Alois Schwartz möchte den SV Sandhausen in der 2. Bundesliga etablieren
Alois Schwartz möchte den SV Sandhausen in der 2. Bundesliga etablieren

Schwartz: "Wir sind noch nicht am Ende des Weges“

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Sandhausen – Überraschend früh sicherte sich der SV Sandhausen in den vergangenen Saison den Klassenerhalt. Nun will sich der Club in der 2. Bundesliga etablieren.

Dazu wurde der Vertrag mit Trainer Alois Schwartz um zwei Jahre verlängert. Im Interview mit bundesliga.de spricht er über die Saisonziele, das verhaltene Vorgehen auf dem Transfermarkt und wie die Fußballfans aus dem Südwesten künftig nach Sandhausen gelockt werden sollen.

bundesliga.de: Herr Schwartz, Sie haben jüngst erst Ihren Vertrag vorzeitig bis Ende Juni 2016 verlängert. Was hat Sie dazu bewogen?

Alois Schwartz: Die Vereinsverantwortlichen und ich haben nach der vergangenen Runde die Situation analysiert. Dabei hat der Verein aufgezeigt, welchen Weg er in Zukunft gehen will. Wir sind noch nicht am Ende des Weges, das Stadion ist weiter ausgebaut worden, die Infrastruktur ist erweitert worden, wir haben nun zwei Rasenplätze und einen Kunstrasenplatz zur Verfügung. Mir macht es Spaß, bei dieser Entwicklung weiter dabei zu sein.

bundesliga.de: Als Abstiegskandidat gehandelt, schafften Sie frühzeitig den Klassenerhalt in der vergangenen Saison. Was ist in der kommenden Spielzeit drin?

Schwartz: Wenn wir unsere Leistung bestätigen können, wäre schon viel erreicht. Wenn wir allerdings mit 44 Punkten 17. werden würden, wäre das nicht schön (lacht). Platz zwölf wäre natürlich wieder eine super Sache. Allerdings glaube ich nicht, dass wir unterschätzt werden. Das war vielleicht in der vergangenen Runde der Fall, nachdem wir erst spät wussten, weiter in der Klasse zu bleiben, weil Duisburg keine Lizenz bekommen hat und wir viele neue Spiele vor allem von unterklassigen Vereinen verpflichtet haben. Wir hatten auch viel Euphorie durch den Klassenerhalt. Aber ich sage auch: Wir wissen, was wir können. Und wenn es uns gelingt, unsere Tugenden wie Disziplin und Leidenschaft einzubringen und wir vorne effektiver werden, ist eine ähnliche Saison wieder drin.

bundesliga.de: Wie groß ist denn die Herausforderung für einen Klub wie den SV Sandhausen in der 2. Bundesliga?

Schwartz: Die Herausforderung ist für Sandhausen immer groß, es geht immer darum, das Erreichte wieder zu erreichen. Wir haben wieder vier Millionen Euro in die Hand genommen für das Stadion und viel in die Infrastruktur investiert. Wenn wir noch einmal in der Liga bleiben, können wir auch wieder mehr in Beine statt in Steine investieren.

bundesliga.de: Ist der SVS nach den Investitionen nun an einer Grenze angelangt und erhöhen diese Investitionen und Anstrengungen des Klubs nicht auch den Druck auf die Mannschaft?

Schwartz: Druck ist immer da, das gehört dazu. Er sollte uns beflügeln und nicht hemmen. Wir wollten, dass die Bagger rollen, wir wollten bauen. Der Zuschauerschnitt ging schon in der letzten Runde nach oben. Bald ist das ganze Stadion überdacht, wir bieten den Leuten nun noch mehr Komfort. Vielleicht gelingt es uns, durch gute Leistungen den einen oder anderen Zuschauer mehr zu uns zu locken, der sonst nach Karlsruhe, Hoffenheim, Kaiserslautern oder Darmstadt geht.

bundesliga.de: Sie waren auf dem Transfermarkt überschaubar unterwegs, warum (zur Transferbörse)?

Schwartz: Wir wollten nicht zu viel ändern, die Fluktuation war gerade vor der abgelaufenen Runde ein bisschen zu groß war. Wir haben eine stabile Defensive, nur Rechtsverteidiger Julian Schauerte wechselte nun nach Düsseldorf, ihn haben wir durch Marc Pfertzel von Union Berlin ersetzt. Im Angriff haben wir Danny Blum an Nürnberg verloren. 29 geschossene Tore aber waren insgesamt zu wenig, deswegen haben wir mit Andrew Wooten und Rene Gartler zwei Stürmer verpflichtet. Und im Mittelfeld haben wir mit Kevin Kratz aus Braunschweig und Robert Zillner aus Fürth Spieler geholt, die von der fußballerischen Seite kommen. Ich denke, die Mischung stimmt.

bundesliga.de: Was bedeuten die Neuzugänge für ihre Taktik?

Schwartz: Wir wollen taktisch flexibel bleiben. Nach der Flut an Gegentoren in der Saison vor zwei Jahren begannen wir letzte Runde mit einem 4-2-3-1-System, das ich im Laufe der Spielzeit in ein System mit zwei Stürmern verändert habe. Wir wollen je nach Situation und Gegner auch weiter taktisch unterschiedlich agieren können.

bundesliga.de: Wie schätzen Sie die Liga in dieser Saison insgesamt ein?

Schwartz: Das ist schwierig zu beantworten. In Köln hat die Liga eine attraktive Mannschaft mit vielen Zuschauern verloren, mit Nürnberg aber ein ähnliches Kaliber dazubekommen. Ich glaube, dass wieder alles eng beisammen sein wird. Kaiserslautern, Fürth, Düsseldorf oder St. Pauli spielen immer um die Aufstiegsplätze mit. Dazu kommen mit Heidenheim und Leipzig zwei sehr starke Aufsteiger.

bundesliga.de: Wie kann es der SV Sandhausen schaffen, sich im Profifußball deutlicher zu positionieren?

Schwartz: Fußball ist ein Ergebnissport, es geht also nur durch sportliche Erfolge. Ein Verein wie der Hamburger SV ist auch viel in den Medien, wenn die Elf in der Krise ist; das hat man letztes Jahr gesehen. Das hat aber auch damit zu tun, dass jeder weiß, was der HSV ist. Wenn es um Sandhausen geht, fragen immer noch viele Leute, wo das eigentlich genau liege geografisch. Wenn die Leute das nicht mehr fragen, wären wir auf einem guten Weg.

Das Interview führte Tobias Schächter

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