Er ist der Schlüsseld des Frankfurter Erfolgs: Coach Benno Möhlmann
Er ist der Schlüsseld des Frankfurter Erfolgs: Coach Benno Möhlmann

Wenn Märchen wahr werden: FSV Frankfurt in der Bundesliga?

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Frankfurt - Es war einmal ein kleiner Stadtteilverein, für den es unmöglich schien, um den Aufstieg in die Bundesliga zu kämpfen. Doch in dieser Saison ist das anders: Der FSV Frankfurt hat sich in die Spitzengruppe der 2. Bundesliga gespielt, schnuppert an Relegationsplatz 3 und findet über die Stadtgrenzen hinaus Beachtung.

Stöver verlängert

Der FSV steht drei Spieltage vor Saisonende auf dem 5. Platz und ist damit die positive Überraschung dieser Spielzeit. Nur ein Punkt Rückstand auf den Vierten Köln und zwei Punkte auf Kaiserslautern verschaffen dem FSV eine realistische Chance auf Platz 3 - am Sonntag muss der FSV beim FCK antreten und kann auf den Relegationsplatz springen.

Zwar hat der Verein aus dem ehemaligen Arbeiterviertel Bornheim eine langjährige Geschichte - gegründet 1899 und damit im selben Jahr wie der bekanntere Nachbar Eintracht Frankfurt -, aber im nationalen Rampenlicht stand der FSV schon lange nicht mehr. Der größte Erfolg datiert aus dem Jahr 1925, als die "Bernemer" das Endspiel um die deutsche Meisterschaft erreichten und sich erst nach Verlängerung dem 1. FC Nürnberg mit 0:1 geschlagen geben mussten. Zur Gründung der Bundesliga 1963 hatte Eintracht Frankfurt den FSV im sportlichen Erfolg und im Bekanntheitsgrad überflügelt. Es folgten Jahrzehnte in verschiedenen Amateurklassen, der Anschluss an andere Vereine in der Region ging verloren.



Professioneller Fußball war für den FSV lange Zeit ein Traum und die Bundesliga eine Utopie. Clemens Krüger, Geschäftsführer Finanzen, erzählt von seinem Einstieg im Jahr 2000: "Wir hatten hier das marode Stadion am Bornheimer Hang und auch ansonsten kaum eine Infrastruktur. Der FSV hatte enormen Nachholbedarf in allen Bereichen." Vor fünf Jahren erschien der Verein mit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga wieder auf der nationalen Bildfläche - und jede Saison, in der es zum Klassenverbleib reichte, war ein Erfolg.

Die finanziellen Möglichkeiten sind äußerst begrenzt und auch in dieser Saison ist der Etat der drittniedrigste der 2. Bundesliga. Aus einer familiären Atmosphäre heraus wirtschaftet der FSV clever: In jeder Transferperiode versucht Sportdirektor Uwe Stöver, der am Donnerstag seinen Vertrag verlängerte, mit geringen finanziellen Mitteln die Mannschaft zu verbessern.

Bei Möhlmann stimmt "das Gesamtpaket"



Nicht immer gelang das: Guten Halbserien folgten schlechte Halbserien oder andersherum. In fast jeder Saison hieß das Tagesgeschäft Abstiegskampf. Erst mit der Verpflichtung von Trainer Benno Möhlmann zog dann auch Konstanz in die Ergebnisse ein. Seit Möhlmann zum 1. Januar 2012 den Posten übernahm, holte der FSV saisonübergreifend 71 Punkte in 46 Spielen und erzielte dabei 75 Tore. Bei den Punkten ist in diesem Zeitraum nur der diesjährige Bundesliga-Aufsteiger Eintracht Braunschweig besser. Bei den Toren sind die Frankfurter spitze. "Bei ihm stimmt es als Gesamtpaket. Neben seiner fachlichen Kompetenz hat er einen sehr guten Charakter. Mit seiner Art und Menschlichkeit beeinflusst er das ganze Umfeld positiv", lobt Stöver den Trainer.

Der erfahrene Möhlmann - mehr als1000 Einsätze als Trainer und Spieler in den beiden Bundesligen - machte die Frankfurter Schritt für Schritt zu einer Spitzenmannschaft des Unterhauses. Für diesen Erfolg spielt für Möhlmann der Teamgedanke eine entscheidende Rolle: "Für uns gilt es, fehlendes Geld mit Einsatz und Zusammenhalt auszugleichen. Dieses Miteinander ist ein wichtiger Faktor, den ein Trainer aber nur ansatzweise beeinflussen kann. Das muss aus der Mannschaft kommen."

"Trauen uns zu, in Kaiserslautern zu bestehen"



Zeitgleich mit dem sportlichen Erfolg sind auch die Strukturen des Vereins immer professioneller geworden. Es gibt inzwischen ein Leistungszentrum für die Nachwuchsarbeit und mehrere Fußballschulen, die als Stützpunkte in Hessen dienen. Aus dem Stadion am Bornheimer Hang ist in zwei Bauabschnitten das moderne Frankfurter Volkspark Stadion geworden: eine reine Fußballarena mit Business Seats und Logen auf der neuen Haupttribüne. Daraus ergeben sich für den Verein viel bessere Möglichkeiten im Bereich der Vermarktung, die die Grundlage für eine Weiterentwicklung bilden.

Diese Verbesserungen sind inzwischen deutlich bemerkbar. Das Spitzenspiel auf dem Betzenberg bildet den vorläufigen Höhepunkt der außergewöhnlichen Entwicklung des FSV. Und Coach Möhlmann sagt nicht von ungefähr: "Wir trauen uns auch zu, in Kaiserslautern zu bestehen."

Alexander Dionisius