Vier Tore in fünf Spielen bei der WM 1954 machten ihn zur Legende: Ottmar Walter (© Imago)
Vier Tore in fünf Spielen bei der WM 1954 machten ihn zur Legende: Ottmar Walter (© Imago)

Trauer um 54er-Weltmeister Ottmar Walter

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Kaiserslautern - Ein weiterer Held von Bern ist tot, und Fußball-Deutschland trägt Trauer: Der 54er-Weltmeister Ottmar Walter starb am Sonntagmorgen im Alter von 89 Jahren in einem Pflegeheim in Kaiserslautern. Der Bruder von Fritz Walter (2002 verstorben) war über viele Jahre eine der prägenden Spielerpersönlichkeiten des 1. FC Kaiserslautern, mit dem er 1951 und 1953 Deutscher Meister geworden war, und der deutschen Nationalmannschaft. Für die DFB-Auswahl bestritt er zwischen 1950 und 1956 21 Länderspiele (10 Tore).

"Vorbild für Generationen"

An der Seite seines Bruders Fritz gehörte er der legendären Mannschaft an, die 1954 in Bern im Endspiel 3:2 gegen Ungarn gewann. Zum ersten deutschen WM-Triumph trug Ottmar Walter in fünf Spielen vier Tore bei. Nach dem Tod von Ottmar Walter leben von der Weltmeister-Mannschaft, die das Wunder von Bern im Wankdorf-Stadion vollbrachte, nur noch der Lauterer Horst Eckel (81) und der Kölner Hans Schäfer (85).



"Es ist eine traurige Nachricht für den gesamten deutschen Fußball. Ottmar Walter war einer der Spieler, die das Wunder von Bern möglich gemacht haben und damit für Generationen zum Vorbild wurden. In der Geschichte des DFB wird er wie sein Bruder Fritz auf immer einen festen Platz haben. Ottmar Walter wird uns allen nicht nur als herausragender Sportler in Erinnerung bleiben, sondern auch als wunderbarer Mensch, der sein Leben lang für Bodenständigkeit und Bescheidenheit stand", sagte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach und würdigte die Verdienste des Rekordtorschützen, der in 321 Pflichtspielen 336 Tore für die "Roten Teufel" vom Betzenberg erzielte.

Betroffenheit herrschte auch beim 1. FC Kaiserslautern, dem Ottmar Walter bis auf die kriegsbedingten Standortwechsel zum Cuxhavener SV und Holstein Kiel stets die Treue gehalten hat. "Für uns ist das ein sehr trauriger Tag. Ottmar Walter gehörte zu einer Generation, die für eine Art von Werten stand, die heute noch wertvoller als früher sind", sagte der FCK-Vorstandsvorsitzende Stefan Kuntz. Weiter führte er aus: "Es bleibt die Erinnerung an einen großartigen Sportler und Menschen. Bei jedem Heimspiel denken wir an ihn und seinen Bruder, weil die Fans durch das Ottmar-Walter-Tor ins Fritz-Walter-Stadion am Betzenberg gehen."

Anlässlich seines 80. Geburtstags war das Eingangstor zur Nordtribüne im Fritz-Walter-Stadion, das nach seinem Bruder Fritz, der am 17. Juni 2002 verstorben war, benannt ist, in Ottmar-Walter-Tor umbenannt worden. Zudem erhielt Ottmar Walter anlässlich dieses runden Geburtstages das Große Bundesverdienstkreuz.

Blindes Verständnis mit Bruder Fritz



Ottmar Walter war einer der erfolgreichsten Torjäger seiner Zeit. Nach Meinung vieler Experten bildete Ottmar Walter gemeinsam mit seinem Bruder Fritz und Werner Baßler in der Zeit von 1947 bis 1956 beim FCK das beste Offensiv-Trio in Deutschland. Und auch bei der WM 1954 zählte Ottmar Walter zum Stammpersonal des damaligen Bundestrainers Sepp Herberger.

Das Verhältnis zu seinem "großen Bruder" war stets gut, obwohl Fritz zur damaligen Zeit viel mehr die Blicke auf sich zog und sowohl bei den "Roten Teufeln" als auch beim DFB-Team der absolute Star war. Auf dem Spielfeld verstanden sie sich blind. "Der Fritz brauchte nur zu gucken, wo ich bin. Dann wusste ich auch schon, was er machen wird und bin in die richtige Position gestartet", sagte er mal.

Aber nicht nur mit seinem Bruder verstand er sich prima. "Es war ein Erfolg der 22 Mann. Es war nie Neid in der Truppe, und wir haben ständig Blödsinn gemacht. Es war einfach einmalig, wie die 22 Leute kompakt zusammengehalten haben. Es gab keinen Streit, wenn einer mal nicht spielte. Wir waren eine verschworene Einheit und die elf Mann, die spielten, hatten auch eine Verantwortung für die anderen", sagte er 2004 anlässlich der 50-Jahr-Feier zum ersten WM-Titel.

Probleme nach der Karriere



Zu diesem Zeitpunkt erfreute sich Ottmar Walter noch guter Gesundheit. Allerdings musste er auch einige persönliche Nackenschläge nach Ende seiner Fußballerkarriere verkraften. Im Gegensatz zu seinem Bruder, der zu einem erfolgreichen Geschäftsmann avancierte, lief es bei Ottmar nicht so rund. Die von ihm geführte Tankstelle (Slogan: "Willst du unserem Ottmar danken, musst du fleißig bei ihm tanken") musste der gelernte Automechaniker nach einem Prozess mit einem Ölkonzern aufgeben.

Dies und andere Umstände führten möglicherweise dazu, dass er sogar einen Selbstmordversuch unternahm. "Das war eine Kurzschlusshandlung, die mir im Nachhinein unverständlich ist", sagte Ottmar Walter dazu später einmal. Die Stadt Kaiserslautern erinnerte sich aber an ihren großen Sohn und bot ihm einen Job in der Verwaltung an, den er bis zu seiner Früh-Pensionierung mit 58 Jahren ausübte.