Willi Landgraf ist mit 508 Zweitliga-Spielen für Essen, Homburg, Gütersloh und Aachen Rekordspieler der 2. Bundesliga
Willi Landgraf ist mit 508 Zweitliga-Spielen für Essen, Homburg, Gütersloh und Aachen Rekordspieler der 2. Bundesliga

Willi Landgraf: "Lautern und Köln haben den größten Druck"

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München - Am 19. Juli ertönt der erste Anpfiff fällt der neuen Saison in der 2. Bundesliga. Mit Fortuna Düsseldorf und der SpVgg Greuther Fürth mussten zwei Vereine nach nur einem Jahr im Oberhaus wieder den Gang in die 2. Bundesliga antreten, der mit den Aufsteigern Karlsruher SC und Arminia Bielefeld auch wieder bekannte Traditionsvereine angehören. Im bundesliga.de-Interview spricht Willi Landgraf, der Rekordspieler der 2. Bundesliga, über die kommende Saison, seine Erwartungen, Favoriten und mögliche Überraschungsteams.

bundesliga.de: Herr Landgraf, wie groß ist Ihre Vorfreude auf die kommende Saison?

Willi Landgraf: Ich bin vor allem sehr gespannt, wie die Vereine aus den Startlöchern kommen, die den größten Druck haben. Ich denke da an den 1. FC Kaiserslautern und den 1. FC Köln.

bundesliga.de: Wie ausgeglichen schätzen Sie die 2. Bundesliga in diesem Jahr ein?

Landgraf: Wir wissen ja aus den Vorjahren, dass immer eine Mannschaft vorne mitmischt, mit der keiner gerechnet hat. Im letzten Jahr war das Eintracht Braunschweig. Dann ist der Club durchmarschiert und aufgestiegen. Vereine wie Kaiserslautern und Köln können als Saisonziel nicht den 5. Platz ausgeben. Die stehen schon alleine vom Namen her unter Druck.

bundesliga.de: Was trauen Sie den beiden Absteigern Fortuna Düsseldorf und Greuther Fürth zu?

Landgraf: Bei Düsseldorf ist jetzt mein alter Trainer Mike Büskens im Amt. Ich würde mich freuen, wenn er den Wiederaufstieg mit der Fortuna schafft. Er hat schon eine gewisse Euphorie entfacht. Er kennt sich in der 2. Bundesliga richtig gut aus. Die Fortuna gehört sicherlich auch zum Favoritenkreis.

bundesliga.de: Wer könnte ein Überraschungsteam wie Eintracht Braunschweig in der letzten Saison sein?

Landgraf: Ich habe Union Berlin auf der Rechnung. Die Berliner haben in den letzten Jahren kontinuierlich gut gespielt. Sie verstärken sich immer sehr gezielt. Im letzten Jahr hat Union schon viele gute Spiele in der Rückrunde gemacht. Ich glaube, dass Union dazu gehört. Auch den VfL Bochum darf man nicht vergessen.

bundesliga.de: Wie hoch schätzen Sie den Stellenwert der 2. Bundesliga ein?

Landgraf: Sehr hoch. Vereine wie Kaiserslautern, Bochum oder Köln wecken von ganz allein das Interesse. Ich glaube, dass der Boom anhalten wird und die Zuschauer weiterhin in Massen ins Stadion strömen.

bundesliga.de: Von den letzten drei Bundesliga-Aufsteigern Frankfurt, Düsseldorf und Fürth sind zwei direkt wieder abgestiegen. Was sagt das aus über die sportliche Kluft zwischen der Bundesliga und der 2. Bundesliga?

Landgraf: Geld regiert die Welt. So ist es auch zwischen den beiden Ligen. Es klafft schon eine Riesenlücke. Das wird auch Eintracht Braunschweig zu spüren bekommen. Vielleicht nicht am Anfang, weil sie noch mit viel Euphorie arbeiten werden. Aber auf Sicht.

bundesliga.de: Einige namhafte Spieler bereichern die kommende Saison in der 2. Bundesliga. Man denke nur an Olivier Occean oder Karim Matmour beim FCK, Marcel Risse in Köln, Michael Rensing in Düsseldorf, Christian Tiffert in Bochum oder Benjamin Köhler bei Union. Wie sehr werten solche Stars die 2. Bundesliga auf?

Landgraf: Wenn solche Spieler runterkommen, tut das Liga gut. Das wertet sie auf. Ein Olivier Occean konnte sich in Frankfurt nicht so durchsetzen und muss jetzt gucken, dass er wieder dahin zurückkommt, wo er als Torjäger einmal war.

bundesliga.de: Wie sehr blutet Ihnen das Herz, wenn Sie sehen, was aus Traditionsvereinen wie Ihrem Ex-Club Alemannia Aachen oder aktuell dem MSV Duisburg geworden ist, die nun nicht mehr in der 2. Bundesliga spielen?

Landgraf: Aus sportlicher Sicht ist das sehr schade um solche Traditionsvereine. Aber man muss auch erkennen, dass die Vereine selbst Schuld haben. Es kommt nicht aus heiterem Himmel. Es ist schade, wenn die Verantwortlichen nicht wissen, wie sie die Zahlen richtig einbringen oder wie man mit der Finanzierung eines neuen Stadions umgehen muss.

Das Gespräch führte Tobias Gonscherowski