Gegen Oberhausen erzielte Martin Harnik (r.) sein siebtes Saisontor
Gegen Oberhausen erzielte Martin Harnik (r.) sein siebtes Saisontor

"Wir genießen den Moment"

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Seit April in der heimischen ESPRIT arena ungeschlagen, fünf Heimsiege in Folge und zuletzt von der Rekordkulisse von 32.495 Fans gefeiert: Fortuna Düsseldorf ist der Überflieger der 2. Bundesliga. Dank nur einer Niederlage aus den vergangenen acht Spielen steht der Aufsteiger sogar auf dem 3. Platz.

Doch während Fans und Medien schon vom Durchmarsch in die Bundesliga träumen, bleibt die Mannschaft auf dem Teppich - so auch Martin Harnik. Im Sommer auf Leihbasis zur Fortuna gekommen, hat er mit sieben Treffern maßgeblichen Anteil am Aufschwung der Rheinländer.

Im Interview mit bundesliga.de spricht der österreichische Nationalspieler über seine tolle Form und den unglaublichen Lauf seiner Mannschaft. Darüber hinaus sagt er, wie Düsseldorf zum Hinrundenabschluss in Rostock auftreten muss und was sich das Team für die Rückrunde vorgenommen hat.

bundesliga.de: Herr Harnik, herzlichen Glückwunsch zum Sieg gegen RWO. Was war ausschlaggebend für den Sieg?

Martin Harnik: Ich denke, wir haben die ersten 20 Minuten sehr gut gestanden, so dass RWO - auch wenn sie wenig bemüht waren - nichts nach vorne ausrichten konnte. Und natürlich haben wir mit dem Doppelschlag sehr schnell die Moral des Gegners zerstört. Wir haben aber das gesamte Spiel über konzentriert gespielt und gut gestanden. Außer bei Standardsituationen konnte RWO uns nicht gefährlich werden.

bundesliga.de: Sie haben bereits sieben Mal in dieser Saison getroffen. Worin sehen Sie die Gründe für Ihre derzeitige Topform?

Harnik: Das liegt natürlich auch am Erfolg der ganzen Mannschaft. Ich bin ein Teil davon und mache halt das, was ich am besten kann. Ich widme mich völlig und ganz der Aufgabe, die ich im Spiel habe. Das ist nun mal als Stürmer das Tore schießen. Und wenn es in der Truppe sehr gut läuft, läuft es meistens auch bei jedem Einzelnen sehr gut.

bundesliga.de: In sieben der vergangenen acht Spiele blieb Düsseldorf ungeschlagen. Was zeichnet die Mannschaft besonders aus?

Harnik: Ganz klar der Mannschaftsgeist. Wir sind keine Truppe, die von großen Stars oder viel Erfahrung in der 2. Bundesliga geprägt ist, aber wir sind eine Mannschaft, die auch außerhalb des Platzes viel miteinander unternimmt. Das ist auch Teil des Erfolgsrezepts.

bundesliga.de: Sie spielen auf Leihbasis bei der Fortuna. Sind Sie dankbar für diese Chance?

Harnik: Ich denke, beide Seiten profitieren von diesem Leihgeschäft. Ich bin natürlich froh, dass ich hier bei solch einem Kult-Club gelandet bin. Selbst ich konnte ja vorher nicht ahnen, dass es so gut laufen würde und dass es hier so eine tolle Truppe sein würde. Es war eine sehr gute Entscheidung.

bundesliga.de: Wissen Sie denn schon, wie es mit Ihnen weitergeht? Gab es schon Gespräche?

Harnik: Erstmal will ich weiterhin meine Leistungen bestätigen. Schließlich habe ich auch noch nicht viele Erfahrungen in der 2. Bundesliga gesammelt. Dann schauen wir weiter. Ich könnte mir sehr gut vorstellen hierzubleiben. Aber die Gespräche dazu kommen erst noch.

bundesliga.de: In Bremen kamen Sie zuletzt auch immer wieder in der Abwehr zum Einsatz. Aktuell spielen Sie wieder im Sturm. Sehen Sie diese Vielseitigkeit als Chance oder ist Ihnen ein Platz im offensiveren Bereich lieber?

Harnik: Natürlich sehe ich mich in erster Linie als Offensivspieler. Ein reiner Stürmer bin ich ja auch nicht. Ich bin ja überall im Offensivbereich zu finden. Da liegt aber die Priorität in meinem Spiel. Es ist natürlich schön, wenn man vielseitig einsetzbar ist. Sei das auf der rechten Bahn, sprich im rechten Mittelfeld, oder auch als rechter Außenverteidiger. Dort habe ich ja auch in Bremen teilweise gespielt und passable Spiele bei Werder gehabt. Aber in erster Linie versuche ich die Mannschaft im Sturm weiterzubringen.

bundesliga.de: Die Fortuna steht nun auf Platz 3. Das weckt bei den Fans und Medien natürlich Hoffnungen auf den Durchmarsch. Wie gehen Sie mit dieser Euphorie um?

Harnik: Ganz nüchtern. Auch wenn es keiner hören will, aber das ist wirklich kein Thema bei uns in der Kabine. Wir genießen den Moment und genießen die gute Stimmung intern und im Umfeld. Diese Ruhe in der Mannschaft und auch die Ruhe außerhalb der Truppe - wir bekommen von all dem Rummel wirklich nichts mit - ist auch ein Grund, warum wir derzeit so gut arbeiten können.

bundesliga.de: Was ist denn ein realistisches Ziel für die Fortuna nach dieser tollen Hinrunde?

Harnik: Die Hinrunde wollen wir natürlich am besten bestätigen. Aber das wird nicht ganz so einfach. Ich denke da zum Beispiel an Hoffenheim in der vergangenen Bundesliga-Saison. Die sind Herbstmeister geworden und am Ende hat es nicht einmal für einen Platz für einen internationalen Wettbewerb gereicht. Ich denke, das Ende der Hinrunde ist keine Messlatte. Wir müssen einfach weiter unsere guten Leistungen bestätigen, das Glück haben, dass die Mannschaft auch weiterhin so gut funktioniert, und dann können wir auch weiter träumen.

bundesliga.de: Die Fortuna spielt erstmals seit 1998/99 wieder in der 2. Bundesliga. Spürt man in der Stadt diesen Hunger nach Profifußball?

Harnik: Die Euphorie spürt man. Es ist auch schön für eine Stadt wie Düsseldorf, dass hier endlich wieder Bundesliga-Fußball angeboten wird. Aber dafür bin ich vielleicht doch nicht der richtige Ansprechpartner. Ich wusste ja bei meiner Ankunft hier nicht, wie die Euphorie in der Vergangenheit war. Aber auf jeden Fall spürt man, dass die Leute hier sehr zufrieden mit uns sind.

bundesliga.de: Zum Abschluss der Hinrunde trifft Düsseldorf auf Rostock. Wie muss die Fortuna auftreten, um dort bestehen zu können?

Harnik: Wir haben alle das Spiel der Rostocker am Montag verfolgt. Wir haben gesehen, dass die Rostocker gerade in den Anfangsminuten sehr viel Druck ausgeübt haben und eigentlich in Führung hätten gehen können. Aber wir ebenso gesehen, dass es auch einige Chancen für Energie gab, die sie nicht genutzt haben. Das wollen wir natürlich besser machen. Wenn wir unsere Chancen bekommen, dann wollen wir sie nutzen und hinten sicher stehen und wenn es geht, die Null halten.

Das Gespräch führte Sebastian Stolz