Holger Stanislawski (l.) bejubelt mit seinen Spielern die frühe Führung im Montagsspiel des 22. Spieltags
Holger Stanislawski (l.) bejubelt mit seinen Spielern die frühe Führung im Montagsspiel des 22. Spieltags

"Stani" genießt den Sieg

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Hamburg - Der Zigarettenrauch hing wie früher im Spielertunnel, wie damals war in der Kabine die XXL-Kanne randvoll mit frisch gebrühtem Kaffee gefüllt - Holger Stanislawski genoss den erfolgreichen Abend in seinem Wohnzimmer namens Millerntor im wahrsten Sinne des Wortes in vollen Zügen.

"Wir sind ja nicht bei 'Wünsch Dir was'"

Hier ein Lächeln über liebevolle gebastelte Spruchbänder, dort ein Winken zu den Fans und ganz, ganz viele Umarmungen mit alten Bekannten: Niemand auf St. Pauli nahm "Stani" übel, dass er durch einen mit dem 1. FC Köln seinen Ex-Club weiter Richtung Abstiegszone befördert hatte.

Der Trainer, der 18 Jahre lang so ziemlich alles war bei den "Kiezkickern", hatte sich für seine Rückkehr nach 21 Monaten Professionalität verordnet, ganz durchhalten konnte er sie nicht. "Wir freuen uns über drei Punkte - das war's", sagte der 43-Jährige kurz angebunden.



Für seinen Heimathafen an der Reeperbahn fand er wärmere Worte: "St. Pauli tut mir schon ein bisschen leid, aber wir sind ja nicht bei 'Wünsch Dir was'." Bei der gleichnamigen TV-Show aus der 70er Jahren hätte sich der Coach wohl drei Punkte für jeden der beiden Clubs gewünscht.

Dass nur die Rheinländer mit drei Zählern nach 90 turbulenten Minuten belohnt wurden, verdankten sie dem Geniestreich von Christian Clemens. Der Mittelfeldspieler zwirbelte in der 3. Minute einen Freistoß um die nicht optimal gestellte Abwehrmauer der Platzherren herum und erzielte damit schon den Treffer des Tages.

"Bei uns saßen ja gefühlte 60 Jahre St. Pauli auf der Bank. Deswegen freue ich mich, dass ich unserem Trainerteam einen erfolgreichen Abend bereiten konnte", sagte der Torschütze, der aber auch bemängelte, dass er und seine Mitspieler trotz numerischer Überlegenheit in der zweiten Halbzeit bis zum Schluss zittern mussten: "Da fehlte uns irgendwie der Killerinstinkt."

Frontzeck lobt Einstellung seiner "Kiezkicker"



Den hatte nur Clemens bei seinem Torerfolg unter Beweis gestellt - sogar schon vor der Ausführung, wie Stanislawski lobend anmerkte: "Endlich hat er sich den Ball 'mal nicht wegnehmen lassen und das Ding reingehauen."

Die Hanseaten hingegen konnten sich nur über die Rekordkulisse von 29.063 Zuschauern freuen, nach fünf Spielen ohne Sieg rückt der Abstiegskampf immer näher. Trainer Michael Frontzeck übersah aber gezielt die spielerischen Schwächen seiner Schützlinge und rückte vor der Partie am Freitag gegen den FSV Frankfurt den Fokus auf die Moral seiner Truppe: "Die war aller Ehren wert. Das ist der Geist, den ich sehen möchte."