Im Dialog: "Allzweckwaffe" Michael Parensen (l.) und Unions Cheftrainer Uwe Neuhaus
Im Dialog: "Allzweckwaffe" Michael Parensen (l.) und Unions Cheftrainer Uwe Neuhaus

"Sind auf einem guten Weg"

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Berlin - Der 1. FC Union Berlin war vor der Saison als ein Geheimfavorit für den Aufstieg gehandelt worden, doch nach zwei Spielen haben die Köpenicker erst einen Zähler auf dem Konto. Nicht gerade ein Start nach Maß.

In der vergangenen Spielzeit wurde Michael Parensen als "Sechser", in der Innenverteidigung und auf der Halbposition im Mittelfeld der Hauptstädter eingesetzt und ist so etwas wie Unions Allzweckwaffe. fungierte Parensen als Linksverteidiger und Ersatzkapitän. Nach der Partie sprach der Linksfuß über den ernüchternden Saisonstart der "Eisernen" - und lobte einen 18-jährigen Profidebütanten.

Frage: Herr Parensen, wie haben Sie das Spiel gesehen?

Michael Parensen: In der ersten Hälfte haben wir leider einige sehr gute Chancen nicht genutzt. In der zweiten Halbzeit waren wir dann auch im Herausspielen von Chancen nicht zwingend genug. Und dann wird es schwer gegen eine disziplinierte Braunschweiger Mannschaft, die nicht umsonst gegen Köln 1:0 gewonnen hat. Die Braunschweiger haben es sehr gut gemacht, haben tief gestanden. Aber das wussten wir vorher. Wir haben einfach nicht die richtigen Mittel gefunden.

Frage: Union ist immer wieder ohne Effekte gegen eine gut stehende Hintermannschaft der Eintracht angerannt - schwindet da irgendwann auch das Selbstbewusstsein?

Parensen: Nicht unbedingt das Selbstbewusstsein, aber vielleicht ein wenig die Kraft. Man rennt immer an, geht weite Wege. Wenn man den Ball verliert, läuft man in Konter - das ist natürlich anstrengend. Dann versucht man es mit der Brechstange, mit langen Bällen nach vorne. Das hat auch nicht geklappt. So stand dann am Ende die Niederlage.

Frage: Waren die Braunschweiger cleverer?

Parensen: Union und Eintracht sind ähnliche Teams. Hätten wir das 1:0 gemacht, wäre es genau andersherum gelaufen - dann hätten die Braunschweiger gegen uns Probleme gehabt. Dann hätten wir sie ausspielen und die Konter fahren können. Letztlich war es das Spiel zweier gleich starker Mannschaften. Die Eintracht war vielleicht etwas glücklicher, wobei ihr Sieg dann auch verdient war.

Frage: Sie haben als Linksverteidiger gespielt, vor Ihnen debütierte der 18-jährige Björn Jopek im linken Mittelfeld. Im Testspiel in Straußberg war die Rollenverteilung anders herum - er hinten und Sie davor. Wie hat es gegen Braunschweig aus Ihrer Sicht funktioniert?

Parensen: Grundsätzlich hat das gut geklappt. Für meinen Geschmack hätten wir noch mehr Angriffe über unsere linke Seite fahren können. "Jopi" hat das sehr gut gemacht, ist viel nach innen gezogen, so dass außen relativ viel Platz war. Das haben wir vielleicht nicht konsequent ausgenutzt. Ansonsten war er sehr ballsicher, hatte auch ein, zwei Torschüsse - es war ein sehr ordentliches Debüt.

Frage: Ein Punkt aus den ersten zwei Spielen - wie fällt Ihr Fazit aus?

Parensen: Das ist natürlich zu wenig. Wir hatten uns viel vorgenommen. Gerade hier zu Hause wollten wir wieder eine Macht werden. Das haben wir jetzt im ersten Heimspiel nicht geschafft. Wir haben nicht gezeigt, dass die Gegner Angst davor haben müssen, hier herzukommen.

Frage: Sind Sie ernüchtert?

Parensen: Wir sollten nicht anfangen, großartig Ernüchterung aufkommen zu lassen. Wir hatten im Vorfeld eine Rieseneuphorie. Das lag an der guten Vorsaison, am Stadionausbau, am erfolgreichen Dauerkartenverkauf. Da war die Euphorie möglicherweise schon ein bisschen zu groß. Das relativiert sich jetzt vielleicht ein wenig. Aber wir sollten uns das auch nicht kaputtmachen. Wir sind nach wie vor eine sehr gute Mannschaft. Wir haben uns sehr gut verstärkt. Wir sind aber auch noch dabei, uns zu finden. Es ist klar, dass das mit vier bis fünf neuen Spielern einige Zeit braucht.

Frage: Was bedeutet dieser Auftakt für die nächsten Spiele?

Parensen: Natürlich bin ich heute enttäuscht, aber nicht grundsätzlich über den Saisonstart. Jetzt kommen die nächsten wichtigen Spiele. Wir müssen nächste Woche Montag im Pokal bei Rot-Weiss Essen etwas reißen. Deswegen dürfen wir erst gar keine Ernüchterung aufkommen lassen. Wir sind grundsätzlich mit unserer Art und Weise Fußball zu spielen auf einem guten Weg. Jetzt müssen wir uns noch richtig finden - die letzte Abstimmung in der Defensive, den letzten Pass nach vorn besser spielen und unsere Chancen besser verwerten.

Aufgezeichnet von Andre Anchuelo