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Hat gut Lachen: Holger Stanislawski ist mit dem 1. FC Köln seit elf Spielen undgeschlagen und hat sich heimlich still und leise an den Relegationsplatz 3 herangepirscht
Hat gut Lachen: Holger Stanislawski ist mit dem 1. FC Köln seit elf Spielen undgeschlagen und hat sich heimlich still und leise an den Relegationsplatz 3 herangepirscht

Relegation? (R)auf geht's!

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München - Da stand Holger Stanislawski nun in den Katakomben des RheinEnergieStadions und blickte bierernst in die Kamera. Mit 2:0 hatte sein 1. FC Köln soeben den 1. FC Union Berlin geschlagen und damit weiteren Boden auf den 1. FC Kaiserslautern auf dem Relegationsplatz 3 gutgemacht.

Kölner Abwehrbollwerk

Und was sagte der für seinen großen Humor und einen gelegentlichen Hang zur Ironie berüchtigte Trainer zum Höhenflug seines bereits seit elf Partien ungeschlagenen Teams? Kein Wort des Lobes, im Gegenteil - die eigentlich solide Leistung der "Geißböcke" sei vielmehr "beschämend" und "einfach enttäuschend. Und ich weiß auch nicht, wie ich diesen Kummer ertränken soll, bis wir endlich mal wieder ein Gegentor kriegen", scherzte der 43-Jährige. Wenn die Resultate stimmen, kann man sich eben auch mal einen Witz erlauben.

Und die Ergebnisse stimmen bekanntlich schon seit Wochen, so dass sich der beachtliche Einsatz, den die Domstädter meist bringen, inzwischen immer mehr bezahlt macht: So ist der FC in dieser Saison ligaweit die laufstärkste Mannschaft, im Schnitt marschieren die Kölner pro Spiel 115,9 Kilometer. Dazu gab niemand mehr Torschüsse ab als Christian Clemens und Co. (350), auch wenn gerade die Trefferausbeute (27) durchaus noch ausbaufähig ist. In Sachen Ballbesitz (durchschnittlich 53 Prozent) ist nur Spitzenreiter Hertha BSC dominanter.



Das absolute Prunkstück ist allerdings die Defensive. Zusammengerechnet gewannen die Verteidiger der Rheinländer im bisherigen Saisonverlauf bemerkenswerte 59 Prozent der Zweikämpfe und belegen damit in dieser Statistik den 1. Platz. Mit lediglich 246 zugelassenen Torschüssen zählt Stanislawskis Truppe heute zu den Top 3 der 2. Bundesliga, zudem ist der FC in Sachen Standards längst eine Macht und musste erst vier Gegentreffer nach ruhenden Bällen hinnehmen - ebenfalls ein Spitzenwert.

Ein Schlüssel zu dieser Sicherheit bei Ecken und Freistößen liegt in der Kölner Kopfballstärke. Die etatmäßige Innenverteidigung mit Dominic Maroh (1,86 Meter) und Kevin McKenna (1,90) ist nämlich nicht nur sehr erfahren, sondern verfügt eben auch über das erforderliche Gardemaß, um nahezu alles abzuräumen. Von daher stehen den erst fünf Kopfballgegentoren gleich zehn eigene Treffer per Kopf gegenüber.

FC in Lauerstellung



"Es ist schwer, gegen uns Tore zu erzielen. Gerade im Vergleich zu den oberen Teams haben wir Boden gutgemacht", sagte Torhüter Timo Horn, der schon acht Mal zu null spielte, dem "Express". Der 19-Jährige weiter: "Was mir auffällt, ist, dass unsere Außenverteidiger versuchen, jede Flanke zu verhindern und sich in jeden Distanzschuss reinschmeißen. Das war letztes Jahr nicht so. Jetzt sind wir deutlich aggressiver und begleiten nicht nur den Gegner."

Und wenn man deshalb hinten kaum ein Gegentor kassiert, reicht vorne mitunter eben auch mal ein "dreckiges" 1:0. Zumindest über die Relegation scheint der direkte Wiederaufstieg darum nicht mehr ausgeschlossen, denn nach durchwachsenem Saisonstart ist der Rückstand auf Rang 3 inzwischen auf drei Zähler geschmolzen. Der FC hat allein in den vergangenen elf Partien acht Punkte auf den FCK aufgeholt. Gesetzt den Fall, dass es genau in diesem Tempo weiterginge, stünde Köln am 19. Mai sogar fünf Punkte vor Kaiserslautern.

"Wollen den Platz an der Sonne"



Das ist jedoch Zukunftsmusik. Vorher müssen die "Geißböcke" am 28. Spieltag noch zum Schlüsselspiel auf dem Betzenberg antreten und dort die nötigen "Big Points" mitnehmen. Das weiß auch Stanislawski, der die Sache gewohnt gelassen angeht.

"Wir hatten schon 13 Punkte Rückstand auf Cottbus und auf Kaiserslautern. Jetzt haben wir in den vergangenen 15 Spielen nur einmal verloren. Wenn wir am Leistungslimit spielen, sind wir schwer zu schlagen", verkündete der Chefcoach vor Wochenfrist völlig unaufgeregt und schob nach: "Noch stehen andere Teams vor uns, wir befinden uns im Halbschatten. Aber irgendwann wollen wir an den Platz an der Sonne." Und das war nun ausnahmsweise keineswegs als Spaß gemeint.

Stefan Missy