In Rehden durfte er ran - gegen Gladbach auch? Rafinha (l.) war einer von vier neuen in Bayerns Startelf im Pokal bei Schwarz-Weiß Rehden (© Imago)
In Rehden durfte er ran - gegen Gladbach auch? Rafinha (l.) war einer von vier neuen in Bayerns Startelf im Pokal bei Schwarz-Weiß Rehden (© Imago)

Rotation bis zum Schluss: FCB startklar

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Osnabrück - Am Freitag ist sie vorbei, die Zeit der Experimente. Wenn der die Saison eröffnet, wird Josep "Pep" Guardiola seine mit Spannung erwartete erste Bundesliga-Startelf präsentieren. Wem schenkt der Münchner Coach sein Vertrauen, welche Stars werden mit der Bank Vorlieb nehmen müssen? Die vielen Tests der vergangenen Wochen mit einigen überraschenden Varianten lassen reichlich Raum für Spekulationen, und das 5:0 in Rehden bildete dabei keine Ausnahme.

Rehden nutzt die Defensiv-Lücken nicht

Denn wer dachte, Guardiola würde bereits beim im Pokalspiel beim Viertligisten seine Top-Formation aufs Feld schicken, sah sich getäuscht. Rotation war wieder einmal angesagt, auch bei der letzten Standortbestimmung. Philipp Lahm, Javier Martinez, Franck Ribery und Thiago waren raus - Rafinha, Daniel van Buyten, Xherdan Shaqiri und Mario Mandzukic kamen ins Team.



Die Niedersachsen waren freilich kein echter Prüfstein für den Champions-League-Sieger, doch Guardiola sah einige Dinge, die es noch zu verbessern gilt. Zwischen der Offensivreihe und der Abwehrkette entstanden im ersten Durchgang gelegentlich Lücken, die ein stärkerer Gegner womöglich besser ausgenutzt hätte.

So stand der Bayern-Coach noch Sekunden vor Beginn der zweiten Halbzeit - da er auf dem Weg aus der Kabine Richtung Bank quer über das Spielfeld laufen musste - mitten auf dem Rasen, um David Alaba und Dante gestenreich taktische Anweisungen zu geben.

Ribery lobt das System



Akribisch, engagiert und nichts dem Zufall überlassend, so beschreiben ihn seine Spieler. Seine Aufgabe ist es schließlich, die beste Mannschaft der Welt noch besser zu machen.

"Mit dem neuen System sind wir unberechenbarer denn je. Wir können mitten in einer Partie die Taktik ändern, oder ein paar Spieler wechseln die Position, um noch mehr Unruhe beim Gegner zu sorgen" hatte Ribery, der zu den drei Nominierten für Europas Fußballer des Jahres zählt, im Interview mit bundesliga.de erklärt.

Nur ein Sechser: Anfälliger bei Kontern?



Viele sagen aber auch, dass der FC Bayern ohne Doppel-Sechs dadurch in der Defensive und vor allem bei Kontern anfälliger sei. Wichtig wird es sein, die richtige Balance zwischen Offensiv-Power und defensiver Stabilität zu finden. "Ob wir einen Sechser oder zwei haben, ist nicht entscheidend. Die Unterscheide sind gar nicht so groß", meint Sportvorstand Matthias Sammer. "Der Schlüssel wird sein, dass die Organisation nach hinten stimmt. Mit Manuel Neuer, Philipp Lahm, Dante oder Schweinsteiger - egal, ob die dann auch immer alle spielen."

Personell hat Guardiola schier unbegrenzte Möglichkeiten. Schweinsteiger, Martinez, der von Wolfsburg umworbene Luiz Gustavo, Thiago und sogar Toni Kroos können auf der Sechs spielen. Martinez rückte zuletzt auch in die Innenverteidigung. Ribery, Robben, Müller, Kroos und Shaqiri sind in der Offensive flexibel einsetzbar. Wenn dann noch Mario Götze, der bereits wieder im Teamtraining ist, spielen kann, könnte der Konkurrenzkampf laut Ottmar Hitzfeld "mörderisch" werden.

Aber das kennt Guardiola schließlich vom FC Barcelona. Auch dort ist es ihm gelungen, sein Star-Ensemble um Lionel Messi und Co. bei Laune zu halten und zwei Mal die Champions League zu gewinnen.

Kein "Super-Super-Trainer"



Mit dem Druck und der Erwartungshaltung rund um den FC Bayern könne er umgehen, gleichwohl merkt er bereits vor dem Saisonstart, dass "die Leute immer mehr, mehr, mehr wollen". Er sei aber kein "Super-Super-Trainer", sondern ein ganz normaler, der seit fünf Jahren Trainer ist und seine neue Mannschaft erst seit sieben Wochen kennt.

Für den Saisonstart sehen sich die Bayern dennoch bestens gerüstet. "Der Trainer hat einiges ausprobiert. Jetzt müssen wir zeigen, dass die Automatismen in einem Punktspiel funktionieren. Wir haben viel gearbeitet und sind bereit", sagte Shaqiri.

"Unmöglich, immer 7:0 zu gewinnen"



Los geht es am Freitag mit dem Heimspiel gegen Gladbach. Volles Haus in der Allianz Arena, Live-Übertragung in rund 200 Länder, die ganz große Bühne. Wer diese von Beginn an betreten darf und mit welcher taktischen Formation der FCB agieren wird, wird wohl bis zuletzt Guardiolas Geheimnis bleiben.

Fest steht, die Fans erwarten ein Spektakel und alles andere als ein Erfolg der Bayern wäre eine große Überraschung. Doch der 42-Jährige mahnt zur Zurückhaltung: "Wir wollen Schritt für Schritt gehen. Die Leute glauben, wir müssen immer 7:0 gewinnen, aber das ist unmöglich". Das hoffen wohl nicht nur die Gladbacher.

Aus Osnabrück berichtet Markus Hoffmann