Kosta Runjaic will mit dem 1. FC Kaiserslautern einen "neuen Weg" einschlagen (© Imago)
Kosta Runjaic will mit dem 1. FC Kaiserslautern einen "neuen Weg" einschlagen (© Imago)

Runjaic: "Der Funke muss zuerst im Team zünden"

xwhatsappmailcopy-link

Kaiserslautern - Nachdem der Aufstieg zuletzt zwei Mal verpasst wurde, hat sich der 1. FC Kaiserslautern einen Umbruch verordnet. Unter anderem haben auch die Top-Torjäger Mohamadou Idrissou und Simon Zoller, auf deren Konto in der vergangenen Saison allein 26 der 55 Tore gingen, den Verein im Sommer verlassen. Im Interview mit bundesliga.de spricht Trainer Kosta Runjaic über die veränderte Transferpolitik, den neuen Teamgeist und die Saisonziele der Roten Teufel.

bundesliga.de: Herr Runjaic, der FCK hat in Mohamadou Idrissou und Simon Zoller seine beiden besten Torjäger verloren. Wie wird sich das auf die Spielweise der neuen Mannschaft auswirken?

Kosta Runjaic: Auch die beiden waren auf Vorlagen angewiesen und standen nicht alleine auf dem Platz. Und es ist ja nicht so, dass wir keine Alternativen in der Offensive haben. Srdjan Lakic, Philipp Hofmann und Stefan Mugosa haben ihre Qualitäten. Dazu haben wir auch einige sehr gute junge Stürmer mit viel Potenzial im Kader.

bundesliga.de: Wie wollen Sie es schaffen, dass sich Srdjan Lakic wieder zu einem Leistungsträger entwickelt?

Runjaic: Er macht jetzt die komplette Vorbereitung mit und wird in einer deutlich anderen Verfassung sein als er in der letzten Saison zu uns kam. Er weiß, was er kann und ich weiß es auch. Ich bin sicher, er wird bald wieder so agieren wie man es von ihm kennt.

bundesliga.de: Welche Hoffnungen dürfen sich die Fans in Bezug auf die Sturmtalente Philipp Hofmann und Stefan Musoga machen? 

Runjaic: Hofmann hat schon in der Liga gespielt, er wird sich schnell bei uns zurechtfinden. Mugosa bringt viel mit, wir werden ihn Stück für Stück heranführen. Beide passen sehr gut zu uns und unserer Philosophie. Die Fans werden Freude an ihnen haben, wenn wir ihnen etwas Zeit geben.

bundesliga.de: In der vergangenen Runde fehlten vor allem Konstanz und Konzentration in den Leistungen der Mannschaft. Warum wird das in der neuen Saison besser?

Runjaic: Eine Mannschaft ist kein abstraktes Gebilde, sondern besteht aus Menschen. Der eine oder andere hatte in der letzten Saison nicht den besten Einfluss auf den Spirit, war eher Egoist als Teamplayer. Jetzt haben wir eine Mannschaft in der sich jeder in den Dienst der Mannschaft stellt und Lust hat, gemeinsam etwas zu erreichen. Das merke ich täglich im Training und auch abseits des Platzes.

bundesliga.de: In der Vorsaison übernahmen Sie den Kader Ihres Vorgängers, nun konnten Sie die Mannschaft selbst zusammenstellen (Transferbörse). Ist das ein Vorteil?

Runjaic: Es ist immer ein Vorteil, wenn man selbst aktiv gestalten und seine Vorstellungen umsetzen kann. Aber ich will nicht im Nachhinein klagen. Es war auch in der vergangenen Saison nicht alles schlecht.

bundesliga.de: Wie funktioniert in diesem Zusammenhang die Zusammenarbeit mit Markus Schupp, der als neuer Sportdirektor eingestellt wurde?

Runjaic: Wir arbeiten sehr gut zusammen. Markus Schupp versteht sein Handwerk und wir tauschen uns intensiv aus. Ich freue mich, dass er jetzt beim FCK an Bord ist.

bundesliga.de: Sind denn alle Ihre Wünsche nach Verstärkungen erfüllt?

