Torsten Mattuschka (l.) führt Union Berlin zum souveränen Heimsieg gegen Sandhausen (© Imago)
Torsten Mattuschka (l.) führt Union Berlin zum souveränen Heimsieg gegen Sandhausen (© Imago)

Tusches Tag

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Berlin - Es war der Tag des Torsten "Tusche" Mattuschka: An seinem 33. Geburtstag brachte er den 1. FC Union Berlin mit seinem Tor zum 1:0 auf die Siegerstraße, legte das 2:0 auf und durfte am Ende über einen souveränen jubeln.

Sandhausen hielt die Null nur 25 Minuten

"Torsten Mattuschka, Du bist der beste Mann - Torsten Mattuschka, Du kannst was keiner kann - Torsten Mattuschka, hau ihn rein für den Vereeeeeeeiiiin!" Schon eine Viertelstunde vor Spielbeginn hatten die Fans im Stadion an der Alten Försterei ihr Idol mit einem Geburtstagsständchen in Form des Torsten-Mattuschka-Liedes gebührend gefeiert. Doch es sollte nur der Auftakt zu einer noch größeren Party sein.



Die Hausherren kamen allerdings zunächst schwer ins Spiel, Sandhausen stand defensiv sicher und hoffte auf Konter. Schon in der 2. Minute hätte das fast geklappt: Union-Keeper Daniel Haas vertändelt im Dribbling (!) den Ball gegen Ranisav Jovanovic, doch bevor der SVS-Stürmer abschließen kann, kommt er zu Fall. Die Sandhäuser fordern vehement einen Elfer, doch Schiri Christian Dietz lässt weiterspielen.

Union-Coach Uwe Neuhaus ist hernach nicht gut auf seinen Torwart zu sprechen: "Allein für Dummheit hätte man es pfeifen können." Allerdings sollte es die einzige brenzlige Situation für die Union-Defensive bleiben. Immer besser kamen die "Eisernen" in die Partie und in der 25. Minute war es dann soweit: Geburtstagskind Mattuschka schlenzte die Kugel vom linken Strafraumeck mit rechts ins lange Eck.

Mattuschka: "Schöner kann ein Geburtstag nicht sein"



Kurz nach der Pause bereitete der nun 33-Jährige per Flanke die Vorentscheidung durch Simon Terodde vor. Fünf Minuten nachdem schließlich Sören Brandy in der 66. Minute aus dem Getümmel heraus den 3:0-Endstand besorgte hatte, durfte sich Mattuschka auf seine After-Work-Party vorbereiten: Unter stehenden Ovationen der 18.756 Zuschauer verließ das Köpenicker Urgestein den Platz. "Schöner kann ein Geburtstag nicht sein", freute sich der Kapitän der Rot-Weißen und bedankte sich bei den Fans: "Super, wenn das ganze Stadion für einen singt. Das werde ich nie vergessen."

Warum er schon in der 71. Minute ausgewechselt wurde? "Ich hatte überall Krämpfe", behauptete der Jubilar und kokettierte: "Ich bin eben mit 33 schon ein alter Zausel." Sein Trainer hingegen frotzelte: "Vielleicht wollte er einfach nur seine Ruhe haben." Doch selbst der sonst so kritische Uwe Neuhaus kam nicht umhin, seinem Spielmacher ein Sonderlob auszusprechen: "Er hat ein richtig gutes Spiel gemacht. Wie so oft in den letzten Wochen."

Neuhaus selbstbewusst



Ohnehin wirkte der Union-Coach nach dem Spiel unglaublich selbstbewusst. Als ihn ein Journalist fragte: "Hatten Sie Zweifel…", antwortete der 54-Jährige ohne den Rest des Satzes abzuwarten mit einem klaren "Nein!" Gleichzeitig ließ er sich sich wie gewohnt auf keinerlei Spekulationen über die Aufstiegschancen seiner Mannschaft ein. Als Neuhaus vorgerechnet wurde, dass sein Team nun mit 20 Punkten aus zehn Spielen bei einem Schnitt von zwei Zählern pro Partie liege, verwies der dienstälteste Trainer im deutschen Profifußball darauf, dass einzig entscheidend der Punkteschnitt nach dem 34. Spieltag sei. Und überhaupt, der Sieg gegen Sandhausen sei vielleicht "um ein Tor zu hoch" ausgefallen.

Dennoch kann auch Neuhaus nicht verhehlen, dass Union auf einem sehr guten Weg ist. Die Eisernen verloren nur eins der vergangenen elf Pflichtspiele, acht dieser Partien gewannen sie. Zudem blieb die Neuhaus-Elf in vier der letzten fünf Spiele ohne Gegentor. In ihrer bis dato besten Zweitligasaison 2001/02, als man am Ende Sechster wurde, hatten die Köpenicker nach zehn Spieltagen nur 17 Punkte auf dem Konto.

"Tusche" wie ein guter Wein



Und ihr Capitano scheint wie ein guter Wein zu sein - je älter, desto besser. Schon vergangene Saison hieß es, Union habe den besten Mattuschka aller Zeiten. Doch offenbar war da immer noch Luft nach oben. Jedenfalls bleibt "Tusche" nach seiner Gala gegen Sandhausen mit vier Treffern und fünf Assists an der Spitze der Scorerliste.

Jetzt können die Unioner mit einem guten Gefühl in die Länderspielpause gehen - und sich auf das Berlin-Brandenburg-Derby am 18. Oktober in Mattuschkas Geburtsstadt Cottbus freuen. Dort, beim FC Energie, begann "Tusches" Profikarriere. Vor etwas über zehn Jahren bestritt er für die Cottbuser seine einzigen vier Bundesligaeinsätze. Nun hoffen alle Eisernen, dass 2014/15 noch das eine oder andere Spiel im Oberhaus hinzukommt. Im Dress des 1. FC Union natürlich.

Aus Berlin berichtet Andre Anchuelo