Rückkehrer Peter Neururer soll den VfL Bochum vor dem Abstieg in die 3. Liga bewahren
Rückkehrer Peter Neururer soll den VfL Bochum vor dem Abstieg in die 3. Liga bewahren

Wieder zuhause

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Bochum - Er kam, sah - und staunte erst einmal. "Boah" entfuhr es Peter Neururer in bestem Ruhrpott-Deutsch angesichts des riesigen Medieninteresses, das ihm im Presseraum des VfL Bochum entgegenschlug. Der Ex-Coach kehrt als Retter zurück und schwor gleich ganz Bochum auf den Kampf um die Klasse ein.

Auf einen Abstiegsplatz ist der VfL nach der desaströsen 0:3-Heimpleite gegen Aue abgerutscht, die Stimmung im Umfeld ist miserabel, das Image angekratzt, Sportdirektor und Trainer sind entlassen - doch mit Peter Neururer (57) kehrt der Optimismus an die Castroper Straße zurück. (zur Meldung)

"Ich bin mir sicher, dass wir mit ihm die Klasse erhalten werden", lobte der Aufsichtsratsvorsitzende Hans-Peter Villis. "Sportlich steht er eh  außerhalb jeder Diskussion, aber mit ihm erwarten wir uns auch einen Motivationsschub für die Mannschaft. Wir gucken jetzt nicht mehr in den Rückspiegel - jetzt beginnt eine neue Ära."

Für diese "Ära", die offiziell zunächst auf die letzten sechs Saisonspiele begrenzt ist, hat Peter Neururer konkrete Vorstellungen. Im Einzelnen sprach der neue, alte Cheftrainer, der schon von 2001 bis 2005 beim VfL tätig war und den Club damals bis in den UEFA-Cup führte, über...

...seine Motivation für ein zweites Engagement in Bochum:
"Die Rückkehr zum VfL ist großartig, nur nicht der Zeitpunkt. Der VfL ist in einer traurigen Situation. Aber hier ist meine sportliche Heimat, hier bin ich zuhause. Ich habe unheimlich viel Resonanz bekommen, als klar wurde, dass ich zu meinem VfL zurückkehre. Heribert Bruchhagen hat mir gesagt, dass ich verrückt bin. Aber er hat auch gesagt: 'Du musst es machen. Schon allein wegen Werner Altegoer!' Und das ist für mich auch ein Grund."

...den angestrebten Klassenerhalt mit dem VfL:
"Das ist wahrscheinlich die schwierigste Aufgabe, die ich je hatte im Profifußball. Von den Namen her muss diese Mannschaft eigentlich immer im Stande sein, die Liga zu halten. Aber es ist vieles schief gelaufen. Ich habe schon nach dem ersten Saisonspiel gegen Dresden prophezeit, dass der Sieg drei Punkte gegen den Abstieg gebracht hat und keiner hat's geglaubt. Hier wurde die Situation nicht realistisch eingeschätzt."

...seine ersten Maßnahmen:
"Ab sofort wird nicht viel geredet, sondern nur gearbeitet. Der trainingsfreie Mittwoch ist ab sofort gestrichen. Ich fordere jetzt Leidenschaft, absolute Disziplin und Verantwortung."

...die Dauer seines Engagements in Bochum:
"Wir schaffen den Klassenerhalt! Und dann wird mein Engagement beim VfL Bochum auch länger dauern als nur sechs Spiele. Darüber haben wir auch schon gesprochen. Ich möchte so lange wie möglich für diesen Verein arbeiten. Und wenn einmal nicht mehr als Trainer, dann vielleicht in anderer Funktion."

...seine gesundheitliche Situation nach dem Herzinfarkt im Sommer 2012:
"Ich bin topfit. Ich habe nach dem Herzinfarkt meine Lebensführung geändert, rauche auch nicht mehr. Und dieser Job macht mir einfach nur Spaß, auch in Drucksituationen."

...die Erwartungshaltung im Umfeld:
"Ich weiß, dass ich jemand bin, der polarisiert. Es gibt sicher auch einige Menschen, die darauf warten, dass ich scheitere. Aber aus Reibung kann auch Qualität entstehen."

...seine Forderung an die Fans:
"Alle Zuschauer, und wenn sie noch so frustriert sind, müssen jetzt hinter dem VfL stehen. Wir brauchen jetzt keinen mehr, der uns auspfeift oder mit Hohn überschüttet. Wir müssen jetzt alle zusammen halten."

...und seine Forderung an den Verein:
"Alle sind beim VfL Bochum eine Einheit vom Kartenabreißer über den Platzwart bis zum Vorstand. Und wenn sie sich nicht so fühlen, dann werden sie jetzt zu einer Einheit gemacht."

Aus Bochum berichtet Dietmar Nolte