Florian Bruns war gegen seinen Ex-Verein per Foulelfmeter erfolgreich
Florian Bruns war gegen seinen Ex-Verein per Foulelfmeter erfolgreich

Traumstart für die "Kiezkicker"

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Der FC St. Pauli ist optimal in die neue Saison gestartet. Nach dem 5:0-Auswärtssieg am neuen Aachener Tivoli grüßen die Norddeutschen sogar als Tabellenführer die Konkurrenz. Doch ausgelassene Freude kam nicht auf. Ein tragischer Unglücksfall lähmte die Stimmung.

Ein Fan des FC St. Pauli war nach dem Schlusspfiff beim gemeinsamen Jubel mit einigen Spielern von der Tribüne etwa sechs Meter in die Tiefe gestürzt und hatte sich schwere Kopfverletzungen zugezogen. Auf einmal geriet der Fußball zur Nebensache. Kein Hamburger Spieler konnte sich noch über den Erfolg freuen.

Einweihungsfeier verdorben

"Ich tausche die Tabellenführung gegen die Gesundheit des Menschen", hatte St.-Pauli-Trainer Holger Stanislawski nach Bekanntwerden des Unfalls geschockt erklärt. Die obligatorische Pressekonferenz mit den Trainern wurde abgesagt.

Der Gästetrainer hätte dabei allen Grund gehabt, von der grandiosen Leistung seines Teams zu schwärmen. Im Stile einer Klassemannschaft hatte St. Pauli Gastgeber Alemannia Aachen die Einweihungsfeier des neuen wunderschönen Tivoli-Stadions gründlich verdorben.

Nachdem St. Pauli-Keeper Matthias Hain zwei Großchancen der Alemannia pariert hatte, übernahmen die "Kiezkicker", darunter übrigens mit Florian Bruns, Matthias Lehmnann und Marius Ebbers, drei ehemalige Aachener Spieler, ab der 20. Spielminute das Kommando und schossen innerhalb von 15 Minuten eine 4:0-Pausenführung heraus.

"Situation eiskalt ausgenutzt"

"Wir wussten, dass die Alemannia auch wegen des neuen Stadions unter Druck ist", erklärte Lehmann die Strategie der Gäste: "Die Erwartungshaltung der Aachener Fans war sehr hoch. Das haben wir ausgenutzt und selbst auf Sieg gespielt. Wir haben unsere Tore gemacht, dann waren die Fans sauer und unzufrieden. Wir haben die Situation eiskalt ausgenutzt." Am Ende hatte die Alemannia mit dem 0:5 die höchste Niederlage ihrer Zweitliga-Geschichte kassiert.

"Wir haben eine Leistung gezeigt, die dieses Ergebnis zwar nicht zu 100 Prozent rechtfertigt, aber fast", sagte Hain nach dem Spiel. "Ich habe es noch nicht erlebt, dass der FC St. Pauli auswärts mal 5:0 gewonnen hat", ergänzte Mittelfeldspieler Fabian Boll: "Jetzt haben wir nach neun Jahren endlich wieder sechs Punkte zum Auftakt. Das ist ein schönes Gefühl, so kann es weitergehen."

Spitzenspiel gegen die "Zebras"

Zwei Siege zum Saisonstart schaffte der FC St. Pauli zuletzt in der Spielzeit 2000/01. Damals stiegen die Hamburger am Ende in die Bundesliga auf. Zum Matchwinner in Aachen avancierte Torjäger Marius Ebbers, der die St. Paulianer mit zwei Treffern auf die Siegerstraße schoss und auch den Elfmeter zum 4:0 herausholte.

"Marius Ebbers hat zwei Buden gemacht, die Bälle gut gehalten. So kennen wir ihn. Er hat richtig gut gespielt", lobte Mittelfeldspieler Lehmann den 31-jährigen Angreifer, der sich nach dem Unfall des Fans nicht selbst äußern wollte.

Am kommenden Samstag erwartet der FC St. Pauli nun am Millerntor den MSV Duisburg zum Spitzenspiel der 2. Bundesliga. Wenn die Hamburger so auftrumpfen wie am Tivoli, ist in dieser Saison noch einiges drin. "Wir wissen, was wir können. Wir zeigen die Qualität auch im Training. In Aachen haben wir sie abgerufen und unsere Linie durchgezogen", sagt Lehmann selbstbewusst. Das Ergebnis ist bekannt.

Aus Aachen berichtet Tobias Gonscherowski