Ivica Banovic stand in dieser Saison 27 Mal in der Startelf bei Energie Cottbus
Ivica Banovic stand in dieser Saison 27 Mal in der Startelf bei Energie Cottbus

"Plumpsende Felsbrocken" bei Energie

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Cottbus - Durch den letztlich glücklichen 2:1-Sieg gegen den 1. FC Union Berlin machte der FC Energie Cottbus am letzten Spieltag den Klassenerhalt perfekt - Spieler, Trainer, Präsident und vor allem die Fans waren erleichtert.

Verrückte vier Minuten

"Wir haben nach dem Spiel sicherlich mehrere Felsbrocken plumpsen gehört", brachte FCE-Präsident Ulrich Lepsch die Stimmung in der Lausitz auf den Punkt. Bis dahin waren es nochmal 90 Minuten richtig harte Arbeit für die Mannen von Energie-Coach Rudi Bommer gewesen. Der 54-Jährige sah es ähnlich wie sein Clubchef: "Man hat deutlich gehört, wie viele Steine uns heute vom Herzen gefallen sind."



Ivica Banovic räumte ein: "Wir sind nicht gut ins Spiel gekommen." Das lag laut Energies Mittelfeldmann auch am Gegner aus Berlin, für den es um nichts mehr ging. "Union spielt einen Superfußball, die stehen zu Recht auf Platz 7", lobte Banovic die "Eisernen". Vielleicht entscheidend für den Verlauf des Spiels waren vier Minuten kurz vor der Pause. Erst versenkte FCE-Innenverteidiger Uwe Hünemeier nach einem Freistoß per Kopf den Ball im Tor der Berliner. Doch Schiedsrichter Christian Dingert erkannte den Treffer wegen Abseits zurecht nicht an.

Praktisch im Gegenzug holte Daniel Ziebig Union-Stürmer Simon Terodde im Strafraum von den Beinen - Elfmeter. Den verwandelte Markus Karl für die Gäste souverän, doch Dingert ließ die Ausführung wiederholen. Beim zweiten Versuch semmelte der Berliner "Sechser" dann den Ball an die Latte.

Glück, Glück, Glück



"Ich wüsste nicht, wie sonst das Spiel verlaufen wäre", mochte sich Bommer nicht ausmalen, was ein Rückstand zu diesem Zeitpunkt bedeutet hätte. "Die Nerven hätten dann vielleicht auch eine große Rolle gespielt." So verlief die Situation, räumte der Cottbuser Trainer ein, "glücklich" für Energie. Das Glück wurde von den Lausitzern ohnehin viel gelobt. "Es war vielleicht ein bisschen glücklich, aber Glück hatten wir in der Saison nicht so oft", sah Daniel Ziebig die ausgleichende Gerechtigkeit am Werk.

Eher unglücklich war, dass der FCE keine 120 Sekunden nach der Führung in der 59. Minute durch Daniel Adlung den Ausgleichstreffer durch Unions Chinedu Ede hinnehmen musste. Erst in der 73. Minute gelang Dimitar Rangelov mit einem sehenswerten Freistoß der Siegtreffer. Auch der Stürmer sah an diesem Sonntag "das Glück" am Werk, "dass wir lange Zeit nicht hatten." Für den Bulgaren ein entscheidender Grund für die Cottbuser Zitterpartie bis zum letzten Spieltag: "Das Glück fehlte uns in der gesamten zweiten Saisonhälfte. Wir haben oft gut gespielt, aber nicht gewonnen." Das sei diesmal anders gewesen: "Es war ein Super-Spiel - nicht, weil wir gut gespielt hätten, sondern nur weil wir die drei Punkte geholt haben", erklärte der von Dortmund ausgeliehene Stürmer, dessen Zukunft noch unklar ist: "Wir sind in Gesprächen. Aber Fakt ist, dass ich in Dortmund noch ein Jahr Vertrag habe."

"Platz 14 nicht unser Anspruch"



Auch Marc Andre Kruska war "glücklich, dass wir drin geblieben sind". Der Cottbuser Kapitän fand dennoch deutliche Worte für die insgesamt enttäuschende Saison des FCE: "Die Fans gehen nach dem heutigen Spiel zufrieden nach Haus, aber die gesamte Saison sehen sie natürlich - genauso wie wir Spieler - als beschissen an." Sein Mittelfeldkollege Banovic meinte, "dass wir uns verdient haben, auf Platz 14 zu stehen. Nicht mehr und nicht weniger." Gleichzeitig stellte der Kroate fest: "Platz 14 ist nicht unser Anspruch."

Flügelflitzer Daniel Adlung, der erstmals seit dem 7. Spieltag wieder ein Tor erzielte, wagte bereits einen Blick auf die neue Spielzeit: "Wir dürfen uns für die nächste Saison nichts vormachen - all das Gerede von Potenzial", so der 24-Jährige. "Wir haben zwar eine ordentliche Mannschaft, aber haben das die ganze Zeit als Alibi oder Ausrede genommen, wenn wir wieder keine Punkte geholt haben. Das darf nicht mehr passieren." Stattdessen fordert Adlung: "Wir müssen bescheiden sein."

Personeller Umbruch?



So waren sich am Ende selbstkritische Cottbuser Spieler mit ihrem Präsidenten einig. Denn auch Lepsch gestand Fehler ein: "Wir haben in dieser Saison sicherlich einiges falsch gemacht im Präsidium und Funktionsteam und werden es in den nächsten Wochen gründlich analysieren."

Dass diese Analyse auch personelle Konsequenzen nach sich ziehen wird, deutete Rudi Bommer schon nach dem Spiel an. Der Fußballlehrer wünscht sich vor allem im Sturm Verstärkung: "Da gehen mir die Bälle zu schnell verloren." Bei potenziellen Neuzugängen hatte der FC Energie aber vor dem endgültigen Klassenerhalt schlechte Karten. Klar ist nur, dass Super-Talent Leonardo Bittencourt den Verein Richtung Dortmund verlässt. "Da ist schon mal eine Stelle frei", erklärte Bommer, der schon für diese Woche weitere Personalentscheidungen in Aussicht stellte.

Aus Cottbus berichtet Andre Anchuelo