Timo Achenbach (v.l.) hat erst kürzlich seinen Vertrag beim SV Sandhausen um ein Jahr verlängert
Timo Achenbach (v.l.) hat erst kürzlich seinen Vertrag beim SV Sandhausen um ein Jahr verlängert

Achenbach: "Vom Aufstieg zu reden, ist völliger Unsinn"

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Sandhausen - Der SV Sandhausen gehört in dieser Saison zu den Überraschungsmannschaften der 2. Bundesliga. Nur noch vier Punkte trennen die derzeit auf Platz 8 notierten Kurpfälzer vom Relegationsplatz. Nun kommt am Sonntag der 1. FC Köln ins Hardtwaldstadion (ab 13:15 Uhr im Live-Ticker).

Vor dem Hit gegen den Tabellenführer sprach der Sandhausener Außenverteidiger Timo Achenbach mit bundesliga.de.

bundesliga.de: Herr Achenbach, Sie haben gerade Ihren Vertrag beim SV Sandhausen verlängert. Was waren die Gründe?

Timo Achenbach: Die Gründe waren, dass wir in diesem Jahr eine gute Runde gespielt haben und meine Familie und ich uns sehr wohl in der Region fühlen. Ich glaube, dass wir mit der Mannschaft auch im nächsten Jahr erfolgreich in der 2. Bundesliga spielen werden.

bundesliga.de: Die Republik staunt momentan über den SV Sandhausen, der im letzten Jahr sportlich abgestiegen war und nun eine sehr gute Rolle spielt. Wo liegen aus Ihrer Sicht die Ursachen für die großartige Entwicklung?

Achenbach: Zum einen haben die Spieler, die in der letzten Saison schon bei uns waren, dazu gelernt, wie es in der 2. Bundesliga läuft. Sie spielen in diesem Jahr deutlich besser. Zum anderen haben die im Sommer neuverpflichteten Spieler super in die Mannschaft gepasst. Das alles spielt eine Rolle. Der Teamgeist ist bei uns hervorragend. Wir haben wirklich eine tolle Truppe. Es ist so, dass jeder für den anderen kämpft und Gas gibt.

bundesliga.de: Wie überraschend kommt es für Sie, dass es so gut läuft? Oder haben Sie damit gerechnet?

Achenbach: Nein. Wenn man eine solche Saison wie die letzte erlebt hat, in der wir mit 26 Punkten relativ deutlich abgestiegen sind, dann kann man nicht damit rechnen, nach 20 Spieltagen mit 30 Punkten auf dem Konto so gut dazustehen. Wenn man die letzten Jahre Revue passieren lässt, ist es ein wenig ärgerlich, dass die Liga in diesem Jahr so eng ist. Im letzten Jahr wären wir mit 30 Punkten schon fast durch gewesen. In diesem Jahr kann jeder jeden schlagen. Wir müssen also auch die nächsten 14 Spiele hochkonzentriert bleiben und weiter punkten.

bundesliga.de: Das Torverhältnis des SV Sandhausen von 18:17 sagt schon einiges über die Stärken und Schwächen der Mannschaft aus. Der Verein hat die zweitbeste Abwehr und die wenigsten Tore geschossen. Die Spiele sind also salopp gesagt nicht unbedingt vergnügungssteuerpflichtig. Die Defensive dürfte das Erfolgsgeheimnis des SVS sein?

Achenbach: Mit Sicherheit. Ich habe es in meiner ganzen Karriere noch nie erlebt, so viele Spiele zu null gespielt zu haben. Mittlerweile sind es elf. Die Abwehr ist das Prunkstück. Auch unser Keeper Manuel Riemann hat uns in einigen Partien im Spiel gehalten. Nichtsdestotrotz würde ich nicht sagen, dass wir offensiv schwach sind. Wir haben uns in den Spielen auch gute Chancen erarbeitet. Die letzte Ruhe vor dem Tor fehlt uns vielleicht noch ein wenig, um öfter erfolgreich zu sein. Genauso kann man aber auch sagen, dass die Offensive super für die Defensive mitarbeitet.

bundesliga.de: Zuhause ist der SV Sandhausen eine Macht, hat erst ein Heimspiel verloren. Das ist der Bestwert der 2. Bundesliga und sicherlich die Grundlage für den Klassenerhalt.

Achenbach: Wenn man als Underdog in die Saison geht, dann möchte man vor allem viele Spiele Zuhause gewinnen. Das ist in diesem Jahr ein Riesenvorteil von uns. Das ist ein Plus gegenüber den Mitkonkurrenten in diesem Jahr.

bundesliga.de: In dieser Saison steht mit Alois Schwartz auch ein neuer Trainer an der Seitenlinie. Was zeichnet ihn aus?

Achenbach: Er ist jemand, der am Anfang der Saison brutal auf die Defensivarbeit geachtet hat und darauf, dass wir kompakt stehen. Das hat sich im Laufe der Saison ausgezahlt. Er ist ein Trainer, der seiner Mannschaft ab und zu auch ein kleines Bonbon gibt, wenn die Mannschaft vernünftig mitzieht und Leistung bringt. Es ist sehr angenehm, unter ihm zu trainieren.

bundesliga.de: Wie sieht so ein Bonbon aus?

Achenbach: Wir hatten beispielsweise einmal auf dem Trainingsplan einen Waldlauf stehen. Und dann hatte er nach ein paar Metern an der Laufstrecke einen Grill aufgebaut. Der Lauf fiel aus, stattdessen hat er uns zum Grillen eingeladen.

bundesliga.de: Am Sonntag steht das große Spiel gegen den 1. FC Köln auf dem Programm, für den Sie vor inzwischen zehn Jahren auch einmal gespielt haben. Welche Erinnerungen verbinden Sie mit Ihrer Kölner Zeit?

Achenbach: Es war wirklich ein schönes Jahr, das gekrönt wurde mit dem Aufstieg in die Bundesliga. Die Kölner Fans sind toll, die Stadt ist super. Im Nachhinein ist es ein bisschen ärgerlich, dass ich nur ein Jahr in Köln gespielt habe.

bundesliga.de: Die Partie gegen Köln ist nun auch tabellarisch fast ein Spitzenspiel. Sandhausen liegt als Achter nur vier Punkte hinter dem Relegationsplatz, der FC ist Spitzenreiter. Wie schwer wird die Aufgabe?

Achenbach: Der Paderborner Sieg in Köln hat uns die Aufgabe nicht einfacher gemacht. Der FC steht unter Druck und bekommt eh immer Druck von den Medien. Daher werden sie versuchen, enormen Druck zu entfachen. Wir müssen genauso wie in Cottbus defensiv gut stehen, selbst Nadelstiche setzen und in der Offensive gefährlich werden. Die Null muss so lange wie möglich stehen. Am schönsten wäre es, wenn wir wieder in der 86. Minute zuschlagen und 1:0 gewinnen.

bundesliga.de: Dann könnten die Fans in Sandhausen allerdings anfangen, vom Aufstieg in die Bundesliga zu träumen. Mit welchen Zielen gehen Sie in die letzten 14 Spiele?

Achenbach: Ich sage ganz klar: Wer in unserer Umgebung das Wort Aufstieg in den Mund nimmt, der hat vom Fußball keine Ahnung. Es geht für uns gegen den Abstieg. Wir wollen frühzeitig die Klasse halten. Alles andere ist völliger Unsinn. Die Mannschaft ist realistisch, der Trainer kann es realistisch einschätzen.

bundesliga.de: Und ein 8. Platz am Ende wäre sicher eine tolle Bilanz?

Achenbach: Natürlich. Es geht nur um den frühzeitigen Klassenerhalt. Es kann sein, dass in diesem Jahr auch 42 Punkte für den Klassenerhalt nötig sind. Wir haben jetzt auch ein schweres Programm: erst kommt Köln, danach geht es nach Karlsruhe, anschließend gegen München 1860 und Kaiserslautern. Da gilt es, den Punkteabstand beizubehalten.

Das Gespräch führte Tobias Gonscherowski