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Am Boden zerstört: Felix Burmeister (v.) und Keeper Stefan Ortega von Arminia Bielefeld
Am Boden zerstört: Felix Burmeister (v.) und Keeper Stefan Ortega von Arminia Bielefeld

Schockstarre in Bielefeld

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Bielefeld - Leere Blicke, Tränen der Trauer, Sprachlosigkeit. Arminia Bielefeld stürzte nach bei der 2:4-Pleite gegen den SV Darmstadt 98 im Rückspiel der Relegation regelgerecht aus der emotionalen Achterbahn und landete knallhart in der 3. Liga. Nach dem 3:1-Hinspielerfolg haben es Fans und Mannschaft nicht für möglich gehalten, dass überhaupt noch etwas schief gehen könnte. Doch dann kam Elton da Costa und wuchtete die Ostwestfalen ins Tal der Tränen. Nur Minuten vorher wähnte sich der DSC am lang ersehnten Ziel des Klassenerhalts.

Selbstvertrauen verfliegt nach Anpfiff

Als Kacper Przybylko in der 2. Halbzeit der Verlängerung den Querpass von Sebastian Hille zum 2:3-Anschlusstreffer verwandelte, schien doch noch alles gut zu werden. Denn 109 Minuten vorher verspielte die Arminia die lukrative Ausgangsposition, ehe eine Minute vor Abpfiff der große Schock einsetzte.

Während sich die Ostwestfalen mit dem Blick auf die Stadionuhr schon fertig zum Jubeln machten, sorgte der Last-Minute-Treffer von Darmstadts da Costa für schlagartige Stille im Stadion. Bis auf den Gästeblock versteinerten sich die Minen der Zuschauer in pure Schockstarre. "Wenn du dann den Anschluss schaffst, dann musst du gewillt sein, die Zweikämpfe anzunehmen und die Bälle klarer zu klären", sagte Trainer Norbert Meier.

Der langzeitverletzte Mannschaftskapitän Manuel Hornig musste sich das Drama vom Spielfeldrand anschauen, war nach dem Spiel der einzige Spieler, der nach dem 2:4 überhaupt zu Worten fähig war: "So grausam kann Fußball sein. Das ist eine absolute Katastrophe. Wir sind wahnsinnig enttäuscht."

Dabei war zu Beginn der Partie alles für die große Party zum Klassenerhalt vorbereitet. In der fast voll besetzten SchücoArena bereiteten die Arminen  ihren Lieblingen einen stimmungsvollen Empfang, hatten extra eine Choreografie einstudiert. Doch nachdem Schiedsrichter Dr. Jochen Drees die Partie um Punkt 20:30 Uhr angepfiffen hatte, war das Selbstvertrauen des DSC auf dem Platz wie weggeblasen.

Hornig: "Der unbedingte Wille hat gefehlt"

Bielefeld wirkte verkrampft, kam nicht gut in die Partie. Der 0:1-Gegentreffer durch Dominik Stroh-Engel ließ den DSC dann weiter sichtlich ins Grübeln kommen. Die Ostwestfalen hatten dem unheimlichen Druck der Darmstädter nichts entgegen zu setzen. Vor allem bei Standards wurde es im Bielefelder Strafraum stets brandgefährlich. Nach dem 0:2 zu Beginn der 2. Halbzeit machte sich auch auf den Zuschauerrängen allmählich die Angst breit.

Der zwischenzeitliche 1:2-Anschlusstreffer durch Felix Burmeister brachte nur kurzfristig Entlastung. Bielefeld verpasste den Moment, das Spiel nun an sich zu reißen. "Es hat der Biss und der unbedingte Wille aus den letzten Spielen gefehlt", erklärt sich Hornig das Auftreten. Dank der Glanzparaden von Keeper Stefan Ortega rettete sich die Arminia überhaupt noch in die Verlängerung und erlebte nach dem ersehnten Höhenrausch die erwähnte Bruchlandung.

Hinspiel mehr Fluch als Segen

Arminias Coach Meier zeigte sich sichtlich enttäuscht, bewerte das Spiel jedoch realistisch und zollte dem Gegner aus Darmstadt hohen Respekt: "Bei aller Dramaturgie, die eigentlich kaum noch zu überbieten ist, muss man ganz klar festhalten: Der Darmstädter Sieg ist vollkommen verdient, auch wenn das Tor erst in der Nachspielzeit fällt. Sie waren uns vor allem physisch überlegen."

Das komfortable 3:1 aus dem Hinspiel war am Ende womöglich mehr Fluch als Segen, glaubt auch Meier: "Wir waren das erste Mal in der Favoritenrolle, das sollte eigentlich beflügeln. Wir hatten vieles in der eigenen Hand. Es ist sehr schade, dass die Mannschaft nicht dafür belohnt worden ist, was sie gerade in den letzten Wochen auf dem Platz geleistet hat. Aber der Fußball nimmt da keine Rücksicht drauf."

Brutal und knallhart müssen die Ostwestfalen nun den Gang zurück in die 3. Liga antreten. Wie sich der Verein personell nun aufstellen wird, ob Trainer Meier bleibt, wird "sich zeitnah entscheiden, wir müssen das erst einmal verdauen", resultierte der Coach.

Aus Bielefeld berichtet Yannik Schmidt