Michael Oenning (l.): "Das Ziel kann nur Aufstieg heißen"
Michael Oenning (l.): "Das Ziel kann nur Aufstieg heißen"

Vom "Fach"-Mann zum Chefcoach

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Mit dem beförderten Co-Trainer Michael Oenning hat der 1. FC Nürnberg jemanden zum neuen Cheftrainer berufen, der den Umgang mit Talenten in all seinen Facetten erlernt hat.

Der ehemalige Stürmer von Preußen Münster und des SC Pfullendorf hat sich seine fachlichen Qualitäten entgegen vieler seiner Amtskollegen nämlich eher neben dem Platz erarbeitet.

Oenning ist gelernter Pädagoge - er studierte an der Uni Münster Deutsch und Sport auf Lehramt - und bewegte sich auch sonst auf Gebieten, die in unmittelbarem Zusammenhang mit einem Ausbildungsauftrag standen.

Voller Terminkalender

So übte er nach seinem Abschluss an der Universität neben der Tätigkeit eines Lehrbeauftragten an den Hochschulen Münster und Stuttgart auch die des Verbandstrainers beim Württembergischen Fußballverband aus. Den fachlichen Bezug zum runden Leder hielt der Ex-Studentennationalspieler aber vor allem durch sein Engagement beim DFB aufrecht.

Unter der Leitung von Horst Hrubesch war Oenning Trainer der U-18- und U-20-Nationalmannschaft und betreute und formte in den Jahren 2000 bis 2004 unter anderem die heutigen Auswahlspieler Bastian Schweinsteiger (Bayern München), Mario Gomez (VfB Stuttgart) oder Simon Rolfes (Bayer Leverkusen).

Doch nicht nur den hoffnungsvollen Talenten brachte der heute 42-Jährige die Feinheiten des Fußballs bei. Parallel zu seinen Ausbildungstätigkeiten assistierte er auch Marcel Reif bei dessen Anstellung als Kommentator und erhielt gemeinsam mit Reif sogar den renommierten Grimme-Preis für die erfolgreiche Zusammenarbeit bei der Berichterstattung über die WM 2002 in Japan und Südkorea. "Ich habe in der Zeit eine Menge von ihm gelernt, den Fußball dank ihm besser verstanden", lobt der erfahrene Kommentator Oenning im "kicker".

Wertvolle Erfahrungen

2004 war es dann soweit, dass der erste Profiverein aus der Bundesliga erfolgreich an der Tür des Fachmannes Oenning anklopfte. Der damalige Trainer von Borussia Mönchengladbach, Holger Fach, holte seinen Freund als Assistenten zu den "Fohlen".

Selbst nach Fachs Entlassung vertrauten die Verantwortlichen in Gladbach weiter auf die Fähigkeiten Oennings, und so sammelte er in den folgenden zwei Jahren unter den Trainern Dick Advocaat und Horst Köppel weitere wertvolle Erfahrungen an der Seitenlinie.

Als Holger Fach eine Saison später als Trainer beim VfL Wolfsburg anheuerte, musste er bei der Frage nach einem geeigneten Assistenten nicht lange nachdenken. Oenning folgte ihm nach Niedersachsen. Da es für Fach aufgrund ausbleibenden Erfolgs im Dezember 2005 beim VW-Club nicht weiterging, verließ auch Oenning Wolfsburg nach einer Spielzeit und einem Spiel als Interimstrainer wieder. Sein nächster Posten war der des Chefjugendtrainers beim VfL Bochum.

Ende der Lehrzeit

Seiner Vita entsprechend, hätte er in Bochum seiner "Berufung" längerfristig nachgehen können. Als im Februar 2008 jedoch der Lockruf des damaligen FCN-Coaches Thomas von Heesen aus Nürnberg kam, überlegte Oenning nicht lange und heuerte erneut als Assistenztrainer bei einem Bundesligisten an. Mit dem Rücktritt von Heesens Ende August schlug dann die große Stunde des ausgebildeten Fußballlehrers.

Oenning wurde von den Verantwortlichen des "Clubs" in das Amt des Cheftrainers befördert und mit einem Vertrag zunächst bis zum Ende der laufenden Spielzeit ausgestattet.

"Michael Oenning ist nah am Team, hat einen guten Draht zur Mannschaft und hat alle Transfers mitbegleitet", urteilt FCN-Manager Martin Bader. Auch die Akteure stehen hinter ihrem neuen Chef. Die Arbeit mit ihm mache "sehr viel Spaß”, sagte Torhüter Raphael Schäfer, und Mittelfeldmotor Peer Kluge lobte: "Er ist ein ausgezeichneter Mann, der weiß, was er will.”

"Ruhender Pol"

Als Nachfolger für den vakanten Posten des Assistenten holte Oenning den erfahrenen und ehemaligen Co-Trainer von Bayer Leverkusen, Peter Hermann, mit an Bord. "Es ist ein gutes Gefühl, jemanden an seiner Seite zu haben, der bereits alles erlebt hat. Es ist ja immer was los in Nürnberg, deshalb tut ein zweiter ruhender Pol gut», sagte Oenning in der "Nürnberger Zeitung".

Die sportliche Zukunft der Franken sieht der neue Cheftrainer indes sehr positiv: "Ich denke, dass wir eine gute Mannschaft haben. Das Ziel kann nur Aufstieg heißen. Wir müssen die Dinge wieder finden, dann geht in der Symbiose mit Umfeld und Fans auch wieder etwas voran."

Sportlich warten auf den Tabellenachten der 2. Bundesliga derweil absolute Herausforderungen. Es stehen zwei Gastspiele in der Liga beim SV Wehen Wiesbaden und Mainz 05 sowie das Pokalspiel beim amtierenden Deutschen Meister Bayern München an. Dankbare Aufgaben sehen anders aus.

Florian Bruchhäuser