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An der Kaiserlinde stehen groß und klein hinter ihrer "Elv"
An der Kaiserlinde stehen groß und klein hinter ihrer "Elv" - © Lukas Schulze/Bundesliga
An der Kaiserlinde stehen groß und klein hinter ihrer "Elv" - © Lukas Schulze/Bundesliga
bundesliga, 2. Bundesliga

10 Dinge über Elversberg – ein kleiner Ort plötzlich ganz groß?

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Was für eine Geschichte schreibt da gerade ein kleiner Verein im Südwesten der Republik! Die SV Elversberg steht kurz davor, als 59. Verein in die Bundesliga aufzusteigen. Nach dem 2:2 im Relegations-Hinspiel beim 1. FC Heidenheim fällt die Entscheidung am Montag an der Kaiserlinde. Doch wer ist dieser Verein eigentlich? Und was macht diesen Ort so besonders?

Hier sind zehn Dinge, die ihr über das Fußballwunder aus der Provinz wissen solltet:

1. Wo liegt Elversberg überhaupt?

Mitten im Saarland. Eingebettet zwischen Wäldern, sanften Hügeln und der alten Bergbautradition liegt Spiesen-Elversberg, rund zehn Minuten von Neunkirchen, 20 Minuten von Saarbrücken entfernt. Eine Doppelgemeinde mit zwei Ortsteilen – Spiesen und Elversberg. Zusammen gerade einmal 13.000 Einwohner – aber emotional aktuell wohl Millionen Fans schwer. "Das Saarland ist ein bisschen ab vom Schuss", gibt auch Sportvorstand Nils-Ole Book zu.

2. Kein Bahnhof – keine Ausrede

Nein, Heidenheim-Fans können am Montag nicht mit der Bahn anreisen. Denn in Elversberg hält kein Zug. Wer hierherkommt, muss es wirklich wollen. "Natürlich müssen wir noch an der Infrastruktur arbeiten", sagt Bürgermeister Bernd Huf. "Aber das war allen klar – auch wenn wir in der 2. Liga bleiben." Bahnhöfe in der Nähe gibt es: St. Ingbert, Neunkirchen, Friedrichsthal. Und den Willen, alles möglich zu machen. 

3. Infrastruktur? Wird gemacht

Auch einen Rathausbalkon für eine eventuelle Aufstiegsfeier gibt es nicht – "Aber den würden wir auch anbauen", versichert Bürgermeister Huf mit einem Augenzwinkern. Wie beim letzten Aufstieg? "Da haben wir halt ein Gerüst aufgestellt." Improvisationstalent ist in Elversberg Ehrensache. 

4. Die Kaiserlinde – mehr als ein Stadion

Sie ist Heimat. Kultstätte. Symbol. Offiziell heißt sie "Ursapharm-Arena", aber alle sagen: Kaiserlinde. Und das bleibt auch so. Hier wird gerade gebaut, von 10.000 auf bald 15.000 Plätze aufgestockt. Es ist ein Ort, an dem Geschichte nicht nur gespielt, sondern geschaffen wird. Eine echte Fußballheimat, nah am Spielfeld, nah an den Menschen.

5. Vom Container in die Bundesliga?

Die Spielerkabinen stehen immer noch in Containern. Luxus? Fehlanzeige. "Aber wir haben daraus einen Vorteil gemacht. Vielleicht ist das Unaufgeregte schon das Erfolgserlebnis", sagt Sportvorstand Book. Weniger Druck, weniger Trubel. "Wir können hier in Ruhe arbeiten – das ist ideal, gerade für junge Spieler." Auch das Trainingszentrum der Profis in St. Ingbert wird weiter ausgebaut. Hier wächst etwas – Stein für Stein.

6. Wo die Spieler Nachbarn sind

Ob Fans, Spieler oder Funktionäre – hier kennt man sich. Muhammed Damar, Leihgabe aus Hoffenheim, sagt: "Jeder ist glücklich, jeder hat ein warmes Herz." Das ist kein Marketing-Satz. Das ist Elversberg. Die Spieler sind Teil der Gemeinde, der Verein ist Teil des Alltags. Kein Hochglanz. Sondern Heimat. 

7. Ein Trainer wie ein Ruhepol

Seit über sechs Jahren prägen Trainer Horst Steffen und Sportdirektor Nils-Ole Book die sportliche DNA der SVE. Steffen hat Elversberg mit ruhiger Hand nach oben geführt. Kein Lautsprecher, kein Selbstdarsteller. Nur Fußball. "Die ganze Geschichte, so wie es jetzt gelaufen ist, ist schon ein Traum. Weil wir mit wenig Möglichkeiten eine Menge erreicht haben", so der Coach der Elv. 

8. Vater, Sohn, Vision

Ohne den gebürtigen Saarländer und heutigen Aufsichtsratschef der SVE, Frank Holzer, gäbe es diesen Verein nicht in der heutigen Form. Der frühere Saarbrücken-Profi übernahm Elversberg 1990 in der Landesliga – mit 800.000 Mark Schulden. Heute steht sein Sohn Dominik an der Spitze des Clubs. Ein Familienprojekt mit Bundesliga-Tauglichkeit. 

Die Kaiserlinde ist die Fußballheimat der SVE-Fans - Lukas Schulze/Bundesliga

9. Vom Dorfverein zum Bundesliga-Kandidaten

Noch 2019 spielte Elversberg viertklassig. Jetzt, nur vier Jahre und zwei Aufstiege später, ist die Bundesliga zum Greifen nah. Und das ganz ohne Investor oder Millionen-Etat, sondern mit Kontinuität, cleverer Kaderplanung und viel Herz. "Wir können hier sehr in Ruhe arbeiten", sagt Sportvorstand Book. "Die Medien und Fans machen uns nicht beim kleinsten Misserfolg die Hölle heiß."

10. Der Aufstieg wäre historisch

Sollte es Elversberg wirklich schaffen, wäre es der kleinste Bundesliga-Standort der Geschichte – und erst der vierte Verein aus dem Saarland überhaupt im Oberhaus, nach Homburg, Neunkirchen und Saarbrücken. "Wenn das i-Tüpfelchen drauf kommt, dann freue ich mich darüber", sagt Trainer Steffen. Und ganz Elversberg mit ihm. Man ist hier nicht vermessen. Aber bereit. Für die Bundesliga. Für den Moment. Für die Geschichte.

>>> Dramatik pur im Relegations-Hinspiel!

Am Montag schaut ganz Fußball-Deutschland auf ein kleines Fleckchen im Saarland, das kaum jemand je auf der Landkarte gesucht hätte – aber jetzt alle finden. Spiesen-Elversberg. 13.000 Einwohner. Kein Bahnhof. Dafür aber eine Mannschaft, die an der Tür zur Bundesliga rüttelt. Und einen Ort, der gerade dabei ist, sich selbst neu zu definieren.

Wenn die SV Elversberg am 26. Mai das Rückspiel gegen Heidenheim bestreitet, steht mehr auf dem Spiel als nur der sportliche Aufstieg. Es geht um ein Märchen, das weit über Fußball hinausgeht – und um einen Ort, der zeigt, dass Größe keine Frage der Einwohnerzahl ist.