambitionen haben wie die alteingesessenen Zweitliga-Clubs aus Bochum, Aachen, Düsseldorf und auch 1860 München. Da wird es schwer werden, sich dort zu behaupten, aber dieser Herausforderung wollen wir uns stellen.

Das Gespräch führte Gregor Nentwig


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