Hans-Jürgen "Dixie" Dörner war 1996 der erste ostdeutsche Trainer in der Bundesliga (© imago)
Hans-Jürgen "Dixie" Dörner war 1996 der erste ostdeutsche Trainer in der Bundesliga (© imago)

Dixie Dörner: Über Bremen und Kairo zurück in die Heimat

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Dresden - Als das Interview beendet ist, fällt Dixie Dörners Blick auf die Prager Straße und sein Blick verdunkelt sich: "Eigentlich wollte ich Weihnachts- geschenke holen, aber bei dem Gedränge..." Der frisch gebackene Aufsichtsrat von Dynamo Dresden wird also wohl wieder auf den letzten Drücker einkaufen: "Wäre leider nicht das erste Mal..."

Großer Verein mit viel Tradition

Dörner, dessen Vornamen (Hans-Jürgen) weithin unbekannt sind, hat zuvor lange und ausführlich über sich und den Verein gesprochen, der seit über 40 Jahren sein Verein ist und der gerade mal wieder in die Schlagzeilen gekommen ist - ein paar Unbelehrbare haben in Bielefeld randaliert. "Ich kann nur hoffen, dass die Menschen verstehen, dass das eine krasse Minderheit ist, die Mehrzahl unserer Fanschar ist völlig friedlich."

Das stimmt. Und sie ist dem beliebtesten Verein in den neuen Ländern seit Generationen verbunden. Gerne erzählen die älteren Fans von den Meisterschaften, den Europapokalspielen gegen Ajax Amsterdam oder die Bayern. Auch Dörner, 1953 geboren, macht da keine Ausnahme: "Die Bayern hatten wir 1973 am Rande des Ausscheidens. Das waren tolle Spiele vor 38.000 Fans - damals wie heute war Dynamo ein Zuschauermagnet." Kein Wunder: "Dresden war schon vor dem Krieg eine Fußballstadt, und Dynamo war ja von den Siebzigern bis zum Zwangsabstieg 1995 immer erstklassig."

Dass danach der Nachwuchsbereich schleifen gelassen wurde, tut Dörner heute noch weh. "Dynamo stand schließlich immer für Nachwuchsarbeit." Auch er selbst fing schließlich als Jungspund bei den Schwarz-Gelben an. Und startete von dort aus eine beachtliche Karriere. Mit der A-Nationalmannschaft bestritt er 100 Länderspiele, nur zwei weniger als Joachim Streich, der mit 102 Länderspielen DDR-Rekordnationalspieler ist. Nach dem Karriereende schlug er die Trainerlaufbahn ein. "Für mich war die Wende natürlich positiv", sagt er. "Das war ein völlig gleichberechtigtes, kollegiales Arbeiten. Wir hatten jede Menge Spaß und einen guten Austausch."

Pionier - Bezirksliga - Aufsichtsrat

1996 - also lange bevor Hans Meyer in Mönchengladbach anheuerte, war er der erste ostdeutsche Trainer in der Bundesliga. Doch nach einer schwachen Saison unter Aad de Mos, an deren Ende Werder Bremen 15. war, gelang auch Dörner nur Rang 9 - zu wenig für die hochgesteckten Erwartungen nach den erfolgreichen Rehhagel-Jahren. Im August 1997 war Schluss für den Mann, der wegen seiner Ballbehandlung als Libero "Beckenbauer des Ostens" genannt wurde - ein Adelstitel, der Dörner keine Freude bereitet: "Das war eine Erfindung der Journalisten", sagt er und für einen Moment erlischt das Lächeln. "Franz hatte mit seinem Verein ja auch ganz andere Erfolge."

Es folgten Stationen in Zwickau, beim VfB Leipzig und bei Al-Ahly Kairo, ehe Dörner den Bezirksligisten Radebeuler SC in die Landesliga führte. Angesprochen auf seine Zeit bei Werder, fällt das Wort "lehrreich". Man habe ihm "damals zwei, drei Jahre Zeit versprochen, um die Mannschaft nach vorne zu bringen, aber ich habe die Entlassung nicht tragisch genommen". Warum auch? Dörner kann schließlich ohne Groll zurückblicken. Und als Verantwortlicher bei Dynamo wird es einem sowieso nie langweilig.

Christoph Ruf