Runjaic: Bis Weihnachten ist es ja noch etwas hin (lacht). Den einen oder anderen Wunsch hat ein Trainer immer, aber das besprechen wir intern.

bundesliga.de: Was waren für Sie als Trainer die große Lehren nach der vergangenen Spielzeit, persönlich für Ihre Arbeit und in Bezug auf den Club und seine Fans?

Runjaic: Wenn nicht jeder einzelne im Kader zu 100 Prozent fokussiert ist und mitzieht, schaffst Du Deine Ziele in der Summe nicht. Dazu ist die Leistungsdichte in der Liga zu groß. Da gab es einige Enttäuschungen bei erfahrenen Spielern, denen ich persönlich mehr Professionalität zugetraut hätte. In Bezug auf Club, Fans und Umfeld bin ich nach wie vor begeistert. Der FCK ist ein sehr lebendiger Verein der sich trotz aller Professionalität etwas Familiäres bewahrt hat.

bundesliga.de: Das Saisonziel Wiederaufstieg wird nicht explizit ausgesprochen. Warum nicht?

Runjaic: Weil es nicht das einzige und auch nicht das von oben verordnete Ziel für diese Saison ist. Es geht vielmehr um einen neuen Weg, den wir gemeinsam beschreiten wollen.

bundesliga.de: Wenn der Weg das Ziel ist, wie soll der Weg des FCK denn in der neuen Runde aussehen?

Runjaic: Wir wollen und werden wieder junge Spieler entwickeln. Auch aus dem eigenen Nachwuchs. Diese Spieler müssen den FCK repräsentieren, sollen möglichst deutschsprachig sein, Entwicklungspotential haben und auch charakterlich top sein. Unter diesen Aspekten haben wir auch unseren gesamten Kader durchleuchtet. Wir wollen gewisse Werte nach außen tragen, für die muss jeder einzelne hier stehen.

bundesliga.de: Es stehen einige Talente im Kader aus dem eigenen Nachwuchs. Belastet der Ergebnisdruck während einer Saison nicht die Entwicklung dieser jungen Spieler?

Runjaic: Nein. Wir achten auf einen gesunden Mix im Team. Wir haben schließlich auch weiter Erfahrung im Kader. Und zu einer optimalen Entwicklung der Youngster gehört ein verantwortungsvolles Heranführen. Druck ist grundsätzlich immer da, auch in den Nachwuchsteams. Es kommt am Ende auf die richtige Dosierung an.

bundesliga.de: Die Fans waren mit der vergangenen Saison unzufrieden. Wie wollen sie die Anhänger wieder hinter die Mannschaft bringen?

Runjaic: Dadurch dass wir als Mannschaft Werte leben, mit denen sich die Fans identifizieren können. Die Fans sind ein ganz wichtiger Faktor, um den neuen Weg zu gehen. Das ist auch der Grund, warum wir unsere Trainingslager hier in der Region absolvieren. Wir suchen ganz bewusst die Nähe zu denen, deren Unterstützung wir unbedingt brauchen.

bundesliga.de: Noch ist keine Aufbruchsstimmung am Betzenberg zu spüren. Belastet das ihre Arbeit?

Runjaic: Wo haben Sie denn nachgeschaut? Zuerst muss der Funke in der Mannschaft zünden. Und da bin ich bisher sehr zufrieden. Im Verein stehen alle hinter dem Plan und auch unsere Partner unterstützen uns. Mit den Fans stehen wir in einen direkten und sehr konstruktiven Dialog. Ich bin zuversichtlich, dass die Roten Teufel künftig wieder für etwas stehen werden, zu dem man voller Überzeugung ja sagen kann.

Das Gespräch führte Tobias Schächter

Die Vorschau-Interviews der anderen Zweitligisten:

1. FC Nürnberg | Eintracht Braunschweig | Greuther Fürth | 1. FC Kaiserslautern | Karlsruher SC | Fortuna Düsseldorf | TSV 1860 München | FC St. Pauli | 1. FC Union Berlin | VfR Aalen | FC Ingolstadt | SV Sandhausen | Erzgebirge Aue | FSV Frankfurt | VfL Bochum | RB Leipzig | 1. FC Heidenheim | SV Darmstadt 98