Anzeige
Küsschen hier, Träne dort: Deutschlands U21 verpasst vierten EM-Titel haarscharf
Küsschen hier, Träne dort: Deutschlands U21 verpasst vierten EM-Titel haarscharf - © Christian Hofer
Küsschen hier, Träne dort: Deutschlands U21 verpasst vierten EM-Titel haarscharf - © Christian Hofer
bundesliga, 2. Bundesliga

Deutschlands U21 belohnt sich nicht für ein "großartiges Turnier"

xwhatsappmailcopy-link

Die deutsche U21-Nationalmannschaft hat den ganz großen Wurf knapp verpasst. Trotz großer Moral unterlag das Team von Antonio Di Salvo am Samstagabend im EM-Finale von Bratislava dem Titelverteidiger England mit 2:3 nach Verlängerung. Ein bitteres Ende für eine begeisternde Mannschaft, die im Turnierverlauf viele Sympathien sammeln konnte – auch bei Bundestrainer Julian Nagelsmann.

Nach der ersten Niederlage seit exakt zwei Jahren, ausgerechnet wieder gegen die "Young Lions", fand der eigens zum Endspiel angereiste Bundestrainer Julian Nagelsmann aufbauende Worte für die unterlegene U21. "Es ist enorm schade, dass sie sich nicht für ein großartiges Turnier mit dem Titel belohnen konnten", sagte der 37-Jährige, der sich von der Spielweise und dem Charakter des Teams angetan zeigte: "Mutig, offensiv, leidenschaftlich. Es hat großen Spaß gemacht, sie auf ihrem Weg durch das Turnier zu verfolgen." Nicht nur Nick Woltemade, Rocco Reitz und Brajan Gruda, die schon bei der A-Nationalmannschaft reinschnuppern durften, hätten ihn überzeugt.

Und tatsächlich waren es nicht einzelne Akteure, sondern ein geschlossen auftretender Verbund, der die deutschen Fans über die letzten Wochen verwöhnte. So war auch ein weiterer hoher Besuch des DFB, Rudi Völler, sichtlich beeindruckt von der Entwicklung der Mannschaft. "Toni Di Salvo ist es gelungen, eine echte Mannschaft zusammenzustellen, die nicht nur hochtalentiert ist, sondern auch mit viel Herz spielt", lobte Völler – und blickte bereits voraus: "Einige werden wir auch in der A-Nationalmannschaft wiedersehen."

Rudi Völler und Julian Nagelsmann sind Zeuge der Finalniederlage - IMAGO/Marco Steinbrenner/DeFodi Images

Zwei Lattentreffer und ein später Knockout

Dass der EM-Traum kurz vor dem Ziel platzte, lag weniger am Gegner als an der fehlenden Fortune im entscheidenden Moment. England zwar war von Beginn an aktiver und ging früh durch Harvey Elliott und Omari Hutchinson mit 2:0 komfortabel in Führung, doch die deutsche Mannschaft kämpfte sich durch das Mainzer Doppelpack Nelson Weiper und Paul Nebel zurück. Die DFB-Elf bewies also wie schon im Viertelfinale gegen Italien nach einem Rückstand Moral – und verfehlte den dritten Treffer gleich zweimal um wenige Millimeter.

Erst war es der erneut Nebel in der dritten Minute der Nachspielzeit, der aus der Distanz beinahe den Lucky Punch setzte, aber am Querbalken scheiterte, dann wiederfuhr dem Freiburger Merlin Röhl Gleiches in der Schlussminute der Verlängerung. Zwischen den beiden Szenen hatte Englands Joker Jonathan Rowe (92.) zum 3:2 getroffen – die bittere Entscheidung in einem Endspiel, das für das Di-Salvo-Team auch anders hätte ausgehen können. "Glück hatten wir nicht so sehr", stellte der U21-Coach hinterher etwas betrübt fest.

"Ich bin stolz auf die Mannschaft"

Auch wenn am Ende der ganz große Triumph ausblieb, können die Mannen von Di Salvo definitiv stolz auf sich und ihre Reise sein. "Da wird jeder mit Weitsicht nochmal drauf zurückblicken und sagen, was das für eine tolle Zeit war, was das für ein Team war", zeigt sich Verteidiger Tim Oermann ein wenig sentimental. Gemeint ist aber nicht nur das Turnier, sondern die gesamten "letzten zwei Jahre". Für viele war es nämlich der letzte Auftritt im U-Trikot, etwa für Nick Woltemade, der mit sechs Treffern Torschützenkönig wurde.

Für Oermann sei gerade der ausgeprägte Teamgeist etwas, das – so hofft er – "jeder für seine Karriere mitnehmen kann." Rückschläge wie diese schmerzen zwar, insbesonders nach zwei ungeschlagenen Jahren (17 Siege, drei Remis) und einem Turnier mit einer einzigen Niederlage, die es ausgerechnet im Finale setzte, Rückschläge wie diese schweißen aber auch zusammen. Und vielleicht ist es genau diese Erfahrung, die am Ende am meisten zählt, um irgendwann dann doch den ganz großen Wurf zu landen.