Für Jörn Andersen (3.v.l.) ist Mainz 05 die dritte Trainerstation. Zuvor hatte er RW Oberhausen (2003 bis 2005) und die Offenbacher Kickers (2007/08) trainiert
Für Jörn Andersen (3.v.l.) ist Mainz 05 die dritte Trainerstation. Zuvor hatte er RW Oberhausen (2003 bis 2005) und die Offenbacher Kickers (2007/08) trainiert

Tempofußball als Ziel

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Jörn Andersen hat klare Vorstellungen: Von der Trainingskonzeption bis zum Beginn der Saison, vom Ablauf der Übungen im Trainingslager in Herzlake und davon, wie seine Mannen vom 1. FSV Mainz 05 in der kommenden Saison auftreten sollen, nämlich: Offensiv aus einer kompakten Formation mit flexiblem, schnellem Spiel in die Spitze und Torabschlüsse.

Der Norweger hat sich akribisch vorbereitet auf seine dritte Trainerstation als Chefcoach einer Profimannschaft und einen klaren Plan, das merkt man dem 45-Jährigen bei jeder Trainingseinheit in Herzlake an.

Am deutlichsten wird dies, wenn Andersen bei den taktischen Einheiten gestenreich mit markanter Stimme dirigiert, unterbricht, erklärt, anfeuert. Das offensive Umschaltverhalten hat in verschiedenen Übungen seit Beginn der Vorbereitung einen festen Platz im Arbeitsalltag der 05-Profis.

Schnelles Spiel erwünscht

Ballvortrag und Laufwege werden immer wieder geübt, ohne Gegner, mit passiven Gegenspielern bis hin zum Elf gegen Elf. "Wir arbeiten am schnelleren Spiel, an schnelleren Kombinationen, an schnellen Abschlüssen", sagt Andersen. Gerne nennt er die russische Nationalmannschaft, die bei der EM mit eben diesem Stil begeisterte, als Referenz für seine Vorstellung vom Offensivspiel seines neuen Teams.

Generell ist der Trainer sehr angetan vom fußballerisch und taktisch hohen Niveau im Kader. "Ich fange hier nicht bei Null an, wir können sehr schnell an taktischen Details arbeiten", sagt Andersen. Das betraf bisher vor allem die offensiven Spieler, auch im defensiven Umschaltverhalten. Der Feinschliff an der gesamten Defensivarbeit, insbesondere der Vierer-Abwehrkette, steht bald auf dem Plan. "Mein Ziel ist es, dass die Mannschaft nach vorne, gegen den Ball verteidigt", betont Andersen.

Soto als Spielgestalter

Taktisch hat sich Andersen im Training und den bisherigen Testspielen zunächst auf ein 4-4-2 mit Rautenformation im Mittelfeld festgelegt. Eine zentrale Bedeutung misst er dabei dem Kolumbianer Elkin Soto als Spielgestalter hinter den Angreifer bei.

"Ein Spieler auf der Position des Zehners braucht besondere Qualitäten. Er muss das Spiel schnell machen und selbst zum Abschluss kommen. Er muss mit dem Ball umgehen, ihn behaupten und die Angreifer bedienen können. Elkin Soto hat diese Qualität, er hebt unser Niveau auf dieser Position", sagt Andersen.

Großes Gedränge im Kader

Weil ihm der Linksfuß zunächst aufgrund der vom Internationalen Sportgerichtshof bis zum 14. September verhängten Sperre fehlt, sind die Trainingseinheiten und Testspiele in Herzlake auch für eine denkbare Position hinter den Spitzen so etwas wie eine Qualifikationsrunde für die anderen Mittelfeldakteure.

In Quantität und Qualität herrscht gerade dort ein gehöriges Gedränge im Kader der 05er. "Der Konkurrenzkampf ist von uns gewollt. Wir sind grundsätzlich auf allen Positionen doppelt besetzt, niemand weiß, ob er gesetzt ist", erklärt Andersen. "Die Konkurrenz entsteht auch, weil die jungen Spieler sehr hart arbeiten und sehr gut mitziehen. Ich habe nicht das Gefühl, dass jemand abfällt."

Noch Testphase

Noch befinden sich die 05er in der Testphase. Coach Andersen lässt einzelne Spieler auf verschiedenen Positionen trainieren und spielen. Mit den Eindrücken des Trainingslagers dürfte sich beim Norweger die Vorstellung von einer taktischen und personellen Grundformation verfestigen.

Spätestens mit dem Testspiel am Bruchweg gegen Racing Santander, zwei Wochen vor dem ersten Pflichtspiel im DFB-Pokal beim SV Babelsberg, beginnt dann die ganz heiße Phase der Vorbereitung